Prozess gegen Hannes Kuhn 70 Millionen Euro Schaden und kein Schuldiger

Zehn Jahre dauerte das Verfahren gegen den Steuerberater Hannes Kuhn und seine Firma DM Beteiligungen. Am Ende plädierte selbst der Staatsanwalt selbst auf Freispruch. Dennoch: Das Geld von rund 8000 Anlegern ist weg.

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DM Beteiligungen ist nicht die einzige Pleite-Firma, mit der Steuerberater Hannes Kuhn in Verbindung steht. Quelle: dapd

Düsseldorf Der Name Hannes Kuhn wurde den meisten Deutschen erst bekannt, als er schon Kratzer hatte. 1998 gründete der Steuerberater Solar Millennium. 2005 ging das Unternehmen an die Börse. Der Kurs hob ab und brach ein, 2010 holte Kuhn mit dem ehemaligen EnBW-Chef Utz Claassen einen neuen Hoffnungsträger ins Haus. Wieder hob der Kurs ab, wieder brach er ein, nur schneller. 2011 meldete Solar Millennium Insolvenz an. Claassen wollte Schadenersatz.

Kuhn hatte da schon größere Probleme auf dem Tisch. Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf warf ihm in einer 357 seitigen Anklageschrift vermeintliche Vergehen in der Vergangenheit vor. Als Steuerberater der Immobiliengesellschaft DM Beteiligungen soll er Bilanzen aufgehübscht haben. Die Gesellschaft versprach sieben Prozent Rendite, war aber nach Ansicht der Staatsanwaltschaft eine Luftnummer. 2006 ging auch sie in die Insolvenz

Kuhn dementierte energisch jede Schuld. Er habe seine Pflicht als Steuerberater erfüllt, mehr nicht. Vor Gericht ließ sich Kuhn von der Spitzenverteidigerin Simone Kämpfer vertreten, ein ebenfalls angeklagter Geschäftsführer nahm sich den gleichermaßen renommierten Anwalt Volker Hoffmann.

Beide setzten sich nun durch. In 40 Verhandlungstagen zerpflückten sie die Anklage. Zuletzt hisste die Staatsanwaltschaft selbst die weiße Fahne. Am Donnerstag sprach das Gericht beide Angeklagten frei. Dazu Kuhn: „Ich freue mich sehr über den heutigen Freispruch nach mehr als zehnjähriger Verfahrensdauer. Mein Respekt gilt Herrn Staatsanwalt Riegermann, der am Ende selbst auf Freispruch plädierte und dem Gericht für die stets faire Verhandlungsführung in den 40 Verhandlungstagen.

So bleibt am Ende nur der Schaden. Denn wie 8000 Anleger bestätigen können: Das Gericht mag keinen Schuldigen gefunden haben. Aber ihr Geld ist weg.

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