Allein in München werde bei Neuvermietungen inzwischen schon mindestens jede dritte Miete indexiert, sagt Rudolf Stürzer, Vorsitzender von Haus und Grund in München. Seit der Mietrechtsreform im Jahr 2001 ist das erlaubt. Vorher war die Koppelung nur bei Gewerbeimmobilien üblich. Damals stiegen die Kaltmieten bundesweit auch noch schneller als die Inflationsrate
Viele Mieter unterschreiben offenbar, ohne genau zu wissen, worauf sie sich einlassen. In München heißt das beispielsweise: Zusätzlich zur Verteuerung der Energiekosten im oft zweistelligen Prozentbereich müssen Betroffene womöglich Mieterhöhungen um etwa 2,1 Prozent und mehr hinnehmen. Anhand der amtlichen Daten darf der Vermieter die Inflationsrate jährlich an den Mieter weitergeben. Er muss es aber nicht. "Die meisten erhöhen nur alle drei bis vier Jahre", versichert Stürzer.
Kaum Hoffnung auf weniger Inflation
Speziell in weniger gefragten Wohnlagen Deutschlands kann die Indexmiete rasch zum Preisbeschleuniger werden. "Das passiert beispielsweise auf dem Land, wo die Vergleichsmieten nicht so schnell nach oben gehen", erklärt Mieterbund-Experte Wüstefeld.
In heiß begehrten Städten wie München ist die Indexmiete allerdings nicht immer automatisch die schlechteste Lösung. Denn auch die "normalen" Mieten galoppierten dort davon, erklärt Stürzer - oft um bis zu 15 Prozent in zwei Jahren. Zusatzvorteil bei Indexmietverträgen: Modernisiert der Vermieter die Fenster oder die Heizung auf freiwilliger Basis, darf er die Kosten nicht auf seine Mieter umlegen.
Grundsätzlich profitieren jedoch vor allem Vermieter in Großstädten, in denen eine Mieterhöhung auf einen hoch komplizierten Mietspiegel mit ortsüblichen Vergleichsmieten gestützt werden muss. Wer etwa in München eine Anhebung durchsetzen will, muss seinem Mieter aufwendig begründen, warum dieser mehr Geld zahlen soll. Streit ist an der Tagesordnung. Bei der Indexmiete ist die Preisentwicklung dagegen amtlich vorgegeben. "Dagegen zieht niemand vor Gericht", sagt Stürzer.
Auch wenn die Indexmiete für viele Mieter mehr Nachteile als Vorteile hat, bleibt ihnen wegen des knappen Wohnungsangebots in Großstädten oft keine andere Wahl als zu unterschreiben. Angesichts der Eurokrise gibt es derzeit auch wenig Hoffnung auf sinkende Inflationsraten. Sollten die Verbraucherpreise einmal absacken, wird auch die Grundmiete niedriger. Ein Vermieter muss beim Indexvertrag auch eine gegenläufige Entwicklung weitergeben.