Anlageberatung Warum gute Beratung bei der Geldanlage so wichtig ist

Provisionsgetriebene Beratung ist selten objektiv. Was Honorarberatung als Alternative leisten kann und warum sich Anleger auch selbst über die eigenen Finanzen schlau machen sollten.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Ein Berater im Gespräch mit einer jungen Frau Quelle: Fotolia

Derzeit tobt ein Kampf zwischen den Lobbyisten der Versicherer und den Vertriebsmitarbeitern. Der Versicherer-Verband GDV will die Höhe der Provisionen für den Verkauf von Lebensversicherungen gesetzlich deckeln lassen. Makler und Vertreter sind strikt dagegen. Sie fürchten um ihre wirtschaftliche Grundlage. Künftig, so das Horror-Szenario der Vermittler, könnten sich nur noch Reiche Beratung gegen Stundenhonorar leisten, während Durchschnittssparer ohne Hilfe dastünden.

Das aktuelle Bild der Finanzberatung in Deutschland ist sehr differenziert. Angefangen vom Berater der Sparkasse, über den Versicherungsmakler und die Vermittler der großen Finanzvertriebe, die gegen Verkaufsprovision arbeiten, bis hin zum Honorarberater. Letztere Kategorie führt in Deutschland bisher ein Schattendasein. Lediglich etwa 1500 Berater arbeiten ausschließlich gegen Honorar. Die übrigen 300.000 Makler und Vertreter arbeiten vorwiegend auf Provisionsbasis. Sie erhalten nur Geld, wenn der Kunde tatsächlich einen Versicherungs- oder Anlagevertrag abschließt.

Bankberater und Versicherungs-Vertreter

Viele Deutsche sind weiterhin nicht bereit, für eine Finanzberatung ein Honorar von mehreren hundert Euro zu zahlen. Dabei ist vielen nicht bewusst, dass sie über Provisionen an den Vermittler oft mehr zahlen als ein Honorarberater kosten würde. Der Unterschied ist, dass die Provisionen schleichend und weitgehend unbemerkt abfließen. Die Rechnung des Honorarberaters dagegen belastet das eigene Konto sofort und sichtbar.

Nach wie vor dominieren die Einfirmen-Vertreter den Beratermarkt. Deutsche Anleger werden daher selten objektiv beraten. Das liegt nicht unbedingt am Berater selbst, sondern an dessen Abhängigkeit vom Arbeitgeber. Hauseigene Produkte werden bevorzugt empfohlen, mitunter sogar unabhängig vom tatsächlichen Bedarf des Kunden. Einzelne Banken geben ihren Beratern Listen mit Finanzprodukten an die Hand, die zu verkaufen sind- egal ob der Anleger Berufseinsteiger, Familienvater oder Rentner ist. So verwundert es kaum, dass ein und dasselbe Investment Kunden mit ganz unterschiedlichen Bedürfnissen ins Depot gedrückt wird.

von Niklas Hoyer, Annina Reimann, Silke Wettach

Selbst wenn ein an einen Finanzdienstleister gebundener Berater frei wäre bei der Auswahl der Produkte, so bleibt immer noch der falsche Anreiz durch unterschiedlich hohe Provisionssätze. So bringt der Verkauf eines geschlossenen Fonds mit hohen Weichkosten deutlich mehr ein als ein Banksparplan. Es besteht die Gefahr, dass der Berater das Produkt mit dem höchsten Provisionssatz und nicht das mit dem höchsten Nutzen für den Anleger empfiehlt.

Dass die von Banken und Versicherungen gesteuerten Berater so leichtes Spiel haben, liegt auch an der mangelnden Bereitschaft vieler Anleger, sich mit den eigenen Finanzen auseinander zu setzen. Hinzu kommen eklatante Bildungslücken bezüglich Kapitalanlagen und Risikovorsorge. Nach einer Studie der Direktbank ING-Diba haben die Deutschen europaweit die schlechteste Bildung in Finanzfragen. Wer seine eigenen Finanzen nicht kennt, hinterfragt die Ratschläge seines Beraters nicht. Stattdessen sind viele Anleger froh, wenn sie sich mit einer Unterschrift des lästigen Problems entledigen können.

