Altersvorsorge-Studie Wie die Rente sicher bleibt

Bis zum Jahr 2050 soll die deutsche Bevölkerung um neun Prozent schrumpfen. Wie die Rentenkassen dennoch voll bleiben, haben die Autoren der Handelsblatt-Altersvorsorgestudie herausgefunden. Die wichtigsten Ergebnisse.

Herausforderung DemografieDie deutsche Bevölkerung wird immer älter - das belastet die gesetzlichen Rentenkassen. Der demografische Wandel hat auf Lange Sicht erheblichen Einfluss auf die Finanzierungsstruktur der deutschen Alterssicherung. Die Bevölkerung altert doppelt: Nicht nur leben die Leute länger, auch immer weniger Kinder kommen in Deutschland auf die Welt. Die Geburtenrate liegt schon seit den 1960er Jahren deutlich unter dem Niveau, das den ursprünglichen Bevölkerungsbestand erhalten könnte. Quelle: dpa
Deutschland - eine Greisengesellschaft Laut den Berechnungen des Statistischen Bundesamtes die Bevölkerung im Jahr 2050 um rund neun Prozent schrumpfen – auf 74,6 Millionen Einwohner. Im gleichen Zeitraum verdoppelt sich der Altersquotient. Dieser beschreibt das Verhältnis der Rentner zu Personen im erwerbsfähigen Alter. Er steigt von derzeit 31 auf 61 Prozent. Eine mögliche Lösung wäre es, die Geburtenlücke durch externe Einwanderer – etwa aus Südeuropa – zu schließen. Allerdings gehen die wenigsten davon aus, dass der derzeit hohe Zuwandererstrom nachhaltig ist. Quelle: dpa
Die KrisenreformenSeit 25 Jahren kämpft die Politik damit, den Druck auf Ausgaben und Beitragssätze bei der gesetzlichen Rentenversicherung zu mindern. Erst wurden Ausfall- und Ersatzzeiten gestrichen, später Leistungen gekürzt. Ab 1992 wurde zum Beispiel die Bruttolohn- auf die Nettolohnanpassung umgestellt. Außerdem wurden Abschläge bei vorzeitigem Rentenbezug eingeführt. Und: Die Rente wurde zunehmend durch Einnahmen aus der Steuerkasse querfinanziert. Quelle: dpa
Weniger BeiträgeGleichzeitig haben die Politiker durchgesetzt, dass die Bevölkerung immer weniger für ihre Rente zahlen soll: Die als langfristig tragbar angesehenen Beitragssatzobergrenzen wurden schrittweise gesenkt. Mit dem Rentenreformgesetz (RRG) 1992 waren es 28 Prozent bis zum Jahr 2030, mit dem Wachstumsförderungsgesetz 1996 sollten 26 Prozent nicht überschritten werden, beim RRG 1999 (Blüm-Reform) waren es 24 Prozent und mit dem Altersvermögensergänzungsgesetz 2001 und dem RV-Nachhaltigkeitsgesetz die aktuell gültigen 22 Prozent bis zum Jahr 2030. Quelle: dpa
Den Studienautoren sind diese Maßnahmen nicht genug, sie schlagen folgende Schritte zur Schaffung eines nachhaltigen Rentensystems vor:1) Beibehaltung der Rentenreform Nach den Reformen der letzten Jahre liegt Beitragssatzobergrenze seit 2005 bei 22 Prozent. Daran sollte laut Studie auch nicht gerüttelt werden. Würden alte Reformen rückabgewickelt – wie manche Politiker bereits fordern – läge der Beitragssatz bis 2050 bei etwa 30 Prozent und damit deutlich höher. Auch der Bund müsste dann mehr zuschießen. Quelle: dpa
2) Die LebensleistungsrenteDie von der ehemaligen Sozialministerin Ursula von der Leyen vorgeschlagene Lebensleistungsrente sieht vor, niedrigen Renten langjährig Beschäftigter aufzustocken. Tatsächlich müsste jemand in Westdeutschland über 35 Beitragsjahre jeden Monat 2.065 Euro brutto verdienen, um bei der Rente auf die Grundsicherung (700 Euro) zu kommen. Ohne Aufstockung bestehe laut Studie die Gefahr, dass Geringverdiener irgendwann in eine (Solo-)Selbstständigkeit flüchten – und die Zahl der Beitragszahler sinkt. Quelle: dpa
3) Ausweitung des Versichertenkreises der RentenversicherungSelbstständige, die in keinem Alterssicherungssystem abgesichert sind, sollten zu Pflichtmitgliedern in der allgemeinen Rentenversicherung werden – zumindest, wenn sie ein bestimmtes Alter nicht überschritten und bislang keine eigene Altersvorsorge aufgebaut haben. Das Risiko von Altersarmut für solche Soloselbstständigen könne – so die Studie – verringert werden. Quelle: AP
4) Verlängerung der LebensarbeitszeitVor dem Hintergrund einer steigenden Lebenserwartung spricht vieles dafür, die Lebensarbeitszeit nach 2030 weiter zu verlängern. Eine gleitende Anhebung des Renteneintrittsalters von 67 Jahre auf 69 Jahre bis zum Jahr 2050 würde die relative Rentenbezugsdauer, also das Verhältnis von durchschnittlicher Beitragsdauer und durchschnittlicher Rentenlaufzeit, weitgehend konstant halten, stellt die Studie fest. Quelle: dpa
5) Ausbau der kapitalgedeckten AltersvorsorgeDank Leistungsrücknahmen in der gesetzlichen Rentenversicherung und Niedrigzinsen in Europa führt – so die Studie – kein Weg an privater Altersvorsorge vorbei. Varianten der kapitalgedeckten Ergänzungsversorgung müssten erhöht werden – zur Not mittels entsprechender Anreizsysteme, etwa Zulagen oder steuerlichen Abzugsmöglichkeiten. Quelle: dpa
6) Transparenz schaffenViele Beschäftigte wissen gar nicht, wie sie insgesamt abgesichert sind – sie haben den Überblick verloren, nicht zuletzt, weil Anbieter der kapitalgedeckten Privatvorsorge und Träger der betrieblichen Altersversorgung heterogene Informationen anbieten. Wenn auch aufwändig, sollte eine umfassende Renteninformation geschaffen werden, die Vergleichbarkeit garantiert. Quelle: dpa
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