WiWo-Topkanzleien Die besten Anwälte für Compliance und Managerhaftung

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Staatsanwälte schlagen rabiat zu

Compliance-Anwälte sind Straf-, Arbeits- und Kartellrechtler. Schon im Vorfeld beraten sie die Unternehmen, wie sie ihre Firma organisieren, um im Fall der Fälle vor Gericht eine funktionierende Compliance vorweisen zu können. Prominentes Beispiel ist der ADAC, der nach den Skandalen um die gefälschten Rankings mit der Kanzlei Freshfields ein Whistleblower-System installierte.

Gute Einnahmequellen für Compliance-Anwälte sind Kartellfälle mit vielen beteiligten Unternehmen. Kartellrechtler wie Daniela Seeliger von Linklaters führen, wenn ein Klient beschuldigt wird, am Tag bis zu 30 Interviews mit Mitarbeitern, vom Vertriebschef bis zum Pförtner. Ziel ist es, möglichst rasch die Fakten zu klären. Je mehr Seeliger dem Kartellamt selbst an Fakten liefern kann, umso höher können die Rabatte auf die Strafen fürs Unternehmen ausfallen. Umso besser also, wenn die Leute ihrer Firma vertrauen und reden, statt verängstigt zu schweigen.

Staatsanwälte schlagen bisweilen rabiat zu. Bei Audi etwa marschierten sie wegen Dieselgate am Tag der Bilanzpressekonferenz mit einer 80-köpfigen Truppe ein. Anwälte werden dann ganz kurzfristig dazugerufen. Durchsuchen Staatsanwälte wie bei Audi auch die Privatwohnungen der Manager, arbeiten sie gründlich: Handy und PC der erstaunten Ehefrau werden dann ebenso beschlagnahmt wie die Spielekonsolen der Kinder und Musik-Player. „Alles, wo ein Speicherchip drin ist“, schildert Strafrechtler Wessing die Beschlagnahmungen.

Mandate, die viel Umsatz bringen, sind die Internal Investigations, Compliance-Einsätze, bei denen Kanzleien große Fälle in Unternehmen aufklären sollen. So sichteten und bewerteten 42 Freshfields-Anwälte beim Deutschen Fußball-Bund bei ihren Ermittlungen für den Bericht zur WM-Vergabe 740 Aktenordner und 128.000 E-Mails, um am Ende einen – inzwischen stark kritisierten – Untersuchungsbericht von 380 Seiten zu präsentieren. Die Kanzlei soll dafür einen hohen siebenstelligen Betrag kassiert haben, heißt es.

Je größer die kanzlei, desto teurer der Anwalt

Die Faustregel lautet: Je größer die Kanzlei umso höher der Stundensatz. Kartell-, Straf- und Gesellschaftsrechtler sind teurer als Arbeitsrechtler. Partner-Stundensätze liegen zwischen 250 und 600 Euro. Bei Promi-Mandaten rufen Stars 800 bis 1000 Euro Stundenhonorar auf. Für angestellte Anwälte verlangen Law Firms 250 bis 400 Euro.

Die Palette von Compliance-Delikten ist breit: Die Möbelhändler August und Edgar Inhofer aus Senden in Bayern etwa landeten wegen Verträgen mit ihren 49 Vertretern in U-Haft. Der Vorwurf: Scheinselbstständigkeit von Beschäftigten und damit Sozialversicherungsbetrug. August Inhofer wurde zu einer Million Euro Strafe und elf Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Bei Geschäftsführer Edgar Inhofer waren es ein Jahr und zehn Monate auf Bewährung sowie eine halbe Million Euro Geldstrafe. Obendrein verdonnerte ihn das Landgericht Augsburg, für drei Jahre seinen Job nicht auszuüben. Auch der Personalchef musste 45.000 Euro Strafe zahlen.

Wann der Fall des Ingolstädter Klinikchefs Fastenmeier beendet sein wird, kann heute noch niemand abschätzen. Fest steht nur: Anwälte werden noch üppig daran verdienen.

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