Russland in den Panama Papers Der Putin-Skandal, der keiner ist

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Je größer ein Bauprojekt, desto höher das Schmiergeld


Korrupt ist und bleibt Russland, die Panama Papers bestätigen dies einmal mehr: Wer Großaufträge vom Staat erhalten will, muss Beamten schmieren. Darum wurde Sotschi 2014 zu den teuersten Olympischen Spielen aller Zeiten. Darum fiel der Bau der Pipeline „Nord Stream“ über Land in Russland teurer als die Verlegung in der Ostsee. Je größer ein Bauprojekt, desto höher fällt das Schmiergeld aus.

Russen nutzen Panama insofern nicht zum Steuersparen, sondern zur Geldwäsche.

Trotz vieler Indizien bleiben Fragen im Dunkeln: Erfolgten die Transaktionen auf Putins Befehl? Verwaltet der Cellist das Vermögen im Auftrag des Kremlchefs? Aus welchen Gründen überwiesen Oligarchen wie TUI-Minderheitsaktionär Alexej Mordaschow den Briefkastenfirmen Darlehen? Die Fragen sind berechtigt und spannend – aber die Antworten, die die „Leaks“ lediglich implizieren, bleiben spekulativ.

Unterdessen fällt die Verbindung zu Putin dürftig aus: Die einzige indirekte Verbindung zum Kremlchef ist ein Skiresort nördlich von Sankt-Petersburg, das eine zypriotische Briefkastenfirma zuvor mit Geldern aus dem Roldugin-Imperium erworben hatte: Dort feierte Putins Tochter Maria ihre Hochzeit mit einem niederländischen Investmentbanker.

Putins Reichtum wirkt dubios

Unbestritten ist lediglich das enge Verhältnis zwischen Putin und Roldugin: In den Siebzigerjahren sollen sie singend im alten „Zaporoschez“ durch Leningrad gedüst sein; der Cellist ist Patenonkel von Putins erster Tochter Maria. So eng die Bindung der beiden auch sein mag, so dubios die Geschäfte des panamaischen Briefkasten-Krösus sind – ein handfester Skandal wird daraus erst, wenn die Verbindungen zu Putin klarer nachgewiesen ist.

Anhaltspunkte für Recherchen über Putins Reichtum gibt es durchaus: Der Kremlchef wurde mehrfach mit Armbanduhren fotografiert, die sein Jahreseinkommen um ein Vielfaches übersteigen. Er ist nach einem Report der 2015 ermordeten Oppositionellen Boris Nemzow in Besitz eines Luxus-Schlosses in den Bergen über dem Schwarzen Meer.

Peskow dementiert, doch das dürfte kaum der Wahrheit entsprechen: Als Journalisten vor Ort erschienen, wurden sie vom Föderalen Sicherheitsdienst FSO vertrieben – dem Wachdienst des Präsidenten.

Putins Reichtum wirkt dubios, es lohnt sich weiter zu recherchieren – jetzt erst Recht.

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