Altersvorsorge Sofortrenten lohnen sich selten

Sofortrenten bei privaten Versicherern sind teuer und rechnen sich nur für Anleger, die sehr alt werden. Für alle anderen gibt es bessere Alternativen.

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Rentner sitzen an einem Fluss Quelle: dpa Picture-Alliance

Mit jedem zusätzlichen Jahr Arbeit wird der Wunsch nach einer sorgenfreien Rente größer. Spätestens wenn die Feierlichkeiten zum 50. Geburtstag verdaut sind, rechnen viele noch einmal ganz konkret durch: Wie viel Rente hab ich schon erarbeitet, was fehlt mir noch, und vor allem: Wie komme ich an den Rest, so dass ich auch im Alter möglichst sorgenfrei leben kann.

Bei derartigen Überlegungen werden Anlegern immer wieder Sofortrenten empfohlen, also Rentenversicherungen gegen Einmalbeträge. Das Charmante: Es wird einmal ein höherer Betrag eingezahlt, danach ist die Versicherung eine Garantie auf eine lebenslange Rente, normalerweise bestehend aus einem Grundbetrag und einer möglichen Überschussbeteiligung. Diese Aussicht klingt zunächst verlockend. Vor allem bei sicherheitsbewussten Sparern haben Berater mit dem Verkauf von Sofortrenten oft leichtes Spiel.

Was von der Privatrente übrigbleibt
Die sinkenden Renditen bei der Lebensversicherung sind ein Aufreger-Thema in Deutschland. In der Ansparphase erwirtschaften die Gesellschaften heute kaum mehr als sie durchschnittlich an Garantien für ihre Kunden bereithalten müssen. Verbraucherschützer raten Kunden daher seit Jahren, ihr Geld separat anzusparen – und erst zum eigentlichen Rentenantritt an eine Rentenversicherung abzutreten, die dann das Langlebigkeitsrisiko übernimmt. Je besser eine Gesellschaft ab dann wirtschaftet und anlegt, desto höher fällt die Sofortrente aus. Ein aktueller Map-Report hat sich angesehen, welche Versicherer bei der Sofortrente in der Vergangenheit am besten abgeschnitten haben. Quelle: dpa
Die zentrale Frage des Map-Reports lautet: Was hat der Versicherer aus der Einmalzahlung machen können? Oder genauer: Wie viel haben Kunden an monatlicher Rente ausbezahlt bekommen, wenn sie 1995 (und auch 2000 und 2005) 50.000 Euro Einmalzahlung an eine Rentenversicherung gegeben haben? Bei der dynamischen Variante, bei der ein einmal erreichtes Rentenniveau nicht mehr unterschritten werden darf, liegt die Debeka an erster Stelle. In den 20 Jahren 1995 bis heute haben sich die Rentenzahlungen auf 98.749 Euro aufsummiert – das sind knapp 9.000 mehr als der Durchschnitt. 464,53 Euro monatlich bezahlt sie ihren Kunden seit dem 1.1.2015 aus. Quelle: dpa
Nach der Debeka rangiert die Cosmos Versicherung auf dem zweiten Platz bei den dynamischen Renten über 20 Jahre. Bei ihr wurden aus 50.000 Euro Einmalzahlung 94.672 Euro oder 417,26 Euro Rente seit dem 1.1.2015. Der Map-Report sieht das Modell, das die Renten dynamisch an die Entwicklung der Überschüsse anpasst, allerdings kritisch: Im Niedrigzinsumfeld der vergangenen Jahre habe kaum ein Versicherer mehr die Rentenzahlungen anheben können. Der Grund: Wegen der Niedrigzinsen gehen die Überschüsse seit längerem kontinuierlich zurück. Quelle: Screenshot. Quelle: Handelsblatt Online
Platz drei bei den dynamischen Sofort-Renten über 20 Jahre belegt die Württembergische. Sie machte aus einst 50.000 Euro nach 20 Jahren 93.850 Euro oder 421,87 Euro Rente ab dem 1.1.2015. Die mit Abstand meisten Teilnehmer der Untersuchung meldeten Daten zur dynamischen Rentenversicherung, heißt es im Map-Report – „aus gutem Grund“. Denn es sieht besser aus, wenn die Rentenleistungen im dynamischen Modell – trotz Niedrigzinsen – zumindest konstant bleiben. Quelle: dpa
Wie stark die „erzwungene“ Rentengarantie im dynamischen Modell die Wirklichkeit verzerrt, wird bei den Gewinnern Debeka, Cosmos und Württembergische besonders sichtbar. „Während die dynamische Rente steigt oder zumindest das erreichte Niveau hält, rauscht der konstante Vertrag ab dem Jahr 2002 in den Keller“, so der Report. Bei der Cosmos sinkt die Monatsrente von 2002 bis 2005 von 407 Euro um 69 Euro auf 338 Euro. Bei der Württembergischen sinkt die Rente im selben Zeitraum um 71 Euro, bei der Debeka sogar um 93 Euro. Quelle: dpa
„Unter den gegeben Bedingungen sind die Ergebnisse der Rentenleistungen der Lebensversicherer bemerkenswert gut“, heißt es im Map-Report. Dies gilt allerdings vor allem für den Fall, bei dem die Sofortrentenzahlungen seit 1995 laufen. Je später der Versicherer mit der Rentenzahlung begonnen hat, umso eher schlägt sich das Niedrigzinsumfeld auf die Ergebnisse nieder – und umso länger muss ein Vertrag laufen, damit der Kunde seine Einmalzahlung wiedersieht. Quelle: dpa
Recht komfortabel sieht es also bei Rentenzahlungen aus, die nach einer Einmalzahlung von 50.000 Euro, bereits ab 1995 bezahlt werden. Bei der Rente mit konstantem Überschusssystem erreicht – laut Map-Branchenvergleich – ein Mustervertrag ab 1995 nach zehn Jahren und neun Monaten einen positiven Saldo zwischen Ein- und Auszahlungen. Länger dauert es bei der dynamischen Rente: Dort muss ein Kunde sich elf Jahre und acht Monate gedulden, bis er sein Eingezahltes wiedersieht. Quelle: dpa

