„Ich hatte Kunden aus Deutschland, die waren genauso durchgeknallt wie Hoeneß. Die haben jeden Tag bis zu 30 mal bei mir angerufen“, sagt ein ehemaliger Vontobel-Banker. Bei 20 Millionen Mark Startkapital „hat Vontobel Hoeneß vermutlich eine Kreditlinie von 100 Millionen oder mehr zum Spekulieren gegeben“. Das Risiko war auch für die Bank überschaubar. Es gibt bei Devisen Unmengen historischer Daten, die Schwankungsbreite der Kurse ist kurzfristig gering. Und als Sicherheit waren immerhin die 20 Millionen von Hoeneß da. „Da laufen dann zig Wetten mit großem Einsatz nebeneinander, kaum eine länger als zwei Wochen, oft nur einen Tag“, sagt der Ex-Vontobel-Mann, „das ist reine Spielbank.“ Die Kreditlinie für solche Top-Kunden habe die Bank täglich berechnet – und gut an Zinsen und Provisionen verdient.
Zocker können sich im Steuergeflecht schon mal verheddern. „Vermeintlich neutrale Positionen können über Nacht durch Währungseffekte zu Gewinnen werden, die versteuert werden müssen“, sagt Jens Wöhler, Vorstand bei SBroker, der auch Heavy Trader mit bis zu 5.000 Transaktionen im Jahr betreut. Deutsche Banken weisen diese Gewinne aber aus.
Grenzenlos verschoben
Banken-Service mit Derivaten und Devisen wissen auch Reiche zu schätzen, die nicht in erster Linie Gewinne machen, sondern Geld verschieben wollen. „Mithilfe von Optionsgeschäften könnten ganze Konten in der Schweiz abgeräumt werden – ohne jede Überweisung, die Spuren hinterlassen würde“, sagt der Steuerrechtler Thomas Koblenzer, der vermögende Kunden betreut. Über die Finanzmärkte werden mithilfe der Banken Millionen verschoben. „Anleger denken sich so was nicht selber aus. Vermögenden werden Optionsgeschäfte von Bankern angedient“, weiß Koblenzer.
Theoretisch funktioniert das so: Schwarzgeld in der Schweiz soll nach Singapur. Eine einfache Überweisung würde digitale Spuren hinterlassen, Bargeld im Koffer ist zu riskant. Also eröffnet der Kunde ein Konto in Singapur und zahlt einen kleinen Betrag bar ein – die Margin als Sicherheit für mögliche Verluste.
Nun wird ein Zins- oder Devisengeschäft mit dem Schweizer Konto abgeschlossen, bevorzugt außerbörslich, sodass kein anderer Marktteilnehmer dazwischenfunken kann. Der Währungsmarkt ist groß genug, sodass Deals unter dem Radarschirm der Behörden bleiben. Der Kunde handelt dann mit sich selbst, und zwar so, dass er in der Schweiz verliert und in Singapur das Konto anschwillt.