Unternehmenssteuer Apples Strategie zur Vermeidung von Steuern

Der Hersteller von iPhone, iPad und Co. arbeitet weiter daran, einen US-Gewinnrekord aufzustellen – und zahlt dabei so wenig Steuern, wie kaum ein anderer Konzern. Zuletzt zahlte Apple auf Auslandsgewinne nur noch 1,9 Prozent Steuern. Wie macht Apple das?

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Wie das iPhone entstanden ist
Der Patentstreit zwischen Apple und Samsung führte dazu, dass Apple Prototypen und Skizzen aus der Entstehungsgeschichte des iPad und iPhones bekannt gegeben hatte. In der Entstehungsgeschichte dieser Geräte hatte Apple deutlich innovativere und bessere Zeiten erlebt. Quelle: dpa
Der südkoreanische Konkurrent habe die bewusste Entscheidung getroffen, die Apple-Geräte im Detail zu kopieren, sagte Anwalt Harold McElhinny in der Eröffnungs-Erklärung. Als Beleg demonstrierte er den Geschworenen Fotos von Samsung-Geräten vor und nach der Vorstellung des iPhone.
Die Südkoreaner konterten, Apple habe iPhone und iPad auf fremden Ideen aufgebaut und das Design sei gar nicht so innovativ gewesen. Als Beispiele nennen die Südkoreaner unter anderem das zeitgleich vorgestellte „Prada“-Handy von LG und haben sich zuletzt besonders auf eine angebliche Sony-Spur eingeschossen. Im Februar 2006 soll Apple Manager Tony Fadell Steve Jobs und Apple-Chefdesigner Jonathan Ive auf Sonys Designsprache aufmerksam gemacht haben, in der Folge sei der japanische Designer Shin Nishibori mit der Gestaltung von Entwürfen beauftragt worden.
Im Prozess wurden auch viele Prototypen von Apple gezeigt - ein interessantes Detail ist der iPod-Schriftzug darauf.
Als erster Zeuge erzählte Apple-Designer Christopher Stringer, der Kern des Design-Teams sei nur etwa 15 Personen stark und entwickele neue Ideen gemeinsam an einem großen „Küchentisch“.
Das iPhone zu konstruieren und zu bauen sei eine erhebliche technische Herausforderung gewesen, sagte er. Dabei seien viele Ideen verworfen worden, bis schließlich eine „perfekte“ Form gefunden worden sei.
Ein besonders stark abweichender Entwurf ist dieser achteckige Prototyp.

Der US-Technologiekonzern Apple jagt von Rekord zu Rekord. Auch nach dem Tod von Unternehmensgründer Steve Jobs laufen die Geschäfte mit iPhone, iPad, digitalisierter Musik und kleinen Smartphone-Programmen, den so genannten Apps, prächtig. Auch wenn die überhohen Erwartungen der Analysten zu den jüngsten Quartalszahlen (8,2 Milliarden Dollar Gewinn allein im dritten Quartal) enttäuscht wurden, könnte der Überflieger-Konzern in diesem Jahr einen Gewinn von rund 45 Milliarden US-Dollar erwirtschaften. Für ein US-Unternehmen wäre das neuer Rekord.

Ebenfalls rekordverdächtig ist die Höhe der Unternehmensabgaben, die der Konzern zahlt. Aber für ein derart erfolgreiches Unternehmen mit Heimat in einem westlichen Industrieland zahlt Apple ungewöhnlich wenig Steuern. Wie nun bekannt wurde, zahlte Apple auf seine Einnahmen außerhalb der USA im Geschäftsjahr 2012 - das am 30. September endet - einen Einkommenssteuersatz von nur 1,9 Prozent. Bei einem Jahresgewinn von 36,8 Milliarden Dollar (28,7 Milliarden Euro) im Ausland musste das wertvollste Unternehmen der Welt lediglich 713 Millionen Dollar (556 Millionen Euro) Steuern zahlen, wie aus Steuerunterlagen hervorgeht, die Apple Ende Oktober einreichte. 2011 hatte Apple bei einem Jahresgewinn von 24 Milliarden Dollar noch 2,5 Prozent Steuern gezahlt.