Versicherungsmakler

In diesen Fällen greift die Haftpflicht nicht
Grundsätzlich gilt: Wer etwas mit Absicht zerstört, muss auch für den Schaden selber aufkommen. Bei Vorsatz zahlt die Versicherung nicht. Quelle: REUTERS
Ebenfalls wichtig zu wissen: Die Haftpflicht erstattet jeweils nur den Istwert eines Gegenstandes, nicht den Neuwert. Quelle: dpa
Wer länger ins außereuropäische Ausland muss, sollte sich seine Versicherung noch einmal ganz genau ansehen. Bei vielen Versicherungen gilt der Schutz außerhalb der EU nämlich nur für ein Jahr. Wer beruflich in die USA muss und dort nach zwei Jahren einen Schaden verursacht, muss also im schlimmsten Fall selber zahlen - trotz abgeschlossener Haftpflicht. Quelle: dpa
Und noch eine schlechte Nachricht für Haftpflichtversicherte: Die Police deckt zwar viele Bereiche des Lebens ab, aber eben nicht alle: das Internet bleibt außen vor. Wer - unabsichtlich - einen Virus weiterverteilt und damit materiellen Schaden anrichtet, kann als Verursacher haften. Ob er den Virus programmiert hat, spielt in dem Fall keine Rolle. Quelle: Blumenbüro Holland/dpa/gms
Auch für Schäden, die von Kindern unter sieben Jahren verursacht werden, zahlen die Versicherer in der Regel nicht. Kinder ab dem siebten Lebensjahr sind über die Haftpflichtversicherung der Eltern mitversichert. Quelle: dpa
Haftpflichtversicherungen übernehmen teilweise Schäden, die von Haustieren verursacht werden. Wird allerdings ein Mensch von einem Tier gebissen oder anderweitig verletzt, muss der Halter, sofern er keine Tierhalter-Haftpflichtversicherung besitzt, für Arztkosten und Schmerzensgeld selber aufkommen. Quelle: dpa
Auch für Schäden, die durch ein Auto entstehen, haftet die Privathaftpflichtversicherung nicht. Dabei ist es egal, ob man nun einen Unfall verursacht, sich ein paar Kratzer eingefangen oder Öl verloren hat. In diesen Fällen wird der Schaden über die KFZ-Haftpflichtversicherung abgewickelt. Quelle: dpa

Da einzelne Banken und Versicherungen nur bei einigen Produkten top sind, bei vielen anderen es jedoch bessere Angebote gibt, sollten sich Kunden nicht ausschließlich auf den Tipp des Hausinstitutes verlassen.

Anders als Einfirmen-Vertreter bieten Versicherungsmakler ihren Kunden eine Auswahl an Angeboten verschiedener Versicherungen. Zwar erhalten auch Makler Provisionen für einen Abschluss, dafür sind sie jedoch nicht von einem Anbieter abhängig. Meist stützen sie sich bei ihren Empfehlungen auf Makler-Software, die Versicherungstarife vergleicht und analysiert. Ob das vom Makler ausgesuchte Produkt tatsächlich das jeweils optimale ist, hängt davon, wie gewissenhaft der Versicherungsexperte arbeitet. Eine Mitgliedschaft in einem anerkannten Verband, beispielsweise dem Verband Deutscher Versicherungsmakler (VDVM), ist ein Hinweis auf bestimmte Mindeststandards in der Ausübung des Berufes. Eine Garantie für die beste Empfehlung ist eine Mitgliedschaft jedoch nicht.

Unabhängige Versicherungsberater

Vielen Verbrauchern ist gar nicht bewusst, welchen Vorsorgebedarf sie überhaupt haben. In vielen Haushalten klaffen Lücken im Versicherungsportfolio, die im Schadensfall zu einer enormen finanziellen Belastung werden können. Fehlt beispielsweise eine Haftpflichtversicherung kann eine Unachtsamkeit eine Familie finanziell ruinieren. Unabhängige, gerichtliche zugelassene Versicherungsberater können diese Lücken, ebenso wie überflüssige Policen, aufspüren und beim Wechsel in einen günstigeren Tarif helfen.

Diese Berater verkaufen keine Versicherungen und bekommen daher auch keine Provisionen. Stattdessen verlangen sie von Ihren Kunden Honorare. Ein Besuch bei einem Versicherungsberater lohnt sich vor allem, wenn die Betroffenen entweder bei mehr als einem Versicherungsproblem Fragen haben oder es um teure und komplexe Versicherungen geht, beispielsweise eine private Krankenversicherung oder eine Berufsunfähigkeitsversicherung.

