Jahr für Jahr geben mehr Steuerzahler ihre Erklärung per Internet ab. 2015 gingen so schon 20 Millionen Steuererklärungen ein, gut doppelt so viel wie 2011.
Die Finanzverwaltung bietet selbst eine kostenlose Software für die Einkommensteuererklärung an, ElsterFormular. Diese bietet vor allem eine komfortablere Eingabe als Papierformulare, die Übernahme von Vorjahresdaten, einen Plausibilitätscheck und eine Prognose der Steuererstattung. Kostenpflichtige Software punktet darüber hinaus mit vielen Steuertipps. Anders als ElsterFormular löst sie sich auch von der bürokratischen Sprache der Steuerformulare und führt Nutzer im Interviewmodus.
Früher fiel Softwarenutzern der Umstieg auf Konkurrenzprodukte schwer, da dann keine Vorjahresdaten übernommen werden konnten. Hat sich nicht viel an den Steuerdaten geändert, spart aber gerade das viel Zeit. WISO, Tax, SteuerSparErklärung und Lohnsteuer Kompakt können jetzt die wichtigsten Daten auch von der Konkurrenz übernehmen. Sie lesen dafür eine pdf-Datei mit der Steuererklärung des Vorjahrs aus.
Außerdem bietet das Finanzamt selbst die Möglichkeit, einige Daten, etwa die der Lohnsteuerbescheinigung, direkt mit aktuellen Werten in die elektronische Steuererklärung zu laden. Der Service heißt „vorausgefüllte Steuererklärung“ und kann mit ElsterFormular sowie kommerziellen Angeboten genutzt werden. Nach der etwas langwierigen Registrierung ist er sehr praktisch.
Besonders günstig gibt es Steuersoftware im Internet, dann teils nur als Download, ohne Verpackung und CD-ROM. Manche Angebote (etwa Smartsteuer und Lohnsteuer Kompakt) sind rein webbasiert. Hier muss keine Software installiert werden. Allerdings fallen Kosten pro Steuererklärung an, während mit Software beliebig viele Erklärungen abgegeben werden können. Soll später auch der Steuerbescheid analysiert werden, kostet das bei Onlineangeboten extra, bei Software nicht. Noch liegt daher die klassische Software vorn.
WISO Steuer-Sparbuch, Tax, SteuerSparErklärung
WISO Steuer-Sparbuch: Richtig gute Unterstützung
Das WISO Steuer Sparbuch hat die Konkurrenz abgehängt. Funktionen sind aus Benutzersicht zu Ende gedacht. Die Übernahme der wichtigsten Vorjahresdaten ist auch aus anderen Programmen möglich. Das Steuer Sparbuch kürzt die bürokratische Nutzung des automatischen Datenabrufs (vorausgefüllte Steuererklärung) deutlich ab.
Dass Optik, Bedienung, Verständlichkeit und Steuertipps sehr gut sind, ist fast selbstverständlich. So wird etwa angezeigt, in welchen Bereichen Eingaben noch Vorteile bringen und wo, wegen erreichter Höchstbeträge, nicht. Dickes Plus: Nutzer können ihre Steuererklärung zusätzlich auch von Browser oder Tablet aus bearbeiten.
WISO Steuer-Sparbuch: alles im Blick
Die Themenübersicht wirkt komplexer, zeigt aber schon, dass Nutzer auch nach Abgabe der Steuererklärung unterstützt werden, etwa bei der Prüfung des Steuerbescheids.
Den meisten Platz bekommt das Wichtigste: die Dateneingabe (in der Mitte). Trotz der übersichtlichen Darstellung kann auf einer Seite so viel angezeigt werden.
Deutlich mehr Raum als bei Smartsteuer nehmen Hinweise zur Dateneingabe und Steuertipps ein. Thematisch passende Erklärvideos sind auch noch direkt abrufbar.
Preis: ab 19,45 Euro
Fazit: Frühere Schwächen (wie ständige Abowerbung) sind weitgehend behoben, Stärken ausgebaut – der Testsieger.
Tax: Kleiner Bruder macht sich
Tax stammt vom Hersteller des Testsiegers WISO Steuer Sparbuch (Buhl). Viele Menüs und Eingabehilfen sind identisch. Nur der Leistungsumfang ist leicht abgespeckt. Statt 145 gibt es nur 25 Erklär-Videos. Eine Bearbeitung der Steuererklärung auch per Tablet oder Browser ist nicht möglich. Doch in den meisten Fällen reicht das günstigere Tax. Alle Steuerformulare lassen sich damit ausfüllen.
Ein vorgeschalteter „Lotse“ hilft Nutzern, nur die für sie wesentlichen Themen detailliert abzufragen. Sinnvolle Funktionen, wie die Übernahme der wichtigsten Daten auch aus Konkurrenzprodukten, gibt es bei Tax ebenfalls. Einzig die Optik ist in Untermenüs etwas unübersichtlich.
Preis: ab 8,69 Euro
Fazit: Günstige Alternative zum Testsieger WISO Steuer Sparbuch. Für simplere Fälle ausreichend.
