Tool der Woche So erhalten Studenten staatliche Förderung

Miete, Lebenskosten und Gebühren: Studierende geraten finanziell oft in die Bredouille. Deshalb ist Bafög so wichtig. Ob sich die staatliche Hilfe auch für Sie lohnt, erfahren Sie mit unserem Bafög-Rechner.

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Die Anträge auf BAföG nehmen stetig zu. Quelle: dpa

Düsseldorf Louis Stocker* ist 18 Jahre alt. Er hat kein Geld, aber ein Ziel: Er will Ingenieur werden. Das Studium in Aachen kann er sich nur leisten, weil er Unterstützung vom Staat erhält –  dank des Bundesausbildungsförderungsgesetzes, besser bekannt als Bafög. „Meine Eltern können mich finanziell nicht so unterstützen“, sagt Stocker. Der Vater bezieht Arbeitslosengeld, die Mutter ist in der Gastronomie tätig.

Für Studenten aus finanziell schwächeren Familien ist Bafög eine große Hilfe. Aber auch Kinder besserverdienender Eltern haben einen Anspruch auf staatliche Hilfe. Der Höchstsatz liegt bei 670 Euro im Monat. Mit unserem Bafög-Rechner können Sie ermitteln, wie viel Förderung Ihnen zusteht. Das „Tool der Woche“ kalkuliert für Sie die Förderbeträge, die Sie voraussichtlich aus der staatlichen Ausbildungsförderung erhalten können. Beantworten Sie lediglich die wichtigsten Fragen zur Hochschule, zum Einkommen der Eltern sowie zur familiären Situation.

Bundesweit wurde 2013 ein Viertel der rund 1,6 Millionen Studenten gefördert – eine Steigerung um knapp 7,7 Prozent im Vergleich zum Jahr 2010. Allein in Nordrhein-Westfalen gingen im Sommer 2013 bei den Studentenwerken mehr als 130.000 Anträge auf Ausbildungsförderung ein – die Zahlen schießen weiter nach oben. 81 Prozent der Bafög-Empfänger sagen, dass sie ohne die Unterstützung nicht studieren können. „Für mich ist die staatliche Hilfe notwendig“, erklärt Stocker, der im Oktober aus dem westfälischen Ahlen in die Domstadt zog.

594 Euro Bafög erhält Stocker monatlich. „Ohne Bafög hätte ich Zuhause wohnen bleiben müssen und wäre wohl nach Dortmund oder Münster gependelt“, so Stocker, der nun aber an seiner Wunschuniversität studiere und gleichzeitig lerne, selbstständiger zu leben.

Vor allem für Studenten aus finanziell schwächeren Familien sei das Bafög eine echte Hilfe, befindet auch Helga Fels von der Arbeitsgemeinschaft der Studentenwerke in NRW: „Die Voraussetzung für solch eine hohe Summe ist, dass die Eltern sehr bedürftig sind oder Kinder haben – dann lohnt es sich.“ Bei der Berechnung des Bafög-Satzes ist ebenfalls wichtig, ob der Student privat oder gesetzlich krankenversichert ist, und ob er zuhause wohnt oder nicht. Auch die Anzahl der Geschwister und deren beruflichen Lebensläufe können entscheidend einwirken.


Studenten stehen auf drei Standbeinen

Wer sein Studium abschließt, muss nicht die volle Summe an den Staat zurückzahlen. Bafög wird für ein Erststudium jeweils zur Hälfte als Zuschuss und zur Hälfte als zinsloses Darlehen gewährt. Die Rückzahlung beginnt fünf Jahre nach dem Ende der Förderungshöchstdauer in monatlichen Raten von 105 Euro. Auch eine Schuldengrenze gibt es: Maximal 10.000 Euro muss ein Studierender nach seinem Abschluss zurückzahlen.

