Stolze 291 Millionen Euro Schadensersatz fordert ThyssenKrupp von seinem Ex-Manager Uwe Sehlbach. Der Konzern verklagte ihn durch zwei Instanzen – bisher erfolglos. Der Spartenchef der Thyssen-Tochter Gft-Gleistechnik war angeblich in das Schienenkartell verwickelt. Die verbotenen Preisabsprachen bescherten dem Konzern 191 Millionen Euro Kartellstrafe wegen verbotener Absprachen und 100 Millionen Euro Schadensersatz für die Deutsche Bahn. Ob der Fall Sehlbach noch vor den Bundesgerichtshof kommt, steht noch nicht fest. Eins signalisiert die Affäre auf jeden Fall: „Es gab eine Zeitenwende, Manager können nicht mehr mit augenzwinkernder Toleranz rechnen“, sagt Thomas Klindt, Compliance-Anwalt bei Noerr.
ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger verabschiedete nach der Affäre eine interne Null-Toleranz-Richtlinie gegen Vergehen von Mitarbeitern. ThyssenKrupp kann heute knapp 400 Compliance-Beauftragte vorweisen, die darauf achten sollen, dass Gesetze und interne Regeln eingehalten werden und niemand aus der Spur läuft.
Compliance ist ein Schreckgespenst für Manager, aber eine sprudelnde Einnahmequelle für Kanzleien. „Der Markt für Compliance ist in den vergangenen zehn Jahren explodiert“, sagt Daniela Seeliger. „Damals kannte kaum einer das Wort, heute traut sich kein Vorstand mehr zu, ohne vernünftiges Compliance-System zurechtzukommen – und setzt es mindestens zweimal im Jahr auf die Tagesordnung“, so die Juristin bei der Kanzlei Linklaters.
Ihre Sozietät wurde von einer unabhängigen Jury unter die 25 Top-Compliance-Kanzleien gewählt. Das Verfahren lief in drei Schritten:
- In Datenbankrecherchen und Expertengesprächen wurden 71 Kanzleien und 240 Anwälte ausgewählt, die beim Thema Compliance bereits auf sich aufmerksam gemacht haben.
- Die Namen wurden von 27 Experten führender Kanzleien eingestuft. Ein Urteil über die eigene Kanzlei oder Person war ausgeschlossen.
- Im dritten Schritt bewertete eine Jury 42 Kanzleien, deren Anwälte überdurchschnittlich gut eingestuft wurden, nach drei Kriterien: Erfolg, Erfahrung, Spezialisierung und Stärke des Teams. Die 25 Kanzleien mit den meisten Punkten sind in der Übersicht (auf Seite 2) gelistet.
Die Jury
Thorsten Grenz ist Professor in Kiel und Präsident der Financial Experts Association. Im Aufsichtsrat von Drägerwerk leitet er den Prüfungsausschuss.
Mirko Haase ist Regional Compliance Officer Europe bei der Adam Opel AG und Präsident des Berufsverbands der Compliance-Manager.
Manuela Mackert ist Chief Compliance Officer der Deutschen Telekom.
Peter Ruhwedel leitet das Kompetenzcentrum für Unternehmensführung & Corporate Governance an der FOM Hochschule für Ökonomie und Management.
Achim Schunder ist Leiter der Zeitschriftenniederlassung des Verlags C.H. Beck.
Compliance-Fälle dominieren aktuell die Wirtschaftsnachrichten. So musste die Commerzbank ihren halben Jahresgewinn an US-Behörden überweisen – Mitarbeiter hatten gegen Wirtschaftssanktionen verstoßen. Baukonzern Bilfinger steht unter Korruptionsverdacht, seine Tochterfirma soll vor der WM 2014 brasilianische Politiker bestochen haben, um an Aufträge zu kommen. Die Deutschen-Bank-Prozesse rund um die Pleite des Medienimperiums von Leo Kirch kosteten die Bank 800 Millionen Schadensersatzzahlung – und Jürgen Fitschen, einer der beiden Vorstandschefs, steht wohl bald wegen versuchten Prozessbetrugs vor Gericht.