Offshore-Leaks Die Methode Steueroase

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Oasen mit Verschwiegenheit

Alte und neue Steueroasen
Ein Strand auf den Tobago Keys Quelle: dpa
Ein Schild mit dem Zeichen von Liechtenstein Quelle: REUTERS
Eine Stadt in Zypern Quelle: dapd
Festungsmuseum in Luxemburg Quelle: dpa
Wiener Opernball Quelle: dpa
Bauern in der Schweiz Quelle: dapd
Dubai Quelle: dapd

Banken betätigten sich demnach auch gerne als Geburtshelfer von Briefkastenfirmen und Stiftungen. Ganz vorne mit dabei: die Schweizer Großbanken UBS und Credit Suisse sowie die Deutsche Bank. Den Recherchen zufolge ist die UBS in 2900 Gesellschaften in Steueroasen involviert, bei der Credit Suisse sollen es rund 700 sein. Aber auch die US-Bank JP Morgan sowie nahezu alle anderen Großbanken sollen in den Daten zu finden sein.

Wann Steuerstraftaten verjähren

Die Deutsche Bank hatte nach Angaben von SZ und NDR zumindest bis ins Jahr 2010 in 309 Firmen und Trusts ihre Finger im Spiel, überwiegend auf den Jungferninseln. Sie soll über ihre Niederlassung in Singapur die Dienste von Portcullis Trustnet genutzt haben, um für Privatkunden Gelder in die Steuerparadiese zu verlagern. Auf ihrer Webseite www.dboffshore.com wirbt das deutsche Spitzeninstitut mit Finanzdienstleistungen auf den Cayman Islands, den Kanalinseln und Mauritius. Insbesondere auf Mauritius seien die Rahmenbedingungen stabil und das Umfeld „steuerneutral“. Die Deutsche Bank unterhält angeblich auch eine Tochtergesellschaft namens Regula Limited auf den British Virgin Islands zur Betreuung dieser Firmen.

Der Bundesverband deutscher Banken bestreitet gegenüber der WAZ-Mediengruppe eine Mitverantwortung der Geldinstitute. Banken fehlten hoheitliche Befugnisse, die Steuerehrlichkeit ihrer Kunden zu überprüfen. „Es ist daher nicht richtig, die Banken hierfür an den Pranger zu stellen.“ Weiter sagte Verbandspräsident Andreas Schmitz: „In erster Linie sind es Privatpersonen und Organisationen, die ihr Geld in den Steueroasen anlegen.“ Banken könnten bei diesen Transaktionen die Steuerehrlichkeit der Kunden nicht überprüfen, weil ihnen die Befugnisse dazu fehlten.

In den Steueroasen winken Investoren nicht nur Steuervorteile, sondern vor allem Verschwiegenheit. Die Insel- und Kleinstaaten geben ohne direktes Steuerabkommen mit dem Ausland weder die Namen von Gründern noch Begünstigten der Scheinfirmen und Trusts heraus. Das können Kunden zu verschiedenen Zwecken nutzen, die von eindeutig illegal bis rechtlich unbedenklich reichen: Steuerhinterziehung, Geldwäsche kriminell erworbener Vermögen, die preiswerten Vermögensverwaltung von Stiftungen bis hin zur Nutzung von Steuervorteilen, etwa bei der Kapitalbesteuerung. Die UBS gibt auch zu, sich der externen Dienstleistung von Portcullis Trustnet zu bedienen, will dies aber nicht mit Ziel der Steuerhinterziehung gleichgesetzt wissen. Beobachter und Experten sind sich jedoch einig, dass darin ein Hauptmotiv der Kunden zu suchen ist.

Besonders populär ist Nutzung dieser Konstrukte offenbar in Großbritannien: Mehr als 175.000 im Vereinigten Königreich registrierte Unternehmen haben einen Geschäftsführer mit Sitz in einer der Steueroasen. Nach Informationen von The Guardian sind davon im britischen Handelsregister noch 60.000 Unternehmen als aktiv registriert. Besonders beliebt sind unter diesen britischen Firmen offenbar Briefkastenadressen mit Gerichtsstand auf den British Virgin Islands, aber auch die kleinen Kanalinseln, Zypern, Dubai und den Seychellen. Das bedeutet allerdings noch nicht, dass es immer um illegale Machenschaften geht, oder dass es sich bei den Firmenchefs nur um Strohmänner handelt. Erst im November vergangenen Jahres, hatte die britische Zeitung 28 Scheinchefs dokumentiert, von denen jeder hunderten oder gar tausenden Unternehmen vorstand – darunter 8900 in Großbritannien registrierte Firmen, deren wahre Inhaber so verschleiert wurden. Nun zeigt sich, dass es sich nur um die Spitze eines Eisbergs handelte.

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