Altersvorsorge Wolfgang Schäuble will späteren Rentenbeginn

Die Gesellschaft wird immer älter, deshalb will Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble die gestiegene Lebenserwartung in der Rentenformel stärker berücksichtigen. Die Altersgrenze zum Rentenbeginn soll flexibler werden.

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Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) will die Rente flexibilisieren. Quelle: REUTERS

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat sich angesichts der Alterung der Gesellschaft für einen späteren Rentenbeginn in Deutschland ausgesprochen. Er glaube, es mache relativ viel Sinn, die Lebensarbeitszeit und die Lebenserwartung in einen fast automatischen Zusammenhang auch in der Rentenformel zu bringen, sagte Schäuble am Mittwochabend in Berlin. Die Altersgrenze sollte auch stärker flexibilisiert werden. Auch müsse das  Erwerbspotenzial in Deutschland erhöht werden. 

„Wir müssen uns auf die demografische Entwicklung vorbereiten“, um die sozialen Sicherungssysteme zu stabilisieren, sagte Schäuble. Da werde das größte Problem das Gesundheitssystem sein. Dies werde Deutschland in nächster Zeit noch „bitter schwer“ gesellschaftlich beschäftigen. Er verwies unter anderem auf die Kostenexplosion. Dies dürfe nicht tabuisiert werden.

Dasselbe gelte für das Thema Pflege. Die Altersvorsorge und das Rentensystem könnten trotz der Niedrigzinsen gehalten werden, wenn das Drei-Säulen-Modell aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Vorsorge erhalten bleibe.

Altersvorsorge: So viel Rente darf der Standardrentner erwarten

Auch die Industrieländer-Organisation OECD hatte Deutschland jüngst empfohlen, das gesetzliche Renteneintrittsalter weiter anzuheben. Bisher soll es bis zum Jahr 2029 stufenweise auf 67 steigen. Ohne Reformen würden die Rentenausgaben bis zum Jahr 2060 um mindestens 2,5 Prozent der Wirtschaftsleistung steigen, warnte die OECD. Durch eine Koppelung des Rentenalters an die Entwicklung der Lebenserwartung könnte die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen gestärkt werden, so die OECD.

Geringe Innovationsausgaben als Folge der Alterung

Der Chef des ifo-Instituts, Clemens Fuest, hat die geringe Wachstumsdynamik in Deutschland auch auf die Alterung der Gesellschaft und mangelnde strukturelle Reformen zurückgeführt. Die Zahl der Firmengründungen sei seit dem Jahr 2000 um 40 Prozent gesunken. Im Hochtechnologiebereich habe sich die Zahl sogar halbiert, ebenso die Zahl der Firmenausgründungen.

Rentenprognosen für 2040


Ein Grund dafür sei auch, dass sich die Zahl der 30- bis 45-Jährigen im selben Zeitraum um 25 Prozent reduziert habe, die oft die Gründer stellten. Dies sei ein Faktor für die „bescheidene Wachstumsdynamik". Auch die geringen Innovationsausgaben des Mittelstandes stagnierten, was ebenfalls Folge der Alterung sei.

Folgen der Niedrigzinsen

Auch die ultra-niedrigen Zinsen belasten Versicherer und das Rentensystem. Erneut warnte Schäuble vor den dauerhaften Folgen der niedrigen Zinsen. "Eine lange Phase mit Null- und Negativzinsen ist keine vernünftige Situation". Der Bundesfinanzminister warb erneut für einen Ausstieg der Notenbanken aus der Politik des ultralockeren Geldes.

Je mehr Wachstum angekurbelt und Strukturreformen vorangetrieben würden, desto mehr werde die Europäische Zentralbank (EZB) aus ihrer Überforderung befreit. Per Saldo schadeten die Maßnahmen, weil die geldpolitische Volatilität Verbraucher und Unternehmen zunehmend verunsichere. Die Notenbanken sollten in ihrer Verantwortung möglichst einen Weg aus der Politik des billigen Geldes finden. 


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