Die Bezeichnung „unabhängiger Versicherungsberater“ ist nicht geschützt. Jeder, der nicht an einzelne Versicherung gebunden ist, kann sich so bezeichnen. Wer einen gerichtlich zugelassenen Versicherungsberater in seiner Nähe sucht, kann die Suchfunktion der Internetseite des Bundesverbandes der Versicherungsberater nutzen (www.bvvb.de)

Honorarberater

Inzwischen hat auch die Politik eingesehen, dass es in Deutschland einen wachsenden Bedarf an unabhängiger Finanzberatung gibt. Bisher ist der Begriff Honorarberater in Deutschland rechtlich nicht geschützt. So können sich Vermittler Honorarberater nennen, die neben einem Stundensatz auch Provisionen kassieren. Die Bundesregierung hat daher in diesem Jahr ein Gesetz verabschiedet, dass das Berufsbild des Honorarberaters auf eine gesetzliche Grundlage stellt.

Der vom Gesetz definierte Honorar-Anlageberater muss sich an eine Reihe von Vorgaben halten:

  • Die Beratung muss einen breiten Marktüberblick bieten und sich nicht auf einzelne Anbieter beschränken
  • Ausschließlich der Kunde darf den Berater bezahlen. Bei Produkten, die nicht provisionsfrei zu haben sind, muss der Berater die Vergütung an den Kunden weiterreichen.
  • Als Wertpapierdienstleister unterstehen sie der staatlichen Finanzaufsicht und müssen sich in einem Register eintragen lassen.

Was für mehr Wettbewerb auf dem Beratungsmarkt sorgen sollte, erweist sich in der Praxis als Hemmschuh. Honorar-Anlageberater können derzeit keine umfassende Beratung in allen Finanzfragen leisten. Versicherungen und Baufinanzierungen beispielsweise schließt das Gesetz für dieses Berufsbild aus.

Internet-Vergleichsportale und Verbraucherzentralen

Wie die Deutschen ihr Geld anlegen
Im Jahre 2012 hatten die deutschen Bürger ein Gesamtvermögen von rund 4,94 Billionen Euro. Bis auf die Jahre 2002 und 2008 stieg das Vermögen der Deutschen stetig. Wie stark es zugenommen hat, zeigt ein Vergleich mit dem Jahr 1991. Zu dieser Zeit kumulierten die privaten Haushalte ein Kapital von gerade einmal 1,9 Billionen Euro. Die Übersicht zeigt, wo sich das Geld der Deutschen befindet. Quelle: dpa
In festverzinsliche Wertpapiere wurden im vergangenen Jahr nur 238 Milliarden Euro investiert. Zwar gelten zum Beispiel Staatsanleihen aus Deutschland als besonders sicher, doch die Rendite bewegt sich oft sogar unter dem Inflationsniveau. Staatsbonds aus den Euro-Krisenländern Spanien und Italien werfen hingegen recht hohe Zinsen ab, doch das Verlustrisiko ist dementsprechend hoch. Quelle: dpa
Seit 2007 nimmt das angelegte Geld in festverzinsliche Finanzprodukte ab. 2011 lagen noch 247,1 Milliarden Euro in Staats-, Wandel, und Indexanleihen, um nur einige festverzinsliche Anlagemöglichkeiten zu nenne. Indexanleihen werden in Deutschland bisher allerdings nur selten vergeben. Emissionen solcher Anleihen erfolgen nur unter Genehmigung der Bundesbank. Quelle: dpa
Rund 259 Milliarden Euro liegen in Aktien. In Relation zum Gesamtvermögen sind das gerade einmal fünf Prozent. Anfang der 1960er-Jahre betrug der Aktienanteil noch 20 Prozent. Die Scheu, Geld in Aktien anzulegen, kann nicht mit den Renditen erklärt werden. Denn 1987 notierte der Dax noch bei 1.000 Punkten, mittlerweile hat sich der Kurs, trotz mehrfacher Rückschläge, mehr als verachtfacht. Keine andere Analagemöglichkeit bietet langfristig so hohe Renditen. Quelle: dpa
Die Entwicklung der vergangenen Jahre zeigt aber, dass der Aktienanteil zyklischer Veränderung unterliegt. Je nach Börsengeschehen verändert sich der Anteil. Während 2007 knapp 371 Milliarden Euro in Aktien investiert waren, verringerte sich das Volumen im darauffolgenden Jahr auf 182 Milliarden Euro. Die Veränderung von 2011 auf 2012 hingegen war von 222 Milliarden auf 259 Milliarden Euro wieder eine positive. Quelle: dpa
Investmentfonds unterliegen den gleichen Schwankungen wie Aktien. Im vergangenen Jahr investierten die Deutschen rund 420 Milliarden Euro in solche Fonds und damit knapp 25 Milliarden mehr als noch 2011. Doch bereits 2007 lagerten die Bundesbürger über 467 Milliarden Euro in Investmentfonds. Quelle: dpa
Geldanlagen bei Versicherungen stehen bei den Deutschen hoch im Kurs. Rund 1,5 Milliarden Euro des Geldvermögens liegen bei den Versicherungen. Besonders beliebt sind Lebensversicherung, Pensionskassen und Versorgungswerke. Quelle: dpa