Apple zahlt zwar teilweise in den jeweiligen Ländern eine Einkommenssteuer, doch durch legale Buchhaltungs-Tricks - die auch andere internationale Konzerne verwenden - verschiebt das Unternehmen Profite in Länder mit niedrigen Steuersätzen.


Auf die 34,2 Milliarden US-Dollar Gewinn, die Apple im Geschäftsjahr 2011 auswies, zahlte die IT-Ikone nur Steuern in Höhe von 3,3 Milliarden Dollar – ein Steuersatz von nur 9,8 Prozent. Wie die New York Times (NYT) von ehemaligen Vorstandsmitgliedern erfahren hat, verdankt Apple den niedrigen Steuersatz einer ausgeklügelten Steuerstrategie. Ohne die legalen Steuertricks hätte das Unternehmen mit Sitz im kalifornischen Cupertino 2,4 Milliarden Dollar zusätzlich an die Steuerbehörden überweisen müssen, schätzte ein ehemaliger Mitarbeiter des US-Finanzministeriums laut NYT noch im April 2012. Zum Vergleich: Wal-Mart zahlte auf seinen Bilanzgewinn von 24,4 Milliarden US-Dollar 5,9 Milliarden Dollar Steuer. Das entspricht einem Steuersatz von 24 Prozent.

Wie schafft es Apple, sich derart gekonnt vor Steuerzahlungen zu drücken? Der Hightech-Konzern nutzt gleich mehrere Lücken im Steuerrecht sowie die Besonderheiten der Unternehmensstruktur. Die ungewöhnlich erfolgreiche Steuerstrategie von Apple ist inzwischen als „Double Irish with a dutch Sandwich“ unter US-Unternehmen bekannt und findet dort viele Nachahmer. Apple profitiert wie auch Google, Amazon oder Microsoft davon, dass ein guter Teil der Gewinne nicht aus dem Verkauf von Hardware, sondern aus dem Geschäft mit Lizenzgebühren und geistigem Eigentum stammen, etwa digitalen Produkten wie Software oder Apps, an denen das Unternehmen Patente hält. Denn für eine Unternehmen, dass mit derlei Produkten Geld verdient, ist es viel einfacher, Gewinne in Niedrigsteuer-Länder zu verlagern. Schließlich lassen sich solche Produkte von überall aus verkaufen.

