Tool der Woche Versteckte Kosten machen Kreditkarte zur Schuldenfalle

Die Visa- oder Mastercard der Hausbank ist oft teuer. Andere Institute, aber auch immer mehr Händler, locken mit günstigen Alternativen. Worauf Kunden achten müssen.

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Wer häufig im Internet einkauft oder viel reist, kommt nicht ohne Kreditkarte aus. Quelle: dpa

Frankfurt Quizfrage: Wo müssen Sie aktuell die höchsten Zinsen zahlen? Häuslebauer können immer noch auf zwei Prozent hoffen. Ratenkredite liegen bei gut vier Prozent. Und der Dispo vom Girokonto hat sich auf knapp zehn Prozent eingependelt. Richtig teuer kann es dagegen bei Kreditkarten werden. Knapp 23 Prozent Zinsen werden fällig, wenn Sie Ihre Ausgaben nicht zügig genug oder nicht vollständig zurückzahlen.

Das zeigt eine Untersuchung der Zeitschrift Finanztest, die im aktuellen Heft (11/2017) veröffentlicht wurde. Die Tester schauten sich die Geschäftsbedingungen von 23 bundesweit erhältlichen Plastikkarten und wiesen dabei auf den Aspekt der Teilrückzahlung besonders hin.

Das Extrembeispiel kommt von der Avanzia Bank. Wer mit deren Mastercard Gold am Automaten Bargeld abhebt, muss sofort – und nicht erst nach Ablauf des Rechnungszeitraums – 22,9 Prozent Zinsen zahlen, bis er den Betrag ausgleicht.

Viele Jahre waren in Deutschland ausschließlich die „unechten“ Kreditkarten verbreitet. Alle Ausgaben mit der Kreditkarte wurden gesammelt und einmal im Monat vom Girokonto eingezogen. Im angelsächsischen Raum hingegen sind die „echten“ Kreditkarten Usus. Dort muss der Kunde jeden Monat nur einen Teil der Ausgaben zurückzahlen. Der Rest wird in einen Kredit umgewandelt, auf den die mitunter extrem hohen Zinsen fällig werden. Dieser sogenannte revolvierende Kredit kann sich schnell zur Schuldenfalle entwickeln.


Zunächst waren es nur die angelsächsischen Banken, die auch in Deutschland erstmals revolvierende Kreditkarten anboten. Durch Werbestände an Flughäfen wurde zum Beispiel Barclaycard bekannt. Doch inzwischen gibt es auch von Postbank, Targobank, Commerzbank (Tchibocard) oder selbst von der zum öffentlichen Sparkassensektor gehörenden Landesbank Berlin Kreditkarten, die eine Teilrückzahlung anbieten. Nur die Volksbanken verzichten derzeit darauf.

Kunden kommen also heute häufiger mit Kreditkarten in Berührung, bei denen aus einem kurzfristigen Zahlungsaufschub langfristige Schulden werden. So mancher wird davon böse überrascht. „Die Beschwerden über diese Kreditkartenvariante nehmen zu“, bestätigt auch Stefanie Laag von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.


Teilzahlungsfunktion manchmal voreingestellt

Wer viel reist oder häufiger im Internet einkauft und bucht, der kommt um eine Kreditkarte nicht herum. Zwar hat auch jede Hausbank eine eigene Visa- oder Mastercard, doch es gibt häufig günstigere Alternativen, wie der Handelsblatt-Kreditkartenvergleich zeigt. Mit denen kann man beispielsweise im In- und Ausland kostenlos Geld abheben. Händlerkarten bieten in der Regel einen Rabatt beim Einkauf.

Auch zusätzliche Versicherungen oder Zugang zum Lounge-Bereich an Flughäfen werden an Kreditkarten geknüpft. Diese Extras kosten in der Regel allerdings Gebühr und jeder muss selbst prüfen, ob es sich lohnt. Teilweise muss man, um die Karte zu erhalten, auch noch ein Girokonto bei der Bank eröffnen. Das scheuen manche. Doch hier heißt es aufpassen: „Bei vielen Kreditkarten ohne Girokonto ist die Teilzahlung voreingestellt und nicht immer abwählbar“, warnt Finanztest.

Beim Vertragsabschluss sollten Kunden immer auf die Modalitäten der Zahlung achten. „Viele Verbraucher rechnen gar nicht damit, dass eine Kreditkarte eine andere Rückzahlungsweise hat als die monatliche Abbuchung vom Girokonto“, beobachtet Verbraucherschützerin Laag.

Die Mehrheit der Banken bietet die Teilrückzahlung bisher nur als Option an. Die Idee: Damit können Kunden spontan, zum Beispiel teurere Anschaffungen in einem Monat bei der Rückzahlung auf mehrere Monate zu verteilen, ohne dafür einen gesonderten Ratenkredit aufzunehmen. Da der Kreditkartensaldo per Überweisung jederzeit vollständig ausgeglichen werden kann, ist dies flexibler als feste Raten über eine feste Laufzeit.

Bei Anbietern wie zum Beispiel Amazon oder auch heute noch Barclaycard ist die Teilrückzahlung hingegen bei Vertragsabschluss voreingestellt und muss vom Kunden aktiv abgewählt werden.

Die gebührenfreie Mastercard Gold der Avanzia Bank und die 1 plus Visa Card von Santander ist sogar nur als revolvierende Kreditkarte erhältlich.

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