Anleger benötigen aber langen Atem Vermögensverwalter raten zu Aktienkäufen

Die aktuelle Krise schafft neue Bedingungen für das Wirtschaftswachstum und die Kapitalmärkte.

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FRANKFURT. Vermögensverwalter wie Matthieu Louanges, Geschäftsführer der Allianz-Anleihefonds-Tochter Pimco, stellen fest, dass sich die Kapitalmärkte auf eine "neue Normalität" zubewegen. Drei veränderte Treiber für Wachstum und Märkte macht er aus: Der Staat nimmt größeren Einfluss auf die Wirtschaft, Banken kehren langsam zurück zu ihrem ursprünglichen Geschäft der Kreditvergabe, und Anleger wie Konsumenten investieren weniger auf Kredit. Diese Faktoren werden seiner Einschätzung nach mittelfristig für Inflationsdruck sorgen und das Wachstumspotenzial der Wirtschaft dämpfen.

Bis weit in das Jahr 2010 hinein wird allerdings das Thema Rezession und Deflation die Märkte beherrschen und auch die Leitzinsen niedrig halten, sind sich Experten einig. Dann aber könnte vor allem die immense Staatsverschuldung die Inflationsrate auf drei bis vier Prozent klettern lassen, meint Louanges. Die Sorge davor dürfte die Renditen längerfristiger Staatsanleihen deutlicher steigen lassen als die kurzfristigen Zinsen.

Auch Holger Bahr, Leiter Volkswirtschaft bei der Dekabank, meint, dass im kommenden Jahr die Inflationsrate wieder steigen könnte und in den Jahren danach auch einmal über das Inflationsziel der EZB von zwei Prozent hinausschießen dürfte. Längerfristig glaubt er aber, dass die Notenbank ihr Inflationsziel über restriktivere Politik wieder erreichen könne.

Die Innovationskraft der Wirtschaft werde deutlich abnehmen, erwartet Louanges. Das von konjunkturellen Einflüssen unabhängige potenzielle Wachstum dürfte in Europa aufgrund einer höheren Staatsquote mittelfristig etwa um 0,25 bis 0,5 Prozentpunkte gedämpft werden, meint auch Bahr. Zudem müsse sich der Finanzsektor wieder auf seine Rolle als Intermediär besinnen und dabei vor allem die Versorgung der Wirtschaft mit Krediten gewährleisten, sagt er.

Als Treiber für Wachstum steht seiner Ansicht nach daher am Ende der Finanzkrise wieder die Realwirtschaft. Entscheidend sei, wie die Firmen mit den neuen Bedingungen umgingen. "Oft entstehen in einer Krise neue Produkte, und bestimmte Märkte entfalten sich wieder", sagt er. Vorstellen kann er sich dies vor allem bei Megatrend-Branchen wie Gesundheit oder Nachhaltigkeit. In solche innovativen Firmen sollten Anleger nach Ansicht von Vermögensverwaltern wieder investieren. Mit Blick auf die kommenden ein bis zwei Jahre zeigt sich Bahr positiv für Aktien.

"Anlagen in Megatrends erfordern einen langen Atem", sagt auch Burkhard Wagner, Vorstand der Partners Vermögensverwaltung in München, und verweist dabei auf das jetzige Kursniveau. Die Aktien möglicher Megatrend-Gewinner seien inzwischen so niedrig bewertet, dass Langfristanleger kaufen könnten. Als Megatrends mit Bestand bezeichnet Wagner die Themen Energie, Agrar, Wasser, Infrastruktur und Gesundheit.

Bei Anleihen raten die Experten von deutschen und US-amerikanischen Staatstiteln eher ab. Louanges empfiehlt für die kommenden Jahre Bonds mittlerer Laufzeit wie Pfandbriefe, Firmenanleihen und Banktitel guter Bonität.

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