Beitragsoptimierer Wechselhelfer für die Krankenversicherung

Insbesondere ältere Krankenversicherte können sich den Beitrag ihres bisherigen Tarifs nicht mehr leisten. Gleichzeitig wollen sie bei einem Tarifwechsel größere Einschnitte bei den Leistungen vermeiden. Diese Marktlücke haben sogenannte „Beitragsoptimierer“, meist ehemalige Versicherungsmakler, entdeckt. Sie treten dabei gegen unabhängige Honorarberater an.

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Quelle: Thomas Fuchs für WirtschaftsWoche

Weniger Prämie bei gleicher Leistung, das klingt nach Märchen. Wie soll das funktionieren?
Die Berater nutzen eine Besonderheit der privaten Krankenversicherung. Viele Versicherer bringen immer wieder neue Tarife auf den Markt, die sich nur in Details unterscheiden. Der eigentliche Unterschied liegt im Verhältnis von kranken zu gesunden Versicherten innerhalb der Tarifgemeinschaft. Je nachdem wie hoch die Kosten pro Kopf in einem Tarif sind, kalkuliert der Versicherer seine Prämie. Dass führt dazu, dass trotz vergleichbarer Leistung der Beitrag in zwei Tarifen unterschiedlich hoch sei kann. Die Berater schichten daher ihre Kunden von einem Tarif mit vielen kranken Versicherten in einen Tarif um, die weniger Kosten beim Arzt oder im Krankenhaus verursachen.

Beitragsoptimierer lohnen sich nicht für jeden

Auch Peter Heling, 70 Jahre alt, Rentner aus Stuttgart hat einen „Beitragsoptimierer“ sowie den Bund der Versicherten eingeschaltet. Seit Juni vergangenen Jahres versucht Heling bei der Allianz seinen Tarif zu wechseln. Derzeit zahlt Heling 546 Euro monatlich. Für den neuen Tarif verlangt die Allianz einen Risikozuschlag, weil er Mehrleistungen enthält und der Rentner Vorerkrankungen hat. Der Zuschlag ist dem Ingenieur im Ruhestand zu hoch. Jetzt sollen ihm die Profis helfen.

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Beitragsoptimierer berechnen für einen erfolgreichen Tarifwechsel einen Teil der Prämienersparnis als Honorar. Der Hamburger Anbieter Widge verlangt die Prämienersparnis über acht Monate. Wobei er einen höheren Selbstbehalt im neuen Tarif teilweise nicht einrechnet. Beitragsoptimierung24 dagegen berücksichtigt den Selbstbehalt in voller Höhe, verlangt dafür aber auch die Prämienersparnis über zwölf Monate. „Wir beraten keine Kunden, denen es nur um Abstriche bei den Leistungen geht. Wir wollen das Leistungsniveau erhalten“, sagt Harald Leissl, Vorstand des Ulmer Unternehmens Delagare, das das Portal beitragsoptimierung24.de betreibt.

Allerdings hält Leissl einige Leistungen für verzichtbar, beispielsweise das Einzelzimmer. Für diesen Luxus müsse der Patient auch zahlen, wenn das Krankenhaus bei Bedarf gar kein Einzelzimmer anbieten könne. Notfalls könne der Patient die Mehrkosten auch aus eigener Tasche zahlen. Unnötig sei auch, dass die Krankenversicherung auch Arzthonorare über den 3,5-fachen Höchstsatz der Gebührenordnung zahlten. Nur 0,9 Prozent der ärztlichen Behandlungen würden über dem Höchstsatz abgerechnet.

Versicherte, die sich an einen Beitragsoptimierer wenden, sollten eine Reihe von Grundregeln beachten. Ein Tarifwechsel lohnt sich nur, wenn die finanzielle Gesamtbelastung aus Prämie und Selbstbeteiligung insgesamt sinkt. Anderenfalls wäre das Honorar verschwendet. Es gibt einige Versicherer, bei denen sich ein Tarifwechsel auf vergleichbarem Leistungsniveau nicht lohnt, weil sie nur wenige Produkte anbieten. Dazu gehört beispielsweise die Debeka. Grundsätzlich sollten Versicherte keine Rechnungen für bloße Angebote akzeptieren. Wer seriös arbeitet, verlangt erst Geld, wenn der Kunde den Tarif tatsächlich gewechselt hat

Wer vergleicht kann sparen

Insofern macht es Sinn, sich mehrere Angebote von unterschiedlichen Anbietern einzuholen. Versicherte sollten vom Beitragsoptimierer auch Wechselangebote für Tarife mit Mehrleistungen einfordern. Dafür ist zwar eine Gesundheitsprüfung nötig und es wird häufig auch ein Risikozuschlag fällig, aber nur so bekommt der Kunde einen Überblick über alle Wechseloptionen.

Nachteil der Beitragsoptimierer ist, dass sie einen finanziellen Anreiz haben, dem Kunden auf einen jeden Fall zu einem Tarifwechsel zu bewegen. „Mitunter kann es aber auch vorteilhaft sein, zunächst im alten Tarif zu bleiben, weil die Alternativen nicht besser sind“, sagt der Stuttgarter Versicherungsberater Karsten George. Er wirbt für ein Honorarmodell, das sich nicht nach der Prämienersparnis, sondern nach dem Zeitaufwand des Beraters richtet.

Einen unabhängigen Honorarberater einzuschalten, lohnt sich vor allem, wenn der Einzelfall besonders verzwickt ist, der Versicherer beim Tarifwechsel größere Probleme macht oder es in der Vergangenheit schon öfter Streit mit der Versicherung gab und die Kunden über die Krankenversicherung hinaus individuelle Beratung benötigen.

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