Verbraucherpreise 2015 Gas wird billiger, telefonieren teurer

Experten wagen den Blick in die Glaskugel: In welche Richtung gegen 2015 die Preise für Verbraucher? Der sinkende Ölpreis dürfte demnach Gaskunden entlasten. Dafür stoppt eine Übernahme den Preiskampf im Mobilfunkmarkt.

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Wer mit Gas heizt, dürfte sparen: Die Energiepreise sinken weiter. Quelle: obs

Frankfurt, Berlin, Hamburg In diesem Jahr konnten sich vor allem Autofahrer und Heizölkunden über stark sinkende Preise freuen. Wer sein Haus oder seine Wohnung mit Gas heizt, hat dagegen kaum von rückläufigen Energiekosten profitieren können. Das könnte sich im nächsten Jahr ändern.

Den Rückgang der Ölpreise hatten in diesem Ausmaß und Tempo niemand vorhergesehen. Innerhalb von nur sechs Monaten reduzierte sich der Preis für Rohöl um rund 45 Prozent auf 60 Dollar für ein Barrel (159 Liter). Die Preise für Benzin und Heizöl folgten. Die Kraftstoffe wurden seit der Jahresmitte um 28 Cent je Liter billiger und kosten zu Weihnachten im bundesweiten Durchschnitt weniger als 1,30 Euro (Super E10) und 1,20 Euro (Diesel) je Liter.

Ähnlich sah es beim Heizöl aus, das sich von 84 auf 60 Euro je 100 Liter (beim Kauf von 3000 Litern, inkl. Mehrwertsteuer) verbilligte. Bei einer Befüllung macht das 720 Euro aus.

Für die Gaskunden zeichnen sich dagegen erst im nächsten Jahr Preissenkungen ab. Der Preisindex des Verbraucherportals Verivox veränderte sich im Jahresverlauf kaum und ging von 6,57 Cent je Kilowattstunde auf 6,52 Cent zurück. Das ist der rechnerische Durchschnittspreis bei einem Verbrauch von 20 000 Kilowattstunden im Jahr, entsprechend einem Einfamilienhaus.

Der Ölpreis hat zwar nach wie vor eine Leitfunktion auch für andere Energiemärkte, aber die ist schwächer geworden. Die früher enge Bindung zwischen Öl- und Gaspreisen hat sich gelockert. Mit Verzögerung bröckeln jedoch auch die Gaspreise. So haben bis März nach Angaben von Check24 rund 60 der 700 deutschen Gasversorger Preissenkungen von durchschnittlich 5,2 Prozent angekündigt. Das entspricht 82 Euro pro Jahr.


Lebensmittelpreise stagnieren

Im neuen Jahr können Verbraucher beim Lebensmitteleinkauf nach Expertenansicht mit weitgehend stabilen Preisen rechnen. „Wir erwarten zu Jahresanfang keine Preissprünge“, sagte Christian Böttcher vom Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels der Deutschen Presse-Agentur. Eine Prognose fürs gesamte Jahr 2015 wolle er angesichts möglicher Schwankungen bei den Lebensmittelpreisen aber nicht abgeben.

Die Zeit enormer Preissteigerungen - wie etwa 2013 - sei erst einmal vorbei, prophezeit auch Wolfgang Adlwarth, Handelsexperte bei der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Damals hatten etwa schlechte Ernten die Preise teilweise stark steigen lassen. „Die Lage hat sich 2014 aber deutlich entspannt.“

Zudem mache sich auch die Krise zwischen Russland und der Ukraine bemerkbar. „Denn viele Waren bleiben auf dem deutschen Markt und das drückt die Preise.“ Nach seine Worten dürften auch die großen Preissenkungsrunden der Discounter, die häufig die Konkurrenz mitzögen, im kommenden Jahr etwas abebben.