Honorar-Anlageberater, die Anleger bezüglich Aktien oder Anleihen beraten wollen, müssen sich als Wertpapierhandelshaus registrieren lassen. Dass ist mit erheblichen Kosten und bürokratischem Aufwand verbunden. Alternativ können sich die Berater unter das Haftungsdach eines Finanzdienstleisters begeben. Wie objektiv sie unter dem Haftungsdach arbeiten können, hängt von dem Innenverhältnis zwischen Berater und dem Institut ab, dass die Haftung übernimmt.

Zusätzlich schafft das Gesetz das Berufsbild des Honorar-Finanzanlagenberaters. Er unterliegt nicht den Anforderungen des Wertpapierhandelsgesetzes, sondern der Gewerbeordnung. Der Finanzanlagenberater muss sich bei den Industrie- und Handelskammern anmelden und darf seine Kunden jedoch nur zu Investmentfonds und geschlossenen Beteiligungen beraten.

Unabhängig vom neuen Gesetz können sich Verbraucher nach wie vor gegen Honorar zu Versicherungen und Baufinanzierung beraten lassen. Diese Berater unterliegen jedoch nicht den gesetzlichen Vorgaben und dürfen sich auch nicht Honorar-Anlageberater nennen.

Selbsthilfe

Es gibt natürlich auch Sparer, die keine umfassende Finanzberatung benötigen. Kostengünstige Hilfe bieten beispielsweise die Verbraucherzentralen. Zwar arbeiten auch sie nicht kostenlos, die Honorare bleiben in der Regel unter denen von Honorarberatern. Für einfache Fragen zur Altersvorsorge und Versicherungen sind sie eine preiswerte Alternative.

Helfen können auch Internet-Vergleichsportale, beispielsweise für Versicherungen oder Baukredite. Sie bieten allerdings nur eine grobe Orientierung, denn die Portale zeigen nicht das gesamte Marktangebot, sondern nur die Anbieter, die mit dem Portal einen Vertrag geschlossen haben. Bei einem Abschluss übers Internet oder einem dem Portal angeschlossenen Vermittler fließt wie beim Einfirmen-Vertreter oder Makler Geld. Ein Blick ins Internet erspart daher in der Regel nicht das persönliche Beratungsgespräch.

Berater können dem Anleger die Eigenverantwortung nicht abnehmen. Je besser vorbereitet er in das Gespräch mit dem Experten geht, desto schneller und zielgenauer bekommt der Anleger die nötige Hilfe. Es lohnt sich, ein paar Stunden zu investieren, um die eigenen Aktenordner zu Geldanlage, Versicherungen und Steuern auf Vordermann zu bringen: Bei einem Honorarberater, der nach Stundensatz abrechnet, spart der Kunde schließlich Geld.

Schicken Sie uns Ihre Fragen zur Geldanlage!

Bei WirtschaftsWoche Online können Sie einer unabhängigen Honorarberaterin Ihre drängendsten Fragen rund um das Thema Geldanlage stellen. Wir sprechen am Mittwoch, den 09. Oktober um 13 Uhr mit der Münchner Honorarberaterin Stefanie Kühn. Haben Sie eine Frage an Frau Kühn? Dann schicken Sie uns eine E-Mail an aktion@wiwo.de, wir leiten Ihre Fragen an Frau Kühn weiter. Das entsprechende Hangout können sie live bei WirtschaftsWoche Online verfolgen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%