„Ich lege schon immer 50 bis 100 Euro zur Seite“, sagt Stocker, der nicht sein ganzes Geld ausgibt. Zumal dem Studenten neben den 594 Euro Bafög noch 184 Euro Kindergeld zustehen. „Das reicht mir. Ich zahle 270 Euro Miete. Von Dosenfutter muss ich mich also nicht ernähren.“ Anders als ein Teil seiner Freunde: „Alle, die kein Bafög bekommen, müssen kämpfen, werden aber von den Eltern unterstützt.“

Laut Helga Fels ist die Hilfe vom Elternhaus eines der drei Standbeine eines Studierenden. „Neben dem Bafög lassen sich 87 Prozent der Studierenden in Deutschland von den Eltern materiell oder finanziell helfen.“ 68 Prozent jobben neben dem Studium. Im Schnitt verdienen die Studenten 362 Euro. „4880 Euro brutto im Jahr als Nebenverdienst sind erlaubt“, so Fels, die aber weiß, dass kaum ein Student diese Summe überschreitet – abgesehen von einer Ausnahme.

In Köln wohnen die Arbeitsbienen Deutschlands. Im Schnitt verdient ein Student dort 414 Euro im Monat. Satte 76 Prozent der in Köln lebenden Kommilitonen arbeiten, um neben dem Bafög genug Geld zum Leben zu haben.


Studentenwerke fordern mehr Hilfsgelder

„In Köln ist es schwierig, eine Wohnung oder ein Zimmer für 224 Euro zu finden“, erklärt Fels, die die Sorgen der Studierenden versteht. Genau wie Dieter Timmermann, Präsident des Deutschen Studentenwerks, der eine Steigerung der Bedarfssätze um 7,5 Prozent fordert. „Bund und Länder müssen jetzt eine konkrete Bafög-Novelle zum Wintersemester 2014/2015 auf den Weg bringen.“ Auch Eltern sollten zusätzliche Zuschüsse von 10 Prozent des bisherigen Bafögsatzes erhalten. Sonst befürchte der Verband einen Rückgang der Gefördertenquote.

Markus Fels, Pressesprecher des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, verweist hingegen auf den Beschluss der Bundesregierung. Der Bund wolle die notwendigen Gespräche für eine Weiterentwicklung des Bafögs unmittelbar aufnehmen. Das erklärte das Ministerium am 29. Januar 2014.

Für die Studentenwerk-Gemeinschaft sind das leere Worte. „Da ist bis jetzt nichts passiert“, erklärt Helga Fels von der Arbeitsgemeinschaft der Studentenwerke NRW und fordert schnelleres Handeln des Bundesministeriums. Das Bafög wird vom Bund und den Ländern gemeinsam finanziert; der Bund trägt 65 Prozent der Kosten, die Länder tragen 35 Prozent. Die Auszahlung des Bafög übernehmen die Ämter für Ausbildungsförderung der Studentenwerke.

Dabei sind die Ausgaben nach Gesetzesänderungen im Jahr 2010 bereits gestiegen. Bund und Länder investierten 2012 knapp 3,34 Milliarden Euro in die Ausbildungsförderung der Studierenden und Schüler. Im Vergleich zu 2010 sind das 18 Prozent mehr (2010: 2,84 Milliarden). Einem Student stehen im Schnitt bis zu 864 Euro zu – das Kindergeld bereits mitgerechnet. Das sind 52 Euro mehr als noch 2009.

Auch die Förderung deutscher Studierender im Ausland lässt sich der Staat einiges kosten – wovon Studenten wie Daniel Weiner aus Paderborn profitieren. Der 25-Jährige ging im Februar nach Göteborg und weilt dort nun für ein Semester. „600 Euro bekomme ich dazu. Ohne ginge es nicht – nicht mal mein Studium daheim“, so Weiner. Er ist einer von 54.000 Auszubildenden, die den Zuschuss im Ausland beanspruchen – Tendenz steigend.

Auch an Deutschlands Hochschulen nehmen immer mehr Ausländer ein Studium auf. Im Sommersemester 2013 und Wintersemester 2013/2014 schrieben sich 101.000 Studienanfänger aus aller Herren Länder ein – 5,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Viele von ihnen wird die finanzielle Hilfe des Staates recht kommen. Denn ohne – das sagen eben die meisten – ist ein Studium kaum noch zu stemmen.

*Name von der Redaktion geändert

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