Auch der Deutsche Bauernverband ging zuletzt davon aus, dass sich die Lebensmittelpreise auf stabilem Niveau halten, mitunter sogar leicht sinken werden. Hintergrund ist ein drastischer Einbruch der Weltmarktpreise. Was die Verbraucher freuen dürfte, macht vielen landwirtschaftlichen Betrieben jedoch große Sorgen.

Den Preis-Trend untermauern auch jüngste Zahlen aus der offiziellen Statistik: Im November waren die Preise für Nahrungsmittel nach Angaben des Statistischen Bundesamts im Vergleich zum gleichen Monat des Vorjahres unverändert geblieben.


Mobilfunkfirmen müssen Geld verdienen

Viele waren dagegen, als Telefonica Deutschland (O2) die Übernahme von E-Plus ankündigte: Das Kartellamt und Verbraucherschützer warnten vor möglichen Preissteigerungen. Die Deutsche Telekom und Vodafone begrüßten dagegen den neu fusionierten Rivalen auf Augenhöhe. Mit der Übernahme von E-Plus ist in München mit rund 46 Millionen Anschlüssen der größte Mobilfunker in Deutschland entstanden.

Dass der neue Riese freundlich begrüßt wurde, hat Gründe: Ein scharfer Preiskampf nagte über Jahre an Tarifen und Gerätepreisen. Mit E-Plus ist nun ausgerechnet der Anbieter weggekauft, der erfolgreich der Konkurrenz Marktanteile abgejagt hat. Neben der Marke Base steckt E-Plus unter anderem hinter den Billigmarken Simyo und Aldi Talk. „Die Fusion war gut, weil wir noch mehr Konsolidierung in Europa brauchen“, sagte Telekom-Deutschland-Chef Niek Jan van Damme im Sommer der „Berliner Zeitung“ - sprach aber von weiter starkem Wettbewerb.

Dennoch könnte es 2015 mit der für Verbraucher günstigen Preisentwicklung vorbei sein. Auch, weil die Eingriffe der Regulierer nicht mehr so groß sind. Die Aufseher hatten die Entgelte der Telefonfirmen untereinander immer weiter zusammengestrichen, weil die Netzbetreiber gut an der Durchleitung von Gesprächen und Daten verdienten. Verbraucherschützer kritisieren zudem, dass bei grenzüberschreitenden Gesprächen zu wenig Tempo gemacht wird. „Roaming-Gebühren sollten eigentlich auf Drängen des Europäischen Parlaments bis Ende 2015 komplett abgeschafft werden“, sagt Telekom-Experte Ilja Braun vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Jetzt drohe aber eine Verzögerung.

Wo die Entwicklung hingehen könnte, zeigt Österreich. Dort gibt es zwar nur gut ein Zehntel so viele Kunden wie hierzulande - aber ansonsten viele Ähnlichkeiten. Jahrelang galt der Markt mit vier Netzbetreibern als einer der umkämpftesten in Europa, die Preise sanken und sanken.

Dann verkaufte der französische Orange-Konzern 2013 seine österreichische Tochter an den zweiten kleinen Anbieter Hutchison. Seit Oktober 2013 zogen die Mobilfunkpreise bis September dieses Jahres nach Daten des österreichischen Telekomregulierers RTR um satte 30 Prozent an.

Gleichsam unisono beschwören die Telekom-Manager in Deutschland nun das Ende weiterer Preissenkungen. Auch Provider ohne eigenes Netz wie United Internet sehen das ähnlich. „Ich glaube nicht, dass die Preise sich weiter nach unten entwickeln“, sagt Konzernchef Ralph Dommermuth. Provider mieten Leitungen und bieten darüber eigene Tarife an. Von ihnen ging oft der Impuls für Preissenkungen aus.

Aber jetzt will die Branche wieder mehr Geld verdienen. Ein Grund: Die schnellen Mobilfunknetze der Zukunft brauchen Investitionen, und diese müssen bezahlt werden.

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