Die weiteren Gründe, warum die Versicherung nicht leistete, sind vielfältig. In knapp 23 Prozent der Fälle wurde die Leistung aus medizinischen Gründen abgelehnt. In fast 19 Prozent der Fälle traten die Versicherungen vom Vertrag zurück oder fochten den Vertrag an - meist, weil der Versicherte seiner Anzeigepflicht nicht nachkam oder bei Vertragsabschluss nicht wahrheitsgemäße Angaben machte. Rund zwei Prozent der Anträge scheiterten, weil die Erkrankung laut Vertragsbedingungen ausgeschlossen war. Bei etwas mehr als fünf Prozent lag die prognostizierte Dauer der Berufsunfähigkeit unterhalb der üblicherweise geforderten sechs Monate, so dass laut Versicherung keinen Berufsunfähigkeit vorlag.
Die Hauptgründe für eine Berufsunfähigkeit
Die Mehrheit, nämlich 28,67 Prozent, wird wegen psychischer Erkrankungen wie Burnout berufsunfähig.
(Angaben mit Stand April 2013)
Auf Platz zwei der Erkrankungen, die die Deutschen vorzeitig aus dem Berufsleben wirft, sind Erkrankungen des Skeletts und der Muskulatur. Mehr als 22 Prozent können wegen "Rücken" nicht mehr in ihrem Beruf oder auch gar nicht mehr arbeiten.
15,51 Prozent nehmen ihre Berufsunfähigkeitsversicherung wegen nicht näher kategorisierter Krankheiten in Anspruch.
Krebs und andere bösartige Geschwüre sind bei gut 15 Prozent der Grund für eine Berufsunfähigkeit.
Bei gut zehn Prozent sind Unfälle beziehungsweise deren Spätfolgen dafür verantwortlich, dass sie ihren Beruf nicht mehr ausüben können.
Bei fast acht Prozent aller Deutschen, die im letzten Jahr berufsunfähig wurden, spielten Erkrankungen von Herz und Gefäßen eine Rolle.
In 755 Fällen wurde über die BU-Rente 2012 vor Gericht entschieden. Bezogen auf die Zahl aller Anträge auf BU-Rente ist das nur ein Anteil von drei Prozent. Jeder zweite Prozess endete dabei mit einem Vergleich, in einem Drittel der Fälle fiel das Urteil der Richter zugunsten der Versicherung aus. Versicherungskunden setzten sich nur in 17 Prozent der Fälle durch.
"Die Situation hat sich für die Versicherten insgesamt etwas verbessert, die Fallbearbeitung ist zum Beispiel im Durchschnitt schneller geworden", resümiert Franke. "Dennoch gibt es noch Verbesserungspotenzial. Beispielsweise könnten Antragsteller besser und intensiver beraten und betreut werden, gerade im Hinblick auf den Erstantrag und das Ausfüllen der umfangreichen Fragebögen." Für Versicherte ist es zudem wichtig, sich keine übertriebenen Hoffnungen auf schnelle Zahlung der Berufsunfähigkeitsversicherung zu machen. Selbst vermeintlich klare Fälle benötigen drei bis sechs Monate zur Bearbeitung. Ist der Fall strittig und muss ein Gutachter hinzugezogen werden, können leicht weiter drei bis sechs Monate hinzukommen. Gerade für die wachsende Fallzahl psychischer Erkrankungen gibt es in Deutschland schlicht zu wenig Gutachter.
Zwar zahlen die Versicherungen in 70 Prozent der Fälle, wenn man die vom Versicherungsnehmer zurückgezogenen oder nicht weiter verfolgten Anträge abzieht. Die Begründungen für eine Ablehnungsquote von 30 Prozent sind allerdings vielfältig - und für Normalkunden nicht überschaubar. Daher wäre eine engere Beratung der betroffenen von unabhängiger Stelle sicher wünschenswert - und dem Image der Versicherungsgesellschaften sicher zuträglich.