Insbesondere bei Selbstständigen, die privat vorsorgen müssen, können Sofortrenten zur wichtigen Ergänzung der Rente werden. Das spüren auch die Versicherer: Während klassische Versicherungen, bei denen Anleger über einen langen Zeitraum monatliche Beiträge leisten müssen, in der Niedrigzinsphase immer mehr zum Ladenhüter werden, boomt das Geschäft mit den Einmalzahlungen. 2014 sammelte die Branche damit rund 27,6 Milliarden Euro ein, gut 13 Prozent mehr als im Vorjahr. Allerdings gibt es große Unterschiede, für viele Sparer gibt es bessere und vor allem günstigere Lösungen.

Hoffen auf gute Gene

Verlockend ist, dass das Geld nicht ausgeht. Die Sorge, im hohen Alter ohne den monatlichen Festbetrag dazustehen, ist von einem auf den anderen Tag weg. Das hat allerdings seinen Preis. Die Versicherung ist eine Wette auf die Zukunft, auf ein hohes Alter. Die Versicherer kalkulieren hart, wer zu früh verstirbt, dem droht ein Minusgeschäft. In der Regel verwenden die Versicherer die üblichen Sterbetafeln. „Oft lohnt sich die Versicherung erst, wenn man weit über 90 Jahre wird“, sagt Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Allerdings lässt sich der „Wer früh stirbt hat verloren-Effekt“ mit der sogenannten Rentengarantiezeit etwas abmildern. Dabei bestimmt der Versicherte einen Zeitraum, in dem die Rente in jedem Fall gezahlt werden soll, unabhängig vom Ableben. Wurden beispielsweise 15 Jahre festgelegt und der Sofortrentner stirbt nach 10 Jahren, bekommt eine von ihm begünstigte Person, beispielsweise der Ehepartner, noch fünf weitere Jahre die Rente. Einige Versicherer bieten auch eine einmalige Abfindung an.

Auch das klingt besser, als es ist. Wer mit 65 in Rente geht, eine Garantiezeit von 15 Jahren vereinbart und mit 80 Jahren stirbt, hat von der Garantie nichts. Den ursprünglich eingezahlten Betrag hat er aber auch nicht annähernd erhalten. Zudem schmälert diese Absicherung der Hinterbliebenen den Rentenbetrag. Schon ohne die Rentengarantiezeit ist die private Sofortrente mit hohen Gebühren verbunden, warnen Verbraucherschützer. Berater kassieren für die Vermittlung eine hohe Provision. Das schmälert die ohnehin schon kleine Rendite. Online-Rechner zeigen, welche Summen für die angestrebte monatliche Rente eingezahlt werden müssen.

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