Altersvorsorge Das sind rentable Alternativen zur Lebensversicherung

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Verpflichtungen werden gestutzt

Wo es möglich ist, werden die Verpflichtungen der Versicherer – und damit die Ansprüche der Kunden – schon gestutzt. Ein neues Gesetz hat ausscheidende Kunden getroffen. Dabei geht es um die stillen Reserven aus Anleihen, sogenannte Bewertungsreserven in Höhe von 57,8 Milliarden Euro Ende 2013. Weil die Zinsen fielen und alte, hoch verzinste Anleihen wertvoller wurden, sind diese Reserven 2014 noch deutlich gestiegen. Bevor die Lebensversicherer sie aber wie früher zur Hälfte an ausscheidende Kunden auskehren, müssen sie vorher nun berechnen, wie viel Geld sie künftig brauchen, um die Kunden bedienen zu können. Das ist angesichts eines niedrigen Vergleichszinses (derzeit unter 0,7 Prozent) sehr viel Geld. Deshalb greift nun branchenweit ein Ausschüttungsstopp bei Bewertungsreserven.

Von den zehn größten Lebensversicherern bestätigten die Allianz, R+V, AachenMünchener, Generali, Debeka, Cosmos, Ergo, Axa und Bayern-Versicherung, derzeit keine von der Neuregelung betroffenen Reserven aus Festverzinslichen mehr an Kunden ausschütten zu dürfen. Eigentlich sollten betroffene Versicherer auch keine Dividenden mehr an ihre Anteilseigner überweisen dürfen. Doch das Gesetz lässt ein Schlupfloch. So hat die Allianz Leben zum Beispiel einen Gewinnabführungsvertrag mit der Allianz Deutschland AG geschlossen – Versicherer können das Ausschüttungsverbot so umgehen.

Um die Lage etwas zu entspannen, brachte die Bundesregierung vergangene Woche eine Verordnung auf den Weg, die es Versicherern erlaubt, alte Reserven, die mit den Beiträgen von vor 1994 eingestiegenen Kunden aufgebaut worden sind, künftig auch für Ausschüttungen an später eingestiegene Kunden zu nutzen. Dabei geht es um etwa 15 Milliarden Euro.

Große Versicherungskonzerne nutzen außerdem Quersubventionierungen, um die Kapitaldecke ihrer Lebensversicherer zu stärken. Obwohl Versicherungssparten streng getrennt geführt werden müssen, stützen dann die Sachversicherer, etwa Haftpflicht- oder Autoversicherer, die Lebensversicherer. „Die Sachversicherer sind meist deutlich besser kapitalisiert als Lebensversicherer“, sagt Johannes Bender von der Ratingagentur Standard & Poor’s. Sachversicherer können eine Dividende an den Mutterkonzern zahlen, der das Geld dann für den Lebensversicherer nutzt.

Um etwas mehr Rendite rauszuholen, kaufen Versicherer höher verzinste länger laufende Anleihen. Nach Daten des Branchenverbands GDV ist die Restlaufzeit der gehaltenen Anleihen seit 2009 von neun auf knapp zwölf Jahre gestiegen. Risiko: Steigen die Zinsen, wären die Lebensversicherer länger an diese dann relativ schlecht verzinsten Anleihen gebunden. Zusätzlich sollen Unternehmensanleihen und Infrastruktur – von Autobahnen bis hin zu Stromleitungen – den Versicherern mehr Rendite bringen. Weil die aber riskanter sind als Staatsanleihen, machen sie nur einen Bruchteil der Kapitalanlagen aus.

Versicherer lotsen Neukunden daher in Policen ohne Garantiezins, die Allianz etwa in ihr Produkt „Perspektive“. Bei den neuen Policen fließt das Geld der Kunden in den gleichen Topf wie das der alten Kunden. Einen jährlichen Mindestzins auf den Sparanteil gibt es meist nicht. Stattdessen wird nur garantiert, dass zu Ruhestandsbeginn wenigstens die Summe der Einzahlungen erhalten ist. Die größere Freiheit wollen Versicherer nutzen, um risiko- und ertragreicher zu investieren.

Der Ansatz ist richtig. Doch ob er im Anlageuniversum der Lebensversicherer mit ihrer starken Zinsabhängigkeit gelingt, ist fraglich. Sparer können auf Garantien auch gänzlich verzichten – angesichts von 20 bis 30 Jahren Laufzeit schützt der rein nominale Erhalt der Einzahlungen ohnehin kaum.

Ein Depot aus Aktien, Anleihen, Gold und Tagesgeld bietet bessere Renditeaussichten und Stabilität (siehe Tabelle). Kostenlose Depots und günstige Sparpläne, mit denen regelmäßig Indexfonds bespart werden können, helfen dabei. Hätte ein Sparer nach der Musteraufteilung seit 2010 monatlich 200 Euro gespart und die Depotanteile jährlich auf das Ausgangsniveau gebracht, käme er bislang auf 5,4 Prozent Rendite nach Steuern und Gebühren. Aus 12 400 Euro wären 14 260 Euro geworden.

Wer Kursrisiken partout vermeiden will, geht zu Banken und Baugenossenschaften, die Bonussparpläne anbieten. So wirft ein Sparplan der Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 zum aktuellen Basiszins über 25 Jahre 2,9 Prozent Gesamtrendite ab. Die stammen vor allem aus langsam steigenden Boni auf die jährliche Sparrate. Selbst wenn der variable Basiszins ausfallen würde, blieben dank Boni noch zwei Prozent Rendite. Gegen 300 Euro Einlage können Sparer aus dem Bundesgebiet Mitglied werden.

Anders als bei der Lebensversicherung kommen Anleger hier mit dreimonatiger Frist auch wieder problemlos an ihr Geld, ohne Verluste fürchten zu müssen.

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