Vermögensschutz Warum der Bullenmarkt Gold intakt bleibt

Dabei sein ist alles – in einem der größten Bullenmärkte aller Zeiten. Warum Anleger beruhigt weiter Gold kaufen können.

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Die Investition in Gold lohnt Quelle: dpa

"Goldpreisentwicklung? Verstehe ich nicht." US-Notenbankchef Ben Bernanke ist der Anstieg des Goldpreises schleierhaft. Sagt er zumindest. Investmentguru Marc Faber kann ihm auf die Sprünge helfen. Faber würde Bernanke sagen: „Wenn du die Zinsen auf null Prozent setzt und deine Notenbank Geld druckt, dann frag dich mal, was intelligente Menschen wohl lieber haben möchten – Papiergeld oder Gold?“ Sie sehen, dass eine Papierwährung gegenüber einer Währung, deren Menge nicht beliebig erhöht werden kann, am Ende verliert.

Gold ist Anlage- und Spekulationsobjekt

Zu diesen intelligenten Menschen gehören die Hedgefondsikonen George Soros, John Paulson, Eric Mindich, David Einhorn und Eric Sprott. Alle haben Teile ihres privaten und des in ihren Fonds verwalteten Vermögens direkt in physischem Gold oder in börsennotierten Goldfonds (ETF) angelegt. Paulsons Investmentfirma ist mit vier Milliarden Dollar größter Anteilsbesitzer am SPDR Gold Trust, dem weltweit größten Gold-ETF. Soros Fund Management besitzt Goldansprüche im Wert von 661 Millionen Dollar. Eton Park Capital, ein vom ehemaligen Goldman-Sachs-Händler Mindich gesteuerter Hedgefonds, stieg erst kürzlich ein in den Goldmarkt, mit gut 800 Millionen Dollar. David Einhorn verwaltet in seiner Firma Greenlight Capital physisches Gold, Eric Sprott hat einen Goldfonds aufgelegt.

Die Superspekulanten wissen: Tatsächlich ist es nicht Gold, das gewinnt – 1000 Gramm bleiben stets ein Kilo –, es sind die Papierwährungen, in denen Gold gemessen wird, die den Bach runtergehen. Das ist der Blickwinkel, auf den es eigentlich ankommt bei der Betrachtung von Gold. Gold ist seit Jahrtausenden konstanter Wertspeicher und deshalb auch stabiles Wertmaß. Es hat bisher noch jede Papierwährung, jeden Staatsbankrott und jeden Krieg überlebt.

Gestaute Liquidität

Gold ist an kein Schuldversprechen einer Regierung gebunden. Notenbanken haben in der Finanzkrise demonstriert, dass sie beliebig Geld und Kredit schaffen können. US-Notenbankchef Bernanke argumentiert zwar, dass man die Geldmenge noch wesentlich erhöhen könne, weil man keinen inflationären Druck habe. Schon möglich, dass es nicht gleich morgen zu einer starken Inflation kommt. Doch das Risiko, dass sich der Kaufkraftverlust von Papierwährungen von einem gewissen Punkt an beschleunigen wird, ist hoch. Gefährlich wird es, wenn die im Finanzsystem gestaute Liquidität in Umlauf kommt, wenn Preise anziehen und Inflationserwartungen sich verfestigen. Dann wird sich die Umlaufgeschwindigkeit des Papiergelds erhöhen, weil Menschen sich rasch von ihm trennen wollen. Spätestens dann wird die Goldnachfrage einen dramatischen Schub bekommen.

Grafik: Entwicklung der Goldbestände von börsennotierten Goldfonds

Gold ist ebenso Anlage- und Spekulationsobjekt – wie Aktien, Anleihen oder Rohstoffe. So gesehen ist bei Gold die Frage nach dem besten Einstiegszeitpunkt geklärt. Er liegt Jahre zurück. Der Goldpreis in Dollar startete 2001 bei weniger als 300 Dollar pro Unze, in Euro nahm Gold Anfang 2005 bei gut 300 Euro endgültig Fahrt auf. WirtschaftsWoche-Leser waren von Beginn an dabei. So schrieben wir im Mai 2001 (Heft 20/2001): „Nach 21 langen Jahren der Baisse beim Goldpreis verdichten sich jetzt die Signale, dass die Talsohle erreicht ist.“ Unter dem Strich war es ratsam, seitdem einen Teil des Vermögens in Gold angelegt zu haben. Doch bleibt das so?

Wie jede größere Hausse lässt sich auch die Goldhausse in drei Phasen einteilen: In der erste Phase, die zur Jahrtausendwende begann, setzten nur Überzeugungstäter auf Gold. Von etwa 2005 an entdeckten dann weitsichtige Profianleger den Goldmarkt. Jetzt steht Gold in der dritten Phase des Bullenmarktes. Diese könnte irgendwann maßgeblich von Spekulation getrieben sein, weil auch die Masse der Anleger auf den Zug springt.

Wenig Gold im weltweiten Finanzvermögen

Den Startschuss für den Eintritt in diese Phase gab der nachhaltige Sprung des Goldpreises über die Marke von 1000 Dollar Ende 2009. Die finale Spekulation dürfte erst noch bevorstehen. Dazu hilft ein Vergleich des aktuellen Bullenmarkts mit dem letzten großen Goldrausch, der im Januar 1980 bei einem Goldpreis von 850 Dollar pro Unze endete. Damals erreichte der Goldanteil am weltweiten Finanzvermögen nach Daten des Researchhauses CPM Group 2,77 Prozent. Im aktuellen Bullenmarkt erhöhte sich die Goldquote zwar von 0,20 Prozent in 2000 auf zuletzt 0,57 Prozent. Bis zum alten Hoch ist aber immer noch viel Luft. Die letzte Hausse endete außerdem mit einem finalen Sprung: Binnen sechs Wochen verdoppelte sich der Goldpreis nahezu, allein in den letzten zehn Tagen vor dem Hoch stieg er um 35 Prozent. Noch gilt: Dabei sein ist alles – in einem der größten Bullenmärkte aller Zeiten.

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