VDV-Studie Wo Schwarzfahren richtig teuer ist

In Deutschland kostet das Fahren ohne gültigen Fahrschein 40 Euro - die Bundesländer wollen das nun auf 60 Euro anheben. Wer das für teuer hält, sollte einen Blick auf andere europäische Länder werfen.

In einer Untersuchung vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) wurden 15 europäische Länder anhand der Höhe ihres Bußgeldes miteinander verglichen. „Deutschland ist geradezu ein Paradies für Schwarzfahrer, wenn man sich diesen europaweiten Vergleich anschaut", sagt Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff. Hierzulande zahlt ein ticketloser Fahrgast derzeit nur 40 Euro. Nun wollen die Bundesländer das "erhöhte Beförderungsentgelt" auf 60 Euro anheben. Eine entsprechende Bundesratsinitiative hat Bayern auf den Weg gebracht. 2015 könnten die Bußgelder fürs Schwarzfahren also um 20 Euro steigen. Doch beim "erhöhten Beförderungsentgelt" muss der Bund mitspielen. Und deshalb scheiterten bislang alle Versuche kläglich, das Bußgeld anzuheben. Jeder sah den anderen in der Verantwortung, den ersten Schritt zu gehen. Mit den Bundesratsinitiative dürfte nun tatsächlich Bewegung in die Angelegenheit kommen. Denn auch Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) befürwortet grundsätzlich eine Anhebung der Strafzahlung. Der VDV hofft auf eine schnelle Gesetzesnovelle. Jedes Jahr würden dem öffentlichen Nahverkehr in Deutschland durch Schwarzfahrer etwa 250 Millionen Euro an Einnahmen entgehen, hieß es beim VDV - bei steigender Tendenz. Vor allem in Chemnitz, Köln, Berlin und Oberhausen dürfte die Freude über höhere Bußgelder groß sein. Sie galten 2012 als Städte mit dem höchsten Schwarzfahrer-Anteil in Deutschland.So werden Schwarzfahrer in anderen Ländern zur Kasse gebeten: Quelle: dpa
Dabei kommt heraus, dass Amsterdam ein regelrechtes „Schwarzfahrerparadies“ ist. Hier haben Schwarzfahrer nicht viel zu befürchten. Lediglich 38 Euro kostet es, sollte man dabei erwischt werden ohne Ticktet im Bus, in der Straßenbahn oder der Bahn unterwegs zu sein. Quelle: rtr
Prag kommt als Schwarzfahrer ebenfalls günstig weg. Maximal 38 Euro erwartet hier ein Fahrgast ohne Fahrschein. Quelle: dpa
Die finanziellen Probleme Spaniens sind beträchtlich. Die Strafen für Fahren ohne Ticket sind milde. Nur 40 Euro muss man in Madrid bezahlen, sollte man keinen Fahrschein haben. Quelle: dpa
Nur geringfügig teurer ist es in Warschau. Dort zahlen ungebetene Fahrgäste bis zu 43 Euro. Quelle: REUTERS
Schon etwas teurer wird es in Englands Hauptstadt. In London zahlen Schwarzfahrer 60 Euro, wenn sie erwischt werden. Quelle: dpa
In Österreich ist ein Bußgeld von 70 Euro fällig, wenn ein Passagier ohne Ticket erwischt wird. Um die Zahlung zu verhindern, werden die Fahrgäste immer kreativer: Schon jetzt warnen österreichische Schwarzfahrer im Internet offen vor Kontrollen. Neben den offiziell zugänglichen Quellen – die Wiener Linien etwa stellen die am häufigsten kontrollierten Linien täglich selbst ins Netz – warnen die Fahrgäste auf verschiedenen Webseiten oder Social-Media-Plattformen vor den Kontrolleuren. Quelle: dpa
Finnland geht mit Schwarzfahrern nicht zimperlich um: In Helsinki droht den Fahrgästen ohne Ticket ein Bußgeld von 80 Euro. Fahrkarten sind deshalb fast überall erhältlich: An R-kisokis (Zeitungsständen), U-Bahn-Stationen, beim Fremdenverkehrsamt und beim Postamt können sie gekauft werden. Quelle: REUTERS
Kopenhagen ist eigentlich als Fahrradstadt bekannt. Die Hauptstadt von Dänemark verfügt über 350 Kilometer gut ausgebaute Fahrradwege, dort werden sogar „Fahrradautobahnen“ angelegt. Wer allerdings mit der Bahn fährt und kein gültiges Ticket hat, muss 100 Euro zahlen. Quelle: dpa
In Italien zahlen Schwarzfahrer von 50 bis hin zu 114 Euro. Das hängt natürlich auch davon ab, in welcher Stadt sich der Fahrgast befindet. Der Grundfahrschein in Rom heißt Biglietto Integrato a Tempo. Er ist zeitlich begrenzt, kostet 1,50 Euro und gilt 75 Minuten ab der Entwertung. Damit können Fahrgäste aber beliebig oft umsteigen. Quelle: REUTERS
In Schweden ist das Bahnfahren besonders teuer. Das Fahren ohne ein gültiges Ticket aber auch: In Stockholm beträgt das Bußgeld für Schwarzfahrer 135 Euro. Aus Protest gegen die hohen Ticketpreise haben sich die Fahrgäste deshalb etwas einfallen lassen: In Stockholm (und auch in Paris) gibt es eine Versicherung für Schwarzfahrer. Diese Versicherung ist günstiger als ein Monatsticket. Jedes Versicherungsmitglied zahlt einen bestimmten Monatsbeitrag. Wird ein Versicherungsnehmer beim Schwarzfahren erwischt, kann er sein Strafmandat bei der Gewerkschaft einreichen, die dieses dann für den Schwarzfahrer bezahlt. Quelle: dpa
In Luxemburg variieren die Bußgelder für Schwarzfahrer: Von 35 bis zu 150 Euro müssen Fahrgäste bezahlen, die ohne ein gültiges Ticket erwischt werden. Besonders teuer wird es für Fahrgäste, die längere Zeit mit einem abgelaufenen Fahrausweis unterwegs sind. Quelle: dapd
Nach Angaben des Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) entgehen ihm wegen Schwarzfahrens jährlich Einnahmen von rund 30 Millionen Franken. Wer in der Schweiz ohne Fahrausweis erwischt wird, muss daher umgerechnet 70 bis 160 Euro zahlen. Wer hier schwarzfährt, kann konsequent strafrechtlich verfolgt werden. Die Quittung dafür erhält zumindest Zürich online auf Facebook: Hier „gefällt“ rund 212 Usern das Schwarzfahren dort. Quelle: dpa
Auch die Franzosen sehen Schwarzfahren nicht als Kavaliersdelikt: In Frankreich sind bis zu 180 Euro fällig, wenn jemand ohne ein gültiges Ticket erwischt wird. Aber auch hier gibt es ja die Schwarzfahrerversicherung. Quelle: dapd
Richtig teuer wird das Schwarzfahren in Belgien: Das Land ist der Spitzenreiter, wenn es um die Höhe der Strafzahlungen fürs Schwarzfahren geht. Fahrgeldpreller müssen hier bis zu 200 Euro zahlen. Quelle: dpa
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