Steuervermeidung Säule I: Nevada

Typische Irrtümer und häufige Fragen zur Steuererklärung
Wenn die Steuererklärung einmal abgegeben ist, kann ich nichts mehr ändern.Das stimmt nicht. Solange noch kein Steuerbescheid ergangen ist, können alle Unterlagen und Belege beim Finanzamt nachgereicht werden. Auch, wer den Steuerbescheid bereits erhalten hat, kann grundsätzlich innerhalb eines Monats noch etwas nachreichen, erst nach dieser Frist wird der Bescheid bestandskräftig. „Danach wird es sehr kompliziert“, sagt Anita Käding, Steuerexpertin beim Bund der Steuerzahler. „Es gibt aber Fälle, in denen auch später noch etwas an der Steuererklärung geändert werden kann.“ Quelle: dpa
Wenn ich die Steuererklärung freiwillig abgegeben habe, kann ich mich vor einer Nachzahlung drücken.Das stimmt. „Steuerzahler können durch die freiwillige Abgabe einer Einkommensteuererklärung nur gewinnen“, sagt Anita Käding. Denn wer wider Erwarten keine Steuern zurückbekommt, sondern um Nachzahlung gebeten wird, kann den Antrag auf Einkommensteuerveranlagung wieder zurücknehmen. „Das funktioniert solange der Steuerbescheid noch nicht bestandskräftig ist, also innerhalb eines Monats, nachdem der Bescheid zugegangen ist“, so die Steuerexpertin. Einen Zwang zur Nachzahlung gebe es in der Regel nur dann, wenn der Arbeitgeber vorschriftswidrig zu wenig Lohnsteuer abgeführt hat. Wenn der Steuerzahler jedoch zur Abgabe einer Einkommensteuererklärung verpflichtet ist, kann er einer etwaigen Nachzahlung nicht entkommen. Quelle: dpa
Wenn ich morgens zehn Kilometer ins Büro fahre und abends zehn Kilometer nach Hause, bekomme ich eine Entfernungspauschale für 20 Kilometer.Das stimmt nicht. Im Rahmen der Entfernungspauschale kann für den Arbeitsweg nur die einfache Entfernung berücksichtigt werden. Ein Entfernungskilometer entspricht also zwei Fahrtkilometern. Wenn die Arbeitsstelle zehn Kilometer von der Wohnung entfernt liegt, kann der Steuerzahler also pro Arbeitstag 10 x 0,30 Euro = 3 Euro als Werbungskosten bei der Einkommensteuererklärung geltend machen. Quelle: dpa
Wenn meine studierende Tochter Kosten für Fachbücher selbst nicht bei der Steuererklärung geltend machen kann, kann ich das tun.Das stimmt nicht. Grundsätzlich gilt: Das Finanzamt kann höchstens so viele Steuern erstatten, wie vorher gezahlt wurden. Wer also nur ein geringes Einkommen mit entsprechend niedrigen Abgaben hat, dem nutzen auch die höchsten Werbungskosten nichts. Eltern, deren Kinder hohe Ausgaben für das Studium haben, glauben deshalb häufig, sie könnten diese Ausgaben selbst geltend machen. Das funktioniert jedoch nicht. Quelle: dpa
Solange mein Kind noch nicht arbeitet, bekomme ich Kindergeld. Das stimmt nicht. Kindergeld wird maximal bis zum 25. Lebensjahr gezahlt. Bedingung dafür ist, dass sich das erwachsene Kind noch in der Ausbildung befindet. Anders herum gilt dies aber nicht. Besonderheiten gelten für erwachsene behinderte Kinder. Bei Kindern, die schon 25 Jahre alt sind, sich aber noch in der Ausbildung befinden, können gegebenenfalls Unterhaltszahlungen geltend gemacht werden. Quelle: dpa
Wenn Handwerker in meinem Haus Arbeiten verrichtet haben, kann ich das immer als Handwerkerleistung geltend machen.Das stimmt nur bedingt. Denn die erste Voraussetzung ist, dass die Arbeit wirklich vor Ort verrichtet wird. Nimmt ein Techniker die Waschmaschine zur Reparatur mit in seine Werkstatt, ist das keine typische Handwerkerleistung mehr. Außerdem darf die Rechnung nicht bar bezahlt werden, ansonsten erkennt das Finanzamt sie nicht an. Pro Jahr können 20 Prozent solcher Kosten, höchstens jedoch 1.200 Euro im Jahr als Steuerbonus anerkannt werden. Quelle: dpa
Wenn ich Studiengebühren bereits vergeblich in einer freiwilligen Steuererklärung geltend gemacht habe, kann ich das bei der nächsten Steuererklärung nicht noch einmal probieren.Das stimmt. Kosten, die beispielsweise im Jahr 2011 entstanden sind, können auch nur in der Steuererklärung für dieses Jahr geltend gemacht werden. „Die Annahme, Studienkosten könnten am Ende des Studiums gebündelt abgesetzt werden, ist ein Irrtum“, sagt Steuerexpertin Anita Käding. Da zu diesem Thema noch Gerichtsverfahren laufen, empfiehlt es sich, abzuwarten und die Steuererklärung – sofern man sie freiwillig macht – erst später abzugeben. „Ausfüllen sollte man die Formulare aber schon jetzt, denn im nächsten Jahr weiß man vielleicht nicht mehr so genau, welche Ausgaben man hatte“, empfiehlt Käding. Quelle: dpa

