Deutsche haben ihr unversteuertes Vermögen nicht nur wie einst Uli Hoeneß in der Schweiz gebunkert, sondern das Spiel funktioniert auch umgekehrt: Schweizer Steuerhinterzieher haben Schwarzgeld nach Deutschland gebracht. Das offenbart jetzt eine Umfrage der WirtschaftsWoche bei zehn Schweizer Kantonen.
In der Schweiz zeigen sich Steuerflüchtlinge derzeit vermehrt selber an, weil ihnen bald die Offenlegung ihrer unversteuerten Vermögen droht. So wollen die Schweiz und die Länder der Europäischen Union ab dem Jahr 2017 Kontodaten erheben und diese von 2018 an austauschen. Im Nachbarland gibt es deswegen gerade eine Welle von Selbstanzeigen. Das bestätigten der WirtschaftsWoche auch Schweizer Anwälte, die aktuell Mandaten mit Schwarzgeld betreuen.
Schweizer haben Konten, Depots und Immobilien in Deutschland
Das Steueramt im Kanton Aargau schätzt, dass bei 20 Prozent der Selbstanzeigen auch unversteuerte Vermögen im Ausland lagen. Ein Drittel davon betraf Konten und Depots in Deutschland. Vorzugsweise hätten Steuerpflichtige deutsche Banken in der Nähe der Grenze genutzt.
Im Kanton Luzern legten Bürger neben Konten in Deutschland auch offen, dass sie hierzulande Immobilien besitzen, die sie bislang nicht deklariert hatten. Der Kanton Schaffhausen meldet Fälle „mit Guthaben bei deutschen Banken“, die Steuerverwaltung im Kanton Thurgau hat im Jahr 2015 „aufgrund der Nähe zu Deutschland und der relativ vielen Steuerpflichtigen mit deutschem Hintergrund“ auch „Vermögenswerte bei deutschen Bankinstituten“ registriert.
Steuerhinterzieher können sich in der Schweiz dank der straflosen Selbstanzeige „einmal in ihrem Leben selbst anzeigen, ohne für die Hinterziehungen bestraft zu werden. Sie werden ausschließlich nachbesteuert“, sagt das Eidgenössische Finanzdepartement. Ihm müssen die Kantone alle Selbstanzeigen melden, damit sich jeder Einwohner wirklich nur einmal im Leben straffrei selber anzeigen kann.
So hat das Finanzdepartement bislang schon tausende Anzeigen gezählt – seit 2010 haben sich über 19.000 Schweizer selber angezeigt, die Zahlen aus dem Jahr 2015 sind dabei noch kaum verarbeitet. Hinzu kommen für das vergangene Jahr allein im Kanton Zürich 1500 Menschen, die sich den Steuerbehörden offenbart haben , – mehr als im Rekordjahr 2014. Sie mussten 86 Millionen Schweizer Franken nachzahlen.
Deutsche Banken geben Belege nur zögerlich heraus
Und noch etwas hat die Umfrage der WirtschaftsWoche ans Licht gebracht: Deutsche Banken sind offenbar nicht besser als die viel kritisierten Schweizer Geldhäuser, die gegenüber Steuerhinterziehern oft wenig hilfsbereit waren.
Auch deutsche Banken haben gemauert, wenn Schweizer fehlende Belege für ihre Selbstanzeige beschaffen wollten: So berichtet Marcel Gehrig, Chef vom Steueramt des Kantons Solothurn, dass deutsche Banken ihre Kunden „oft nur zögerlich, das heißt nach mehrmaliger Aufforderung durch ihre Kunden, unterstützen, was die Verfahren sowohl für die Steuerpflichtigen als auch für die Steuerämter unnötig verlängert und belastet“.