SteuerSparErklärung: Bewährt und umfassend
An der SteuerSparErklärung gibt es wenig auszusetzen. Die Optik ist aufgeräumt, die Benutzerführung klar, Hinweise sind meist gut verständlich. Wie die meisten Steuerprogramme ermöglicht es den Übertrag der wichtigsten Vorjahresdaten auch aus Konkurrenzprodukten. Im Vergleich zu anderer umfassender Software, wie WISO oder Taxman, bekommen Nutzer wenig Erklärvideos.
Dafür sind normale Erklärungen und Tipps umfangreich und gewohnt gut. Erstmals können passende Erklärinhalte parallel zur Bearbeitung der Steuererklärung am Computer daneben auf einem Tablet aufgerufen werden. Die Bearbeitung selbst ist nur mit der Software möglich.
Preis: ab 24,98 Euro
Fazit: Gut, aber etwas teurer als die Konkurrenz. Nutzer könnten bei der Eingabe noch stärker geführt werden.
Bild Steuer, Taxman, Smartsteuer
Bild Steuer: Mut zum Minimalismus
In simplen Fällen reicht statt der SteuerSparErklärung eine Billigversion desselben Herstellers (Akademische Arbeitsgemeinschaft). Diese wird als Bild Steuer, SteuerEasy oder unter dem Label der Kaffeerösterei Tchibo vermarktet. Die Optik bei Bild Steuer ist grau-rot gehalten, alles wirkt minimalistisch, aber aufgeräumt.
Extras gibt es kaum – gerade mal acht Musterbriefe, etwa für eine Verlängerung der Abgabefrist, stehen bereit. Die Kernfunktionen sind aber enthalten – etwa ein Interviewmodus, der wichtige Themen abfragt. Die Übernahme von Vorjahresdaten klappt aber nur aus der Billigversion selbst, nicht aus der SteuerSparErklärung oder Konkurrenzprogrammen.
Preis: ab 10,49 Euro
Fazit: Die billig wirkende Optik täuscht: Das Programm taugt. Tax bietet aber mehr Komfort und ist noch günstiger.
Taxman: In sehr guten Händen
Nutzer von Taxman bekommen das Gefühl vermittelt, an ihrer Seite einen besonders kompetenten Unterstützer zu haben. Der kennt sich aus, prahlt aber nicht damit. Tatsächlich hat die Software von Haufe-Lexware viele Tipps und gute Unterstützung parat. Die zahlreichen Videos werden Nutzern nicht aufgezwungen. Die Optik ist noch klarer und übersichtlicher geworden.
Wer muss eine Einkommensteuererklärung machen?
Alleinstehende Arbeitnehmer, die nur bei einem Arbeitgeber beschäftigt sind, müssen in der Regel keine Steuererklärung abgeben. Das ändert sich, wenn ...
- wenn Nebeneinkünfte von mehr als 410 Euro pro Jahr erzielt wurden.
- der Arbeitnehmer bei mehreren Arbeitgebern gleichzeitig beschäftigt ist oder war.
- keine Einkünfte aus einer Arbeitnehmertätigkeit mit Lohnabzug erzielt wurden, aber der Gesamtbetrag der Einkünfte bei einem Ledigen im Jahr 2016 beispielsweise durch eine Rente über 8.652 Euro liegt.
- Lohnersatzleistungen wie beispielsweise Arbeitslosen- und Elterngeld über 410 Euro pro Jahr bezogen wurden.
- auf der Lohnsteuerkarte ein Freibetrag eingetragen wurde (– beispielsweise ein Freibetrag für Werbungskosten) und der Arbeitslohn über11.000 Euro liegt (20.900 Euro für zusammen veranlagte Ehegatten)
- der Arbeitnehmer verheiratet ist und einer der Ehegatten nach der Steuerklasse V oder VI besteuert wurde.
- der Arbeitnehmer verheiratet ist und die Ehegatten nach dem sogenannten Faktorverfahren besteuert wurde.
- der Arbeitnehmer nacheinander bei verschiedenen Arbeitgebern beschäftigt war und ein Arbeitgeber einen sonstigen Bezug (beispielsweise Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld oder Abfindungen) versteuert hat, bei dem der Arbeitslohn beim anderen Arbeitgeber nicht mit einbezogen wurde.
- der Arbeitnehmer geschieden wurde – oder der Ehegatte gestorben ist – und er im gleichen Jahr wieder geheiratet hat.
- zum Ende des Vorjahres ein sogenannter Verlustvortag festgestellt wurde – beispielsweise Verluste aus Vermietung und Verpachtung.
Manche Hinweise sind so aber etwas versteckt und erst nach einem Klick sichtbar. Viele Extras, wie die Verwaltung digitalisierter Belege, sind wie bei der Konkurrenz enthalten. Die Übernahme von Vorjahresdaten ist aber nur aus Taxman selbst möglich, nicht aus Konkurrenzprodukten.
