Überblick Wie der globale Abschwung die Branchen trifft

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Reise und Transport: Aktien Quelle: dpa

Reise und Transport

Der Ölpreis und die sich abschwächende Konjunktur machen der Luftfahrtindustrie schwer zu schaffen. Wer sich nicht noch durch Termingeschäfte relativ günstiges Kerosin gesichert hat, kann im zweiten Halbjahr 2008 tief in die Verlustzone rutschen. Das gilt besonders für Unternehmen wie Air Berlin, die wenig Substanz haben und unter wachsender Konkurrenz leiden. Etablierte Airlines wie die Lufthansa kommen in diesem Jahr noch relativ glimpflich davon. Doch wenn die Termingeschäfte im nächsten Jahr auslaufen, steigen deren Kosten rapide an. Auch strengere Umweltauflagen dürften künftig auf die Margen drücken. Müssen die Fluglinien wie geplant von 2012 an am Emissionshandel teilnehmen, dürfen sie weniger CO2 ausstoßen als 2005 – und können dann nur noch in dem Maße wachsen, wie sie mithilfe neuer Maschinen ihre Emissionen drücken. Auch die Touristikbranche dürfte eine Abkühlung der Konjunktur 2009 hart treffen. Wenn die Inflation die Haushaltsbudgets der Kunden wegfrisst, geht das auch an den Reise-Buchungszahlen nicht spurlos vorüber. Die Großen wie TUI schielen aufs Ausland, vor allem auf den russischen Markt, der aber noch wenig entwickelt ist.

Fazit: Die Aktien der Reise- und Transportbranche gehören – trotz der schon jetzt erheblichen Kursverluste – noch immer zu den riskantesten in Dax und MDax. Die Lufthansa dürfte langfristig aber als Sieger aus der Marktbereinigung hervorgehen.

Zu wenig Innovation in der Pharmabranche

Pharma

Zu wenig Innovation, verschärfte Generika-Konkurrenz, regulierte Medikamentenpreise, Ablauf wichtiger Patente – die Branche hat Probleme. Die gute Nachricht: Sie sind an der Börse längst bekannt; seit März stemmen sich Pharma-Aktien gegen den negativen Gesamttrend am Markt. Innerhalb der Branche fällt vor allem Bayer positiv auf, mit interessanten Medikamenten in der Pipeline, etwa gegen Thrombose oder Leberkrebs. Eine unabhängige Studie prophezeit, dass die aktuelle Nummer 16 der Welt bis zum Jahr 2014 zu einem der zehn größten Medikamentenherstellern aufsteigt. Durchwachsener sind die Aussichten für Merck, die mit dem Krebsmittel Erbitux zwar gute Geschäfte machen – die große Wachstumsfantasie wie bei Bayer fehlt aber.

Fazit: Auch wenn die Rekordmargen aus den Achtziger- und Neunzigerjahren nicht mehr erreicht werden dürften: Pharmawerte waren bisher in jedem konjunkturellen Abschwung eine gute Wahl. Rote Zahlen wird es auch 2009 nicht geben.

Versorger

Die Explosion der Energiepreise brachte den deutschen Energieversorgern RWE, E.On und EnBW Milliarden-Gewinne. Auch nach dem Rückgang des Ölpreises dürfte Erdgas, dessen Preis an den des Öls gekoppelt ist, nicht billiger werden: Russland erhöht die Preise kontinuierlich, die Versorger konnten diesen Einkaufsnachteil bisher voll an den Verbraucher weiterreichen. Zwar drücken Vorgaben der Bundesnetzagentur, die im Sinn der Verbraucher handelt, die Renditen in den Netzen. Bei der Stromproduktion bleibt aber immer noch genug hängen. In Sachen Kernkraft wendet sich das Blatt: Die Laufzeiten der Atommeiler könnten verlängert werden, Versorger würden profitieren. Die Energiebranche ist also weit davon entfernt zu kippen.

An der Börse sind die Aktien deshalb beliebt: Seit einem Jahr haben sie nur neun Prozent verloren, weniger als die meisten anderen Sektoren. Dabei behauptet die von geringer Konkurrenz profitierende Branche ein hohes Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14. Immerhin gehen Analysten bei den Gewinnprognosen – anders als vor sechs Monaten – nicht mehr von zweistelligen Prozent-Steigerungen aus, sondern nehmen sogar ein Minus für 2008 an. Die Branche ist nicht billig, hat aber nur niedrige Erwartungen zu erfüllen.

Fazit: Versorgeraktien bleiben weiter stabil, hohe Gewinne sind aber nicht drin.

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