Verursacher der Finanzkrise Jagd auf Goldman Sachs, Deutsche Bank & Co.

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die Methode von Goldmann sachs

Auch die Deutsche Bank ist bereits von einem Rechtsstreit betroffen, bei dem sich der Kläger durch den SEC-Vorstoß jetzt bessere Erfolgschancen erhofft. „Federal Home Loan Bank of San Francisco, Kläger, versus Deutsche Bank Securities“ steht über der Klageschrift, die am 15. März 2010 beim San Francisco Superior Court einging. Die kalifornische Bank fordert von der Deutschen Bank und anderen Banken Schadensersatz und die Annullierung von Geschäften, bei denen sie für 5,4 Milliarden Dollar Anteile an 33 CDO-Paketen kaufte, deren Wert vom US-Immobilienmarkt abhing. Weitere Beklagte sind JP Morgan, Bear Stearns, Credit Suisse, Royal Bank of Scotland, Greenwich Capital, Morgan Stanley, UBS und Merrill Lynch.

Auch in der New Yorker Hedgefonds-Szene rumort es heftig. Obwohl Paulson in der SEC-Klage gegen Goldman kein Fehlverhalten vorgeworfen wird, sind einige Kunden offenbar nervös geworden und erwägen, bei der nächsten Gelegenheit Ende des Monats ihr Geld abzuziehen. Ein Warnsignal für andere. „Der erste Reflex war Schadenfreude, denn niemand mag Goldman“, sagt ein Mitarbeiter des Teams, das bei Morgan Stanley Hedgefonds betreut, „doch dann blieb uns der Jubel schnell im Halse stecken, denn es war allen klar, dass das die ganze Branche treffen kann.“

Wohl wahr. „Ein großer Teil der Finanzbranche ist zum unsauberen Geschäft geworden — zu einem Spiel, in dem eine Handvoll Leute sehr großzügig dafür bezahlt werden, Kunden und Investoren irrezuführen und auszubeuten“, sagt Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman.

Steilvorlage für Obama

Die US-Regierung will sich damit nicht abfinden. Am kommenden Dienstag sollen Blankfein und Tourre vor einem Untersuchungsausschuss des Senats aussagen, der sich mit der Rolle der Investmentbanken während der Finanzkrise beschäftigt. Die Klage der Börsenaufsicht hat eine starke politische Dimension. Praktisch niemand an der Wall Street glaubt, beim Timing der SEC-Klage gegen Goldman Sachs könne es sich um puren Zufall handeln.

Zwar beteuern Sprecher der US-Regierung, die SEC sei eine unabhängige Behörde, und das Weiße Haus habe bei der Entscheidung für die Klage nicht die Finger im Spiel gehabt. Doch für die Regierung ist die Attacke gegen die Wall-Street-Ikone eine Steilvorlage. Die Betrugsvorwürfe werden Obama helfen, in den kommenden Wochen das umfangreiche Reformpaket für den Finanzsektor durchzuboxen, das riskante Geschäftspraktiken der Banken besser kontrollierbar machen und teils gar verbieten soll.

Offiziell sprechen sich die Top-Bankmanager zwar für die meisten Reformvorhaben aus. Sie möchten die Antipathie gegen die Wall Street in der breiten Öffentlichkeit nicht nähren. Doch hinter den Kulissen setzt eine Armada von Banklobbyisten in Washington sehr zum Ärger von Präsident Obama alles daran, das Reformvorhaben noch zu entschärfen.

Zunächst einmal aber wird Goldmans Dream-Team von erfahrenen Wall-Street-Anwälten alles daransetzen, dass die Klage vom Gericht sofort abgewiesen wird. Eine Flut von Verfahrensanträgen ist zu erwarten. Die SEC hat schon einen Vorgeschmack auf die bevorstehende Materialschlacht bekommen: Mit acht Millionen Dokumentenseiten hat die Bank die Behörde bereits zugeschüttet.

Die dünn besetzte SEC muss sich auf ein Kräftemessen einstellen, das ihre Kapazitäten und Mittel schnell überstrapazieren dürfte. Das gesamte Budget der Behörde beträgt in diesem Jahr gut eine Milliarde Dollar, so viel macht Goldman Sachs in einem Monat an Gewinn.

Innerhalb der SEC-Spitze war umstritten, ob überhaupt Klage erhoben werden soll. Von den fünf Commissioners waren zwei dagegen.

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