Altersvorsorge Pensionskassen senken die Zinsen

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Demografische Situation verschärft die Lage

„Wenn wir frei werdende Mittel neu anlegen, stellen wir verstärkt fest, dass sich die Auswahl an festverzinslichen Wertpapieren immer weiter einengt, da die EZB nach Staatsanleihen nun demnächst auch Unternehmensanleihen aufkauft“, sagt auch Ewald Stephan, Mitglied des Vorstands bei der Pensionskasse VERKA der Evangelischen Kirche.

Bei der kirchlichen Versorgungseinrichtung verschärft eine ungünstige demografische Situation die Lage. Sie findet kaum neue Versicherte, da sich junge Leute immer weniger für den Beruf des Pfarrers interessieren. Neue Versicherte erhalten seit 2015 nur noch einen Garantiezins von 0,5 Prozent – im Gegensatz zu 3,5 Prozent bei der älteren Generation. Mit dieser Maßnahme könnte die VERKA die Niedrigzinsphase zehn Jahre durchhalten.

Die 10 schlimmsten Fehler bei der Vorsorge
Schlecht informiertDie Deutschen kaufen Autos, Computer, Küchengeräte und gehen auf Reisen. Vor dem Kauf werden oft zahlreiche Testberichte gelesen. Geht es allerdings um Versicherungen und die eigene Vorsorge, sieht dies anders aus. Dabei sind ausreichende Informationen wichtig, um teure Fehlabschlüsse zu vermeiden. Quelle: Institut GenerationenBeratung IGB Quelle: Fotolia
Lückenhafte VorsorgeOft werden einzelne, wichtige Teile der Altersvorsorge vergessen. Dazu gehören: 1) individuelle Vorsorgevollmacht 2) Patientenverfügung 3) Klärung der Finanzen im Pflegefall 4) Testament Quelle: Fotolia
Die falschen Berater„Freunde, Familie und Bekannte in alle Vorsorgefragen einzubeziehen, ist wichtig und stärkt die Bindung zueinander. Doch sich allein auf ihren Rat zu verlassen, wäre fatal“, sagt Margit Winkler vom Institut GenerationenBeratung. Denn nur ausgebildete Finanzberater könnten auch in Haftung genommen werden. Sie sind verpflichtet, alle besprochenen Versicherungen und Vorsorgeprodukte zu dokumentieren. Quelle: Fotolia
Vorsorge ist nicht gleich VorsorgeJeder sollte seine Altersvorsorge an seine eigenen Bedürfnisse anpassen, pauschale Tipps von Beratern oder Freunden taugen in der Regel wenig. Je nach Familiensituation können andere Versicherung und Vorsorgeleistungen wichtig sein. „Vor allem in Patchwork-Situationen oder bei angeheirateten Ehepartnern gelten andere Spielregeln in der Vorsorge", sagt Winkler. Quelle: Fotolia
Schwarze Schafe Deshalb ist bei der Auswahl des Beraters Vorsicht geboten, in der Branche sind schwarze Schafe unterwegs. Geht ein Berater nicht auf die persönliche Situation ein oder preist ein bestimmtes Produkt besonders an, sollten die Kunden hellhörig werden.
Informiert ins GesprächWer Fehlern im Zuge von Falschberatung entgehen will, der muss sich vorher selber informieren. Je besser der Kunde im Beratungsgespräch selber informiert ist, desto eher kann er schlechte Berater enttarnen. Quelle: Fotolia
Vorsorge-FlickenteppichBeraterin Winkler warnt davor, zu viele Verträge bei vielen verschiedenen Beratern abzuschließen. Am Ende drohten Versicherte, den Überblick zu verlieren, besser sei eine ganzheitliche Lösung, die auf die individuelle Situation abgestimmt ist. Quelle: Fotolia

Die Pensionskasse des staatlichen Fernsehsenders ZDF mit rund 7400 Mitgliedern etwa ist für die kommenden fünf Jahre zwar gut gewappnet, was aber auch daran liegt, dass sie die Versorgungszusagen und die Verzinsung für neu eintretende Mitarbeiter kontinuierlich reduziert hat. Derzeit wird der 2014 gekündigte Versorgungstarifvertrag neu verhandelt, zu erwarten seien „weitere Anstrengungen“, sprich Absenkungen der Zusagen und Verzinsung.

Kein Rechtsanspruch auf Nachschüsse

Freie Mitarbeiter von Rundfunk- und TV-Sendern müssen sogar ohne garantierte Verzinsung auskommen, damit will ihre Pensionskasse Beitragskürzungen und Nachschüsse für die Träger verhindern. Die Versicherten haben also keine verlässliche Zusage einer festen Verzinsung ihres eingezahlten Kapitals mehr. Ihre Rendite richtet sich dann allein nach den jährlich erzielten Überschüssen.

Die Versorgungskasse für Bauarbeiter hat zum Januar 2016 einen neuen Tarif eingeführt, der nur noch 1,25 Prozent Zinsen garantiert. Ältere Versicherte konnten sich immerhin noch auf 2,25 Prozent verlassen.

Mit geringerer Verzinsung verhindern viele Kassen steigende Beiträge, gekürzte Leistungen oder Nachschüsse durch die Träger. Dieser Ausweg steht Kassen nicht zur Verfügung, die keine neuen Versicherten mehr hinzugewinnen. Das betreffe Versorgungseinrichtungen von abgewickelten Unternehmen oder aussterbenden Berufen, ist in Finanz- und Aufsichtskreisen zu vernehmen. Bei ihnen versucht die BaFin die Träger zu Nachschüssen zu bewegen. Darauf besteht aber kein Rechtsanspruch, so dass dann nur noch Leistungskürzungen für die Versicherten bleiben.

Noch düsterer sieht es bei Kassen aus, bei denen gar keine neuen Mitglieder nachkommen – etwa weil das Unternehmen untergegangen ist. Beispiele sind das bayerische Stahlwerk Maxhütte oder Anlagenbauer Babcock Borsig. Dessen Kasse will als Gegenmaßnahme neue Versicherte im freien Markt auch außerhalb der ursprünglichen Branche anwerben, wartet aber noch auf die Genehmigung der Finanzaufsicht.

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