Tool der Woche Handytarif – Surfen mit Sparpotential

Vielnutzer zahlen in Deutschland europaweit am meisten für ihre Handytarife. Dabei sind in den letzten Jahren die Preise enorm gefallen. Das könnte sich in Zukunft ändern. Warum sich ein Wechsel gerade jetzt lohnt.

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In Deutschland zahlen die Kunden besonders viel. Quelle: picture alliance / Bildagentur-o

Frankfurt Das Angebot an Handytarifen ist immens. Für jeden Nutzentyp scheint die Tariflandschaft in Deutschland ein maßgeschneidertes Angebot parat zu haben. Doch gerade deutsche Vielsurfer zahlen im europäischen Vergleich sehr viel für ihre Handytarife: In einer aktuellen Studie des Vergleichsportals Verivox führt Deutschland die Rangliste an.

Das größte Einsparpotential sehen Experten derzeit, wenn man sich einen passenden Tarif sucht. An Handytarifen halten Verbraucher häufig nur aus Bequemlichkeit fest. Sieben Prozent der Nutzer haben seit über zehn Jahren den gleichen. Doch das Angebot ist groß und häufig lauern versteckte Kosten im Kleingedruckten. Der Handy-Tarifvergleich des Handelsblatts hilft, im großen Tarif-Chaos durchzublicken und mit dem passenden Angebot zu sparen.

In Deutschland sind die Kosten für die Handynutzung in den vergangenen Jahren enorm gesunken. Der Markt ist umkämpft, die verschiedenen Anbieter haben die Preise auf ein Rekordtief gedrückt. „In den vergangenen zehn Jahren sind die Preise im Mobilfunk durch sehr aggressive Anbieter wie E-Plus oder Drillisch immer weiter gesunken“, sagt Daniel Pöhler, Mobilfunkexperte bei Finanztip. Doch derzeit tut sich viel im Wettbewerb, mit den Preissenkungen könnte bald Schluss sein – dazu trägt das neue Gesetz zur Abschaffung der Roaming-Gebühren bei.

Denn im Rahmen dieser Änderung könnten Telekommunikationsunternehmen versuchen, die Mehrkosten durch Tariferhöhungen auf die Verbraucher umzulagern. Doch auf diese Pläne ist die EU-Kommission schon aufmerksam geworden und droht den Unternehmen mit Strafen: „Einige Anbieter haben Tariferhöhungen angekündigt, die wahrscheinlich nicht mit den Regeln vereinbar sind“, schrieb der für den digitalen Binnenmarkt zuständige Vizekommissionspräsident Andrus Ansip in einem Blogeintrag.

Hinzu kommt: Der bereits konzentrierte Markt wird noch einmal komprimierter. 2016 fusionierten die Anbieter E-Plus und O2 und nun hat das Bundeskartellamt auch der Übernahme des Mobilfunkbetreibers Drillisch durch dem Internetanbieter United Internet zugestimmt. „Der Zusammenschluss der beiden Unternehmen birgt die Gefahr eines geringeren Wettbewerbs mit höheren Preisen und wenig attraktiven Angeboten für Verbraucher“, sagt Christian Gollner von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.

Doch unabhängig von der künftigen Marktentwicklung können Verbraucher ihre Handyrechnung kräftig senken: Das Vergleichsportal Check24 errechnete, dass gerade Vielsurfer bei ihrem Handytarif bis zu 368,40 Euro pro Jahr einsparen können. „Insbesondere beim Datenvolumen bekommen Verbraucher in anderen Ländern deutlich mehr für ihr Geld“, kritisiert Christine Steffen, Juristin bei der Verbraucherzentrale NRW.


Der Weg zum richtigen Tarif

Besonders für Handy-Tarife mit „echter“ Flatrate, das heißt ohne gedrosselte Internetgeschwindigkeit nach Verbrauch des Datenvolumens, müssen deutsche Verbraucher kräftig zahlen. „In vielen Ländern sind Pauschalangebote ohne Drosselung zu vergleichsweise günstigen Preisen zu bekommen“, sagt auch Christian Schiele,  Bereichsleiter Telekommunikation bei Verivox.

Knapp 200 Euro pro Monat zahlen Nutzer bei der Deutschen Telekom für eine solche Pauschale. In Polen zahlen Verbraucher für das gleiche Angebot knapp 13 Euro monatlich. Bei Normalnutzern, mit einem Verbrauch von einem Gigabyte Datenvolumen und 100 Gesprächsminuten, befindet sich Deutschland im europäischen Vergleich im Mittelfeld. „Für Normalnutzer hat sich das Preis-Leistungs-Verhältnis zuletzt verbessert“, sagt Schiele. Auch für diesen Nutzertyp finden sich in Polen die preiswertesten Tarife mit sechs Euro für zehn Gigabyte Datenvolumen. In Deutschland bekommt man ein Gigabyte für knapp zehn Euro über einen Prepaid-Tarif.

Der erste Schritt auf dem Weg zum passenden Tarif ist es, herauszufinden, was man eigentlich will und braucht. „Verbraucher erkennen anhand ihrer drei letzten Handyrechnungen, welcher Nutzertyp sie sind und welche Leistungen sie wirklich benötigen“, sagt Andreas Quauke, Geschäftsführer für den Bereich Mobilfunk beim Vergleichsportal Check24. Kennen Verbraucher ihren Bedarf an Freiminuten, SMS und Internetverbrauch, muss zwischen Laufzeitvertrag und Prepaid-Karte entschieden werden.

Ein Vertrag wird meist mit einer Laufzeit zwischen 12 und 24 Monaten abgeschlossen und verpflichtet den Tarifnutzer zu einer festgelegten monatlichen Zahlung. Dafür profitieren Vertragskunden häufig von Pauschalangeboten, bei denen die tatsächliche Nutzung unerheblich ist. Lohnt sich dieses Angebot nicht, können Verbraucher eine Prepaid-Karte verwenden. Bei dieser bucht sich der Nutzer einen Betrag auf die Karte und kann die Angebote solange nutzen, bis das Guthaben aufgebraucht ist. „Es ist ganz vom eigenen Nutzungsverhalten abhängig, ob sich ein Vertrag oder eine Prepaid-Karte eher lohnt“, sagt Christine Steffen.

Meist ist die Prepaid-Version nur sinnvoll, wenn Verbraucher ihren Tarif wenig und unregelmäßig nutzen. Ein Vorteil von Prepaid-Karten ist jedoch, dass Kunden vor lästigen Kostenfallen im Kleingedruckten sicher sind. Dagegen schützt den Verbraucher seit dem 1. Juni 2017 zusätzlich eine neue Transparenzordnung der Bundesnetzagentur: Diese verbietet es, durch das Kleingedruckte die wahren Kosten zu verschleiern.

Auch für Standardnutzer sieht Check24 Einsparpotential von über 300 Euro bei einem Wechsel. Eine weitere Möglichkeit beim Handytarif zu sparen: beachten Sie ungenutzte Zusatzdienste, wie etwa Musikdienste. „Man sollte prüfen, ob solche Zusatzdienste gekündigt werden können, um Kosten zu sparen“, rät Steffen.

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