Fahrrad-Diebstahl So finden Radler die richtige Versicherung

Bei der Fahrrad-Versicherung kann das Kleingedruckte schnell den letzten Nerv rauben. Über Prozentsätze, Nachttarife, Schlösser - und warum nicht jedes E-Bike ein E-Bike ist: Alles, was Radler wissen müssen.

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Fahrräder sind beliebtes Diebesgut. Quelle: imago images

Diese Bande war bestens organisiert: Erst klauten sie in weit entfernten Städten hochwertige Fahrräder. Zerlegt in Einzelteile schickten sie sie dann per Bahnfracht nach Hause. Dort feilten ihre Ganoven-Kollegen sorgsam die Seriennummern aus den Rahmen und schraubten aus den Teilen verschiedener Räder ganz neue Exemplare zusammen. Lackierten sie ordentlich, verkauften sie teuer.

Geschnappt wurden sie trotzdem. Eine empfindliche Strafe drohte ihnen zudem, denn gerade erst hatten Richter einen anderen Fahrraddieb zu neun Jahren Haft verdonnert. Die Ganoven-Combo ging als „Denver-Ring“ in die Geschichte ein – in den 1890er Jahren in Amerika.

An dieser Arbeitsweise hat sich bis heute auch in Deutschland nichts geändert. Nur dass organisierte Kleinkriminelle hierzulande viel zu selten erwischt werden und ihnen keine drakonischen Strafen drohen.

Das sind die E-Bike-Trends für 2017
Elektrisch auf drei Rädern Mit ihren drei Rädern und der Gokart-ähnlichen Fahrdynamik haben die Fahrzeuge von HP Velotechnik schon immer eher an ein Auto als an ein Fahrrad erinnert. Vom Modelljahr 2017 an steckt in den Trikes noch mehr Auto: Als Weltneuheit präsentieren die Liegeradspezialisten „Scorpion“, eine Kombination aus Dreirad mit SHIMANO-Elektromotor und automatischer Gangschaltung. Das System erfasst unter anderem Geschwindigkeits- und Trittfrequenzdaten sowie den Druck, den der Fahrer auf das Pedal bringt – so wählt es automatisch den richtigen und effizientesten Gang. Dank einer effizienten Energienutzung (Lithium-Ionen-Akku mit 418Wh) beträgt die Reichweite bis zu 125 Kilometer. Die E-Trikes von HP Velotechnik sind ab November 2016 zu Preisen ab 4.670 Euro erhältlich. (Foto: hpvelotechnik.com)
Mehr Sicherheit …beim E-Bike-Fahren bietet das Anti-Blockier-System von BrakeForceOne. Dank verschiedener Sensoren erkennt der ABS-Algrorithmus, ob eines der Räder zu blockieren droht. Wenn ja, trennt das System die hydraulische Verbindung zwischen Bremsgriff und Bremssattel und regelt dann selbstständig den Bremsdruck. Das ABS wird über den Akku des E-Bikes mit Strom versorgt, ist jedoch nur kompatibel mit dem H2O-Bremsensystem von Brake ForceOne. Das ABS wird in Kleinserie ab Sommer 2017 erhältlich sein, der Preis ist noch nicht bekannt. (Foto: BrakeForceOne)
Nachhaltig, sozial – und aus BambusEine weitere Neuheit auf der Eurobike 2016 kommt aus Kiel: my Boo präsentiert mit „my Volta“ das erste eigene Bambus-E-