Ausland Optimal auswandern

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Anwartschaft festmachen

Brigitte L. auf Panglao Quelle: Privat

Allen Auswanderern, die ihre deutsche Krankenversicherung aufgeben müssen, rät Elsmann, sich eine Anwartschaft auf die gesetzliche oder private Krankenversicherung in Deutschland zu sichern: „Sonst kann es bei einer möglichen Rückkehr passieren, dass der alte Krankenversicherer, ob privat oder gesetzlich, einen nicht mehr aufnimmt.“

Zwar gilt prinzipiell sowohl in der gesetzlichen als auch in der privaten Krankenversicherung eine Versicherungspflicht, sodass Rückkehrer eigentlich keine Probleme haben sollten. „Oft gibt es aber trotzdem Streit darum, welcher Versicherer den Rückkehrer aufnehmen muss.“ Eine Anwartschaft in der GKV kostet 45 Euro im Monat; in der PKV hängen die Kosten vom Tarif ab. Wer sich nur für den eventuellen Fall einer Rückkehr absichern möchte, sollte in der PKV nur eine kleine Anwartschaft wählen. Die kostet nur etwa zehn Prozent des alten Beitrags, da der Versicherte keine Rücklagen für später bildet.

Eine internationale Krankenversicherung war Brigitte Lux viel zu teuer. Als sie vor sechs Jahren mit Mitte 50 auf die Philippinen, genauer die Insel Panglao im Zentrum des Archipels, gezogen ist, hat sie sich vor Ort beim privaten Anbieter Blue Cross versichert und ihre gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland gekündigt. Ihre Police deckt allerdings nur Unfälle und Krankenhausbehandlungen ab, Arztbesuche, Medikamente und Zahnersatz muss Lux selbst zahlen. Dafür liegt ihr Beitrag auch nur bei 66 Euro im Monat. „Solange man nicht schwer krank ist, sind die Kosten hier auf den Philippinen sowieso geringer“, sagt Lux, die früher als Personalsachbearbeiterin in Ludwigshafen gearbeitet hat. „Hier könnte ich mir privat drei Krankenschwestern leisten. Das wäre in Deutschland ja unvorstellbar.“

Kosten: Günstig Leben

Auch sonst kann sich Lux mit ihrer deutschen Rente auf Panglao deutlich mehr als in Deutschland gönnen. „Die Preise sind nur halb so hoch“, sagt sie. Die niedrigen Lebenshaltungskosten zögen viele Ausländer auf die Philippinen, berichtet Marc Daubenbüchel von der Europäischen Handelskammer in Manila: „Mittlerweile sind sogar einige Dörfer speziell für ausländische Senioren entstanden.“

Auch wenn die Lebenshaltungskosten in vielen Ländern niedriger als in Deutschland sind, kommen die meisten Auswanderer nicht ohne private Zusatzrente aus. Bei privaten Lebens- oder Rentenversicherungen spielt der Wohnort keine Rolle.

Bei der Riester-Rente dagegen müssen auswanderungswillige Sparer auf das Kleingedruckte achten. Ziehen Riester-Rentner später in ein Nicht-EU-Land, müssen sie die vom Staat erhaltenen Zulagen und Steuervorteile zurückzahlen. Wollen Riester-Rentner die EU nur für ein paar Jahre verlassen, kann es sinnvoll sein, die Rückzahlung von Zulagen und Steuervorteilen stunden zu lassen. Kehren sie dann später wieder zurück, erlässt der Staat ihnen diese Schuld – sie müssen dann ja wieder Steuern auf ihre Riester-Renten zahlen.

Für Lux stand fest, dass sie später ins Ausland wollte: „Ein Riester-Vertrag kam für mich deshalb nicht infrage.“ Vor allem das warme Wetter lockte sie. Jahrelang hielt sie Ausschau nach dem richtigen Fleck auf der Erde. Als Taucherin kam sie herum und entdeckte die Insel Panglao: „Das könnte es sein.“ Sechs Monate zog sie zur Probe auf die Insel, dann brach sie ihre Zelte in Deutschland ab. „Nur die Schränke habe ich nicht mitgenommen. Die taugen für das feucht-warme Klima hier nicht.“ Lux wohnt in einer Anlage mit neun Häusern im europäischen Stil. Der Rasen wird vom Gärtner getrimmt, der Strand ist zehn Minuten entfernt. Sie hat ein Dauervisum, das Ruheständler auf den Philippinen bekommen, wenn sie eine Kaution hinterlegen, durchschnittlich 10.000 Euro.

Ihren Entschluss habe sie nie bereut, sagt Lux, „nicht einen Tag“. Eine Rückkehr nach Deutschland hat sie nicht geplant. Auch wenn ihr Schinken und Maultaschen fehlen; länger als vier Wochen halte sie es in Deutschland nicht mehr aus, sagt sie.

Dann bekomme sie Heimweh nach den Philippinen. Vor ihren Reisen nach Deutschland schließt sie heute eine Auslandsreise-Police ab. Im Fall der Fälle würde die Versicherung auch den Krankentransport abdecken – zurück in die Heimat, auf die Philippinen.

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