Steuersoftware im Test Lotse durch den Steuerdschungel

Mit Unterstützung verliert die Steuererklärung ihren Schrecken. In vielen Fällen ist dafür kein teurer Steuerberater mehr nötig. Digitale Helfer reichen.

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Steuersoftware im Praxistest 2017 Quelle: Presse

Die Digitalisierung macht selbst vor der Steuer nicht halt. Da landen die relevanten Daten automatisch in der Steuererklärung. Die wird per Internet ans Finanzamt übertragen. Eine automatische Risikoprüfung checkt, ob es Hinweise auf Tricksereien gibt. Wenn nicht, geht der Steuerbescheid raus. Fertig! Menschen braucht es eigentlich nur noch, um etwas zu verdienen, auf das Steuer anfällt. Und, ach ja, zum Steuernzahlen.

So ähnlich läuft es bei der Einkommensteuererklärung schon. Zwar können Freunde von Papierformularen diese bislang noch mit dem Kugelschreiber ausfüllen und dann per Post abschicken. Doch der Anteil der elektronisch übermittelten Steuererklärungen steigt. Bundesweit wird von Privatpersonen schon mehr als jede zweite Steuererklärung nicht mehr auf Papier abgegeben. 2016 waren es 21 Millionen Einkommensteuererklärungen.

Eine kostenlose Software der Finanzverwaltung (ElsterFormular) und einige kostenpflichtige Angebote kommerzieller Anbieter unterstützen beim digitalen Ausfüllen der Steuererklärung. Welche Angebote sich in der Praxis tatsächlich bewähren, zeigt unser Test. Am besten schnitt dabei die Software Wiso Steuer Sparbuch ab (siehe folgende Seiten).

Steuersoftware 2017

Die Tipps machen den Unterschied

Während ElsterFormular Steuerzahlern nicht dabei hilft, ihre Steuerlast zu drücken – welch Wunder –, punkten die anderen Angebote genau damit. Tipps und Hinweise auf Urteile oder laufende Gerichtsverfahren zeigen, wo und wie Ausgaben abgesetzt werden können. Auch die Serie der WirtschaftsWoche zur Steuererklärung bietet solche Unterstützung (Teil 6 - für Digitalpass-Abonennten). Langfassungen aller Teile dieser Serie, etwa für Angestellte, Familien, Rentner, Mieter/Vermieter und Anleger, finden Sie unter wiwo.de/steuertipps-2017 für 7,99 Euro.

Dank der 2012 eingeführten „vorausgefüllten Steuererklärung“ bietet die elektronische Steuererklärung einen weiteren Mehrwert. Steuerzahler können nun einige Daten, etwa aus Lohnsteuerbescheinigungen, zu Beiträgen an Krankenversicherungen, für Riester-Renten-Verträge oder über erhaltene Renten, per Internet abrufen und direkt in die Steuererklärung laden. Dafür müssen sie sich auf dem offiziellen Portal www.elsteronline.de mit ihrer Steuer-Identifikationsnummer registrieren.

Übernahme der Vorjahresdaten zur Kundenbindung

Nicht nur diese, per „vorausgefüllter Steuererklärung“ geladenen Daten erleichtern die Arbeit. Ändert sich von Jahr zu Jahr wenig, erspart auch die Übernahme der Vorjahresdaten viel Zeit.

Nur versuchen die Anbieter genau mit dieser Funktion, ihre Nutzer an das einmal gewählte Programm zu binden: Die Übernahme aller Daten aus dem Vorjahr ist meist nur beim Kauf des gleichen Programms möglich. Bei einigen Programmen lassen sich von Konkurrenzprodukten überhaupt keine Daten übertragen. Empfehlenswerte Angebote erlauben zumindest, aus Konkurrenzprodukten die wichtigsten Daten über eine PDF-Version der Vorjahressteuererklärung zu laden.

Was sich 2017 für Steuerzahler ändert
Steuererklärung 2017Geringverdiener, Familien und Alleinerziehende – der Staat will sie 2017 mehr unterstützen. Deshalb werden viele staatliche Leistungen und Freibeträge erhöht. Die Vereinigte Lohnsteuerhilfe (VLH) hat einen Überblick über die Änderungen erstellt. Quelle: dpa
Der Grundbetrag steigt kontinuierlich Mit der Erhöhung zum 1. Januar 2017 ist der Grundfreibetrag in den vergangenen zehn Jahren insgesamt um mehr als 1.000 Euro gestiegen. Quelle: dpa
Grundfreibetrag steigtDer Grundfreibetrag erhöht sich zum 1. Januar 2017 um 168 Euro. Fortan dürfen Steuerzahler 8820 Euro Einkommen steuerfrei behalten. Das Doppelte steht Eheleuten und eingetragenen Lebenspartnern zu. Quelle: dpa
Familien mit mehr Kindern bekommen mehr GeldEtwas höher fällt das Kindergeld für kinderreiche Familien aus: Für das dritte Kind bekommen Eltern 2017 198 Euro und ab dem vierten Kind monatlich 223 Euro. Das Kindergeld bis zur Volljährigkeit gezahlt. Wenn das Kind studiert, zahlt es der Staat sogar noch bis zu seinem 25. Geburtstag. Quelle: dpa
Zwei Euro mehr Kindergeld im MonatDeutlich sparsamer als beim steuerlichen Kinderfreibetrag ist der Staat beim Kindergeld. Dieses steigt 2017 um gerade einmal um zwei Euro pro Kind und Monat. Für die ersten beiden Kinder gibt es im kommenden Jahr jeweils 192 Euro im Monat. Quelle: dpa
Kinderfreibetrag erhöht sichNicht nur der Grund- auch der Kinderfreibetrag erhöht sich 2017 von 4.608 Euro auf 4.716 Euro für verheiratete Eltern und für eingetragene Lebenspartner mit Kind. Hinzu kommen 2.640 Euro Freibetrag für Betreuungs-, Erziehungs- oder Ausbildungsbedarf. Das ergibt insgesamt einen Freibetrag von 7.356 Euro pro Kind. Quelle: dpa
Was kalte Progression istVon „kalter Progression” spricht man, wenn eine Gehaltserhöhung zwar die Inflation ausgleicht, aber der Arbeitnehmer durch sie in einen höheren Steuertarif rutscht. Das Zusammenspiel der Inflation mit dem höheren Steuertarif sorgt dafür, dass der Arbeitnehmer nach der Gehaltserhöhung real weniger in der Tasche haben kann als vorher. Quelle: Fotolia

Neben den auf dem Computer zu installierenden Steuer-Programmen gibt es mittlerweile einige Angebote, die sich direkt über den Internetbrowser aufrufen lassen, etwa Smartsteuer und Lohnsteuer Kompakt. Nutzer des Wiso Steuer Sparbuchs können ihre Steuererklärung ergänzend zur Software vom Tablet oder Browser aus bearbeiten, etwa, wenn ihnen unterwegs etwas einfällt.

Alle digitalen Steuerhelfer prüfen die Eingaben nicht nur auf Plausibilität, etwa um eine vergessene Tausender-Stelle zu erkennen, sondern berechnen auch ständig die zu erwartende Steuererstattung. Das steigert die Motivation. Laut Daten des Statistischen Bundesamtes dürfen Steuerzahler, die nur Lohn- und Kapitaleinkünfte haben, im Schnitt 674 Euro Steuererstattung erwarten. 87 Prozent bekommen Geld zurück.

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