Preis: ab 19,75 Euro
Fazit: Kleine Schwächen, etwa bei der Möglichkeit, Vorjahresdaten zu übernehmen. Sonst überzeugend und umfassend.
Smartsteuer: Optik steht im Vordergrund
Smartsteuer kann per Internet genutzt werden, ohne separate Softwareinstallation. Klares Plus: Die Optik ist aufgeräumter und gefälliger als bei vielen anderen Angeboten. Im Vergleich zum ebenfalls browserbasierten Lohnsteuer Kompakt bekommen Nutzer oft etwas mehr Hinweise und Tipps – bei Smartsteuer ist mit Haufe-Lexware ein etablierter Anbieter von Steuersoftware im Boot.
Smartsteuer: Optik trübt Verständlichkeit
Die Navigationsleiste (links) zeigt übersichtlich an, welches Thema bearbeitet wird. Manche aufgeführten Begriffe wie „Lebenswelt“ sind allerdings nicht intuitiv verständlich.
Das Eingabefenster in der Mitte ist klar und simpel. Das kostet viel Platz. Nutzer müssen daher oft scrollen oder sich auf die nächste Seite per Klick voranarbeiten.
Teils sind die angezeigten Hinweise gut. Oft aber – wie auch hier – bekommen Nutzer gar keine ergänzenden Infos oder nur Nutzereinträge aus einem Forum angezeigt.
Doch Bedienung und Verständlichkeit leiden teilweise unter der Optik (siehe oben). Häufig sind auch zu viele Klicks beim gleichen Steuerthema nötig, da dieses auf einzelne Seiten verteilt ist. Schwach: Die Übernahme von Vorjahresdaten aus anderen Programmen ist nicht möglich.
Preis: 10,89 Euro pro Abgabe
Fazit: Sieht hübsch aus, zeigt im Praxistest aber Schwächen. Die Bedienungsfreundlichkeit muss noch besser werden.
Lohnsteuer Kompakt, ElsterFormular
Lohnsteuer kompakt: Zu wenig Hilfestellung
Eine browserbasierte Steuererklärung bietet auch Lohnsteuer Kompakt. Hier ist keine Softwareinstallation nötig, die wichtigsten Daten können mit etwas Aufwand aus einer anderen Steuersoftware übernommen werden. Im Praxistest klappte dies nicht immer. Die Bearbeitung ist von überall und unabhängig vom Betriebssystem möglich. Daten werden nur in Deutschland gespeichert.
Optisch ähnelt das Angebot einer klassischen Steuersoftware. An einigen Stellen spielt es webbasierte Stärken aus, etwa bei der Berechnung von Wegstrecken per Routenplaner. Doch die Abfrage bleibt sonst näher an den Papiersteuerformularen. Unterstützung und Erklärung sind teils schwach.
Das sind die wichtigsten Formulare
Der Mantelbogen bildet die Basis der Einkommensteuererklärung. Hier tragen Steuerpflichtige auf vier Seiten allgemeine Informationen zu ihrer Person ein und geben Sonderausgaben, außergewöhnliche Belastungen und weitere Steuerermäßigungen an.
Detaillierte Angaben zum Einkommen sowie Werbungskosten können in der Anlage N vermerkt werden. Für viele Arten von Werbungskosten gibt es hier separate Felder, beispielsweise für die Entfernungspauschale, Fortbildungskosten und Aufwendungen für Arbeitsmittel.
Mit dieser einseitigen Anlage können beispielsweise erwerbsbedingte Kinderbetreuungskosten geltend gemacht werden. Für jedes Kind muss eine eigene Anlage abgegeben werden.
Hier können Steuerzahler Vorsorgeaufwendungen angeben. Dazu zählen Beiträge zur Altersvorsorge und zur gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung.
Für Angaben zu Riester-Verträgen dient die einseitige Anlage AV.
Preis: 14,99 Euro pro Abgabe
Fazit: Überzeugt nicht. Wer auf die Steuererklärung auch per Internet zugreifen will, der kann auf WISO ausweichen.
ElsterFormular: Mit Gruß vom Finanzamt
Niemand kann von der Software der Finanzverwaltung erwarten, dass sie ausgeklügelte Steuersparmodelle vorschlägt. Das Programm ist eine komfortable Alternative zu den Papierformularen – so sieht es auch aus. Doch Nutzer sollten es nicht unterschätzen. Eine Übernahme von Vorjahresdaten ist möglich.
ElsterFormular fragt relevante Steuerthemen ab, gibt Hinweise zu fehlenden Angaben, prüft die Plausibilität, berechnet die voraussichtliche Steuerlast und liefert Erläuterungen. Interviewmodus und Erläuterungen bleiben aber oft extrem bürokratisch. Wer nicht weiß, was Begriffe wie „Vorwegabzug“ bedeuten, kann sich schnell allein gelassen fühlen.
Preis: kostenlos
Fazit: Hat sich beim Nutzer gegenüber 2014 kaum etwas verändert, kann die kostenfreie Software reichen. Keine Tipps.