Top-Kanzleien Die besten Anwälte für Compliance-Fragen

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Einhaltung von Recht und Gesetz und gute Unternehmensführung

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Compliance-Beratung, Compliance-Schulungen in den Unternehmen und die Installation von Compliance-Systemen – die auf die Einhaltung von Recht und Gesetz und gute Unternehmensführung zielen – sind für deutsche Anwälte inzwischen zu einer guten Einnahmequelle geworden. Beim Schmiergeldskandal von Ferrostaal beispielsweise kassierten die US-Kanzlei Debevoise & Plimpton, die Kanzlei Heuking Kühn und die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young insgesamt 77 Millionen Euro für ihre unternehmensinternen Ermittlungen und Analysen.

Die Stundenhonorare der Compliance-Anwälte schwanken für Partner zwischen 320 und 400 Euro – je nach Disziplin, Kartellrechtler sind teurer als Arbeitsrechtler. Eine anwaltliche Beratung bei Produktrückrufen kostet zwischen 400 bis 450 Euro. Besonders renommierte Compliance-Experten verlangen sogar 600 Euro pro Stunde. Zu tun gibt es für die Spezialisten genug: „70 Prozent der Unternehmen haben noch gar keine Compliance installiert, die sicherstellt, dass im Unternehmen keine Gesetze und Regeln verletzt werden“, schätzt Achim Glade von der Kanzlei Glade Michel Wirtz.

Jurist Klindt erwartet noch Probleme, zum Beispiel für die Autoindustrie. So hätten dort Konstruktionsleiter und ihre Teams jahrelang gesetzliche Vorschriften zu CE-Kennzeichnungen und vorgeschriebene Dokumentationen nicht umgesetzt. Der Grund: Die Vorschriften seien ihnen unbekannt gewesen, weil ihre Unternehmen an Fortbildungen sparten. Am Ende könnten hohe Kosten wegen Rückrufen oder Klagen von Produktgeschädigten stehen.

Gutachten sind gefragt

Kanzleien schreiben auch im Vorfeld von Schadensersatzprozessen gerne Gutachten. So etwa Gleiss Lutz für die Deutsche Bahn, deren Tochtergesellschaft Berliner S-Bahn ausgerechnet bei den gesetzlich vorgeschriebenen Wartungsarbeiten gespart hatte. Millionenschäden waren die Folge.

von Claudia Tödtmann, Hans-Peter Canibol

In Erwartung wachsender Geschäfte rüsten die Kanzleien bei den Compliance-Anwälten aktuell auf. „Wir haben an jedem unserer sechs Standorte entsprechende Gruppen aufgebaut“, so Wendelin Acker, Partner bei Hogan Lovells. Durchsucht dann zum Beispiel das Bundeskartellamt bei einem Mandanten die Büros und womöglich auch Privatwohnungen, können umgehend bis zu acht Anwälte zu Hilfe eilen. Wichtig ist die regionale Nähe laut Acker, weil selbst gestandene Top-Manager in solchen Momenten versuchen, gegenüber den Beamten alles herunterzuspielen, in der Hoffnung, dass ihnen dann eine Anklage erspart bleibt. Oft aber redeten sie sich dabei um Kopf und Kragen. „Tauchen wir Anwälte auf, können wir zumindest auf Aussageverweigerungsrechte achten, sogenannte Zufallsfunde verhindern und auf die Grenzen des Durchsuchungsbefehls pochen“, so Acker.

Wichtig sei so ein Eileinsatz der Juristen aber auch, um den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten. Fehlen dem Unternehmen nach Beschlagnahmeaktionen wichtige Unterlagen, wie etwa Vertragsvereinbarungen, könnten sie möglicherweise nicht mehr weiterarbeiten. Aufgabe der Anwälte ist es dann, sicherzustellen, dass nur so viele Unterlagen wie nötig die Firma verlassen und diese vorher fotokopiert werden.

Die Kanzlei Noerr hat zum Beispiel für Durchsuchungen der Kartellwächter eine eigene Handy-App entwickelt. Manager können so mit einem Klick Hilfe herbeirufen, wenn es mal wieder brennt – und dringend ein Anwalt benötigt wird, der sich in Compliance-Fragen auskennt.

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