US-Hypothekenfinanzierer Welche Rolle Fannie und Freddie für die US-Wirtschaft spielen

Europäer konnten mit den Namen Fannie Mae und Freddie Mac bislang kaum etwas anfangen. In den USA hingegen kennt jeder Häuslebauer die beiden US-Hypothekenbanken mit den seltsamen Namen. Die beiden Finanzierer vereinen mehr als die Hälfte aller US-Hypotheken auf sich - und spielen deshalb die erste Geige im US-Immobilienmarkt.

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Fannie Mae Gebäude in Quelle: AP

Fannie Mae und Freddie Mac stehen für Schulden in Höhe von fast sechs Billionen Dollar gerade. Kein Wunder also, dass die Probleme von Fannie und Freddie Schockwellen durch die gesamte US-Wirtschaft schicken und die amerikanische Notenbank Fed zu Milliarden-Zusagen bereit war.

Ursprünglich waren beide Finanzierer in staatlicher Hand und hießen schlicht Federal National Mortgage Association (FNMA) und Federal Home Loan Mortgage Corporation (FHLM). Im Volksmund mutierten die beiden Abkürzungen rasch zu Fannie Mae (FNMA) und Freddie Mac (FHLM).

Fannie Mae entstand im Jahr 1938. In den Nachwehen der Weltwirtschaftskrise konnten viele Amerikaner ihre Bankschulden nicht mehr zurückzahlen, Banken vergaben Kredite daher nur mehr an Reiche. Mit Hilfe des neu gegründeten Finanzierers wollte die US-Regierung den Traum vom Eigenheim für Millionen Amerikaner erschwinglich machen. Das Geschäftsmodell von Fannie war einfach: Der Hypothekenfinanzierer kaufte notleidenden Hypothekardarlehen von Banken auf. Dadurch hatten Banken wieder frisches Kapital für die Kreditvergabe verfügbar und konnten so auch wieder Geld an Schuldner von geringerer Bonität verleihen.

Privatisierung wegen Vietnamkrieg

Nach vier Jahrzehnten hatte Fannie Mae ein so großes Gewicht, dass Präsident Lyndon Johnson den Finanzierer 1968 privatisierte. Dazu hatte Johnson handfeste wirtschaftliche Gründe: Der Vietnam-Krieg belastete den US-Haushalt damals stark. Mit der Privatisierung von Fannie Maes Schulden-Portfolio, das auf der Passivseite des Haushalts auftauchte, verschaffte er den Staatsfinanzen mehr Spielraum.

Zwei Jahre später wurde Freddie Mac aus der Taufe gehoben, um ein Hypotheken-Monopol durch seine große Schwester Fannie Mae zu verhindern. Seit 1989 notiert auch Freddie Mac an der Börse.

Heute beherrschen beide den Hypothekenmarkt. Einen Teil ihres Erfolges verdanken sie ihrer Sonderstellung: Als staatlich gestützte Firmen fallen ihre Schulden in die Kategorie Staatspapiere. Für Kredite, die durch Fannie und Freddie gestützt werden, steht also indirekt der Staat ein. Marktteilnehmer eint ein Glaube: Beide Banken zusammen sind so groß, dass die US-Regierung ein Zusammenbrechen niemals zulassen würde. Bis heute haben sie recht behalten: Auch bei Buchhaltungsskandalen, die Fannie Mae in den letzten Jahren hunderte Millionen Dollar kosteten, ist die US-Regierung immer in die Bresche gesprungen.

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