Euro-Crash So retten Sie Ihr Geld

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Wie Lebensversicherungen Kundengelder angelegt haben

Fast 13 Milliarden Euro neue Schulden also – obwohl die Massen schon gegen die bisherigen Sparprogramme auf die Straße gehen. Gleichzeitig seien die Einnahmen des griechischen Staates auf 21,8 Milliarden Euro im ersten Halbjahr gefallen; die Politiker in Athen und Brüssel planten für das Halbjahr mit 25 Milliarden Euro Einnahmen Athens und für 2011 mit 55 Milliarden.

Theoretisch könne man Staatshaushalte über Sparmaßnahmen sanieren, meint Flossbach, „aber sie müssten sehr geschickt ausgefeilt sein und dürften vor allem keinerlei Rücksicht auf Besitzstandswahrer nehmen, gleich welcher Couleur. Man müsste beispielsweise alle Subventionen radikal streichen, dazu die Beamtengehälter in manchen Ländern um bis zu 40 Prozent, selbst in Deutschland und Frankreich noch um 10 bis 15 Prozent kürzen; die Wahrscheinlichkeit dafür, dass so etwas politisch durchsetzbar ist, geht gegen Null“, so Flossbach.

Auch ständig größere Rettungsschirme seien keine Lösung. „Griechenland und Irland konnte man damit noch über Wasser halten; aber mit Italien ist erstmals eines der Zahler-Länder in Seenot; das ist, um im Bilde zu bleiben, als wenn ihnen von sieben Rettungsschwimmern, deren Kräfte eh schon schwinden, nun einer selbst absäuft; die anderen sechs müssen ihn nun – zusätzlich zu den Nichtschwimmern Griechenland, Irland und Portugal – mitschleppen. Das kann nicht gutgehen. Früher oder später werden die Steuerzahler in den Geberländern dagegen rebellieren; ebenso wie die Verlierer der harschen Sparprogramme in den Nehmerländern, der Druck im Kessel steigt, dann fliegt das alles auseinander und an die Stelle des Euro treten wieder Landeswährungen.“

Gelddrucken auch in Europa

Aber soweit muss es nicht kommen; Flossbach glaubt, dass die EZB früher oder später ihren Widerstand aufgeben und auch italienische Staatsanleihen im großen Stile aufkaufen wird – also nichts anderes als Geld drucken, was die US-Notenbank, die Bank of England und die japanische Zentralbank längst tun. „Das ist ganz einfach der Weg des geringsten politischen Widerstands, aber an dem Tag, an dem das passiert, werden sie froh sein über jedes Gramm Gold und über jede Aktie, die sie im Portfolio haben“, unkt Flossbach.

Warum? Eine Entschuldung über negative Realzinsen wäre für die Staaten so möglich, ohne jemandem auf direktem Wege groß weh zu tun, wie das bei den rigiden Sparprogrammen unvermeidlich wäre, der Staat entschuldet sich langsam, aber kontinuierlich, die Leidtragenden wären seine Gläubiger, also die Inhaber von (zu) schwach verzinsten Sparguthaben, Lebens- und Rentenversicherungen; deren Wert in realer Kaufkraft gerechnet würde über die Jahre abnehmen; Gold oder Aktien als Sachwerte aber würden ihn zumindest größtenteils halten.

„Dazu bedarf es nicht der allseits gefürchteten Hyper-Inflation, noch nicht einmal hoher Inflation, drei, vier oder fünf Prozent genügen, wenn die Zinsen darunter liegen und das Wirtschaftswachstum positiv ist“, so Flossbach. „Die Notenbank sorgt für fünf oder sechs Prozent Inflation, indem sie zum Beispiel Staatsanleihen kauft, aber die nominalen Zinsen dürfen nicht mitsteigen, sie müssen unter den Wachstumsraten bleiben.“

Dass das „durchaus funktionieren kann und Staaten sich so real entschulden können , zeigen die Jahre 1940 bis 1970 in den USA und Großbritannien, auch Argentinien hatte in 29 der letzten 30 Jahre negative Realzinsen und konnte sich so weitgehend entschulden“, sagt die Finanzwissenschaftlerin Carmen Reinhart.

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