Obwohl die Technolgie-Branche heute zu einer der größten und wertvollsten Industrien zählen, zahlen viele dieser Unternehmen in den USA auffallend niedrige Steuern. Laut NYT berappen die 71 Tech-Konzerne, die im US-Aktienindex S&P 500 gelistet sind, ein Drittel weniger Steuern als die übrigen S&P-500-Unternehmen. Und selbst innerhalb dieser Gruppe sind die Steuerzahlungen von Apple niedrig. Die gingen das Thema Steuern offenbar mit ähnlicher Innovationskraft an, wie die Entwicklung der Kultprodukte. Der Clou: In den USA zahlen Unternehmen Steuern abhängig davon, wo der Gewinn entsteht – und nicht abhängig von Produktionsort. Apple hat zwar seine Zentrale und den größten Teil seiner Mitarbeiter in den USA, verbucht aber rund 70 Prozent seiner Gewinn in Übersee – mit örtlich deutlich niedrigeren Steuersätzen. Zwar steht im Jahresabschluss, wie viel Steuern Apple weltweit zahlt, allerdings bleibt im Dunkeln, welche Summen an die einzelnen Staaten flossen. Zudem sind die Steuerzahlungen in der Bilanz mit hoher Wahrscheinlichkeit übertrieben, weil die Bilanzierungsstandards erlauben, Steuerzahlungen auszuweisen, die erst Jahre später oder überhaupt nicht fließen.

Apples Steuervermeidungsstrategie fußt auf zwei Säulen.

Die erste davon findet sich im Wüstenstaat Nevada. Im Jahr 2006, als Apples Aktienkurs kletterte und die Milliardenreserven anschwollen, gründete Apple eine Tochtergesellschaft namens Braeburn Capital in Reno. Die Firma, benannt nach einer süß-sauren Apfelsorte, verwaltet und investiert das Unternehmensvermögen. Der Vorteil: Hier in Nevada gibt es weder eine Einkommensteuer für Unternehmen – was der deutschen Körperschaftssteuer entspräche -, noch eine Steuer auf Kapitalgewinne. In Kalifornien werden hingegen 8,84 Prozent der Unternehmensgewinne als Steuer fällig. Braeburn Capital ist unscheinbar in einem tristen Bürogebäude untergebracht, erhält aber von den Gewinnen aus dem Verkauf der Apple-Produkte regelmäßig einen Anteil, um ihn in Aktien, Anleihen oder andere Wertpapiere zu investieren.

Wenn diese Investments Gewinn abwerfen, sind diese teilweise vor kalifornischem Steuerrecht geschützt. Seit der Gründung von Braeburn Capital sollen laut NYT mehr als 2,5 Milliarden Dollar Zinsen und Dividenden auf das Apple-Vermögen angefallen sein. Außerdem hilft Braeburn laut NYT Apple dabei, die Steuerlast in anderen US-Staaten wie Florida, New Jersey und New Mexico zu senken, weil deren Rechtsprechung die Steuerschuld für Finanzverwaltungen mit Sitz in einem anderen Staat niedriger ansetzen. Deshalb haben duzende anderer Unternehmen wie Cisco, Harley-Davidson oder Microsoft Tochtergesellschaften in Nevada.

Säule II: Luxemburg, Irland, Niederlande

Mit Arbeitszimmer und Dienstreise die Steuerlast senken
ArbeitszimmerDas häusliche Arbeitszimmer dürfen aktuell jene Arbeitnehmer absetzen, bei denen dieser Raum den Mittelpunkt der gesamten betrieblichen und beruflichen Betätigung bildet. In diesem Fall können die Kosten in unbegrenzter Höhe abgesetzt werden. Ein Abzug des Arbeitszimmers kommt auch bei den Arbeitnehmern in Betracht, denen der Chef keinen anderen Arbeitsplatz zur Verfügung stellt. Das ist beispielsweise bei Lehrern häufig der Fall. In diesem Fall können pro Jahr aber maximal 1.250 Euro abgerechnet werden. Für Aufsehen hat im vergangenen Jahr eine Entscheidung des Finanzgerichts Köln gesorgt (Az: 10 K 4126/09). Demnach können die Kosten für ein Arbeitszimmer selbst dann abgerechnet werden, wenn dieses zum Teil privat als Wohnzimmer genutzt wird. Eine Entscheidung des Bundesfinanzhofs zu dieser Frage steht aber noch aus. Quelle: © Caroline Arber/moodboard/Corbi
BerufsausbildungWer nach dem Schulabschluss zum ersten Mal eine Berufsausbildung ohne Ausbildungsdienstverhältnis macht – beispielsweise ein Erststudium oder eine Ausbildung zum Piloten oder Physiotherapeuten –  kann die Kosten dafür derzeit nur als Sonderausgaben bis zu einem Betrag von 4.000 Euro anerkennen lassen. Ab dem Veranlagungszeitraum 2012 erhöht sich der Sonderausgabenabzug auf 6.000 Euro pro Jahr. Ob die Ausgaben auch als Werbungskosten gelten können, ist derzeit noch umstritten, beim Bundesfinanzhof  laufen dazu verschiedene Musterverfahren. Aufwendungen für eine zweite Ausbildung, ein Studium nach bereits abgeschlossener Berufsausbildung werden jedoch schon heute in unbegrenzter Höhe als Werbungskosten anerkannt. Quelle: dpa
Beiträge zu Berufsverbänden und GewerkschaftenBeiträge zu Berufsständen, Berufsverbänden, Beamten- und sonstigen Verbänden oder Gewerkschaften sind Werbungskosten. „Voraussetzung ist aber, dass der Zweck des Verbandes ist nicht auf einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb gerichtet“, sagt Anita Käding, Steuerexpertin beim Bund der Steuerzahler. Quelle: dpa
BerufshaftpflichtversicherungMitglieder bestimmter Berufsgruppen wie beispielsweise Ärzte, Ingenieure und Rechtsanwälte müssen eine Berufshaftpflichtversicherung abschließen. Die Beiträge dazu gelten als Werbungskosten. Doch wenn der Arbeitgeber diese Beiträge zahlt, stellt dies grundsätzlich einen steuerpflichtigen Arbeitslohn dar. Quelle: dpa
BerufsbekleidungAusgaben für typische Berufsbekleidung sind Werbungskosten. Dazu gehören beispielsweise Arbeitsschutzkleidung wie Helm, Kittel oder Arbeitshandschuhe, aber auch Uniformen und Arztkittel. „Der Anzug des Bankers gehört nicht dazu, denn den kann er auch privat tragen“, sagt Anita Käding vom Bund der Steuerzahler. Quelle: dpa
BewerbungskostenDie Suche nach einem Arbeitsplatz ist häufig nicht billig. Es entstehen Kosten für Stelleninserate, Bewerbungsbilder, Bewerbungsmappen, sonstiges Schreibmaterial, Briefporto und Fahrtkosten zum Vorstellungsgespräch. All dies lässt sich als vorweggenommene Werbungskosten bei der Einkommensteuererklärung angeben.
BewirtungskostenLädt ein Arbeitnehmer auf eigene Rechnung Geschäftskunden des Arbeitgebers ein, kann er die entstandenen Kosten als Werbungskosten abziehen. Unter Umständen werden auch Bewirtungen von Kollegen anlässlich eines Dienstjubiläums anerkannt. Quelle: Reuters

Die zweite Säule der Steuerstrategie ist die internationale Unternehmensstruktur. Denn wann immer ein Kunde per Klick etwas von Apple kauft, fließt das Geld im Bruchteil einer Sekunde rund um den Globus. So fließen etwa die iTunes-Einnahmen aus Europa, Afrika und dem Nahen Osten an die iTunes S.à.r.l. in Luxemburg. 2011 macht die Apple-Tochter mehr als eine Milliarde Dollar Umsatz – was etwa einem Fünftel der weltweiten iTunes-Einnahmen entspricht. Luxemburg lockt auch andere Technologie-Unternehmen mit niedrigeren Steuersätzen, die ihre Transaktionen über das kleine Land mit nur einer halben Million Einwohner abwickeln. Damit tun sich insbesondere Anbieter digitaler Produkte wie Musicdownloads oder Software besonders leicht. Und hier zeigt sich, dass sich die Steuergesetze der meisten Länder noch auf eine vom E-Commerce dominierte Wirtschaft eingestellt hat. Während Luxemburg über mehr Steuereinnahmen jubelt, haben die übrigen Staaten wie Frankreich, Belgien oder Deutschland das Nachsehen.

Gewinne ins Steuerparadies durchschleusen

Auch die zwei irischen Tochtergesellschaften von Apple in Irland, die seit den späten 80er Jahren existieren, folgen einem ähnlichen Mechanismus. Während die eine Apple-Tochter von Steuernachlässen der Iren für die Schaffung von Arbeitsplätzen profitiert, dient die andere Gesellschaft vor allem als Hort von Lizenzrechten und Patenten des Konzerns. Dazu werden diese Posten einfach unternehmensintern der irischen Tochter zugesprochen. Dadurch fallen auf einige Gewinne nur irische Steuern in Höhe von 12,5 Prozent an, während in den USA 35 Prozent fällig würden. Laut NYT fiel 2004 mehr als ein Drittel der Konzerngewinne von Apple in dem kleinen Inselstaat an. Das Prinzip „Double Irish“ sorgt aber vor allem für das Durchschleusen von Gewinnen in das Steuerparadies Virgin Islands. Dazu hat Apple einen Anteil der irischen Tochtergesellschaften an die Baldwin Holdings auf den Virgin Island übertragen. Baldwin, benannt nach einer besonders reisetauglichen Apfelsorte, hat weder gemeldete Büro noch eine Telefonnummer. Einziger Direktor des Unternehmens ist der Apple-Finanzchef Peter Oppenheimer aus Cupertino.

Von dort aus fließen die Gewinne aber nicht nur auf die karibischen Inseln, sondern auch in die Niederlande. Hier kommt das „Dutch Sandwich“ ins Spiel. Durch die Verträge Irlands mit anderen europäischen Ländern kann Apple einen Teil seiner Gewinne virtuell und steuerfrei durch die Niederlande schleusen – was sie laut NYT für außen stehende Beobachter und Steuerbehörden im Grunde unsichtbar macht. Die irischen Gesellschaften haben nur sehr eingeschränkte Berichtspflichten zu ihren Geschäftszahlen. Steuerexperten schätzen jedoch, dass es nur aufgrund dieser Konstruktion letztlich gelang, in den vergangenen fünf Jahren nur einen einstelligen Steuersatz zu zahlen. So meidet Apple höhere Steuerzahlungen sowohl in den USA, als auch in den wichtigen Absatzmärkten Deutschland, Frankreich oder Großbritannien.

Für Apple hat die Sache nur einen Haken: Sind die Gewinne erst einmal ins Ausland geflossen, können sie nicht zurück in die USA überführt werden, ohne eine neue Steuerpflicht auszulösen. Aber eine Lobbygruppe von Apple, Google, Microsoft und Pfizer und rund 40 weiteren Unternehmen versucht bereits, eine Regelung für eine steuersparende Rückführung des Auslandsvermögens nach Amerika zu erwirken. Apples Auslandsvermögen belief sich nach Angaben vom April 2012 auf 74 Milliarden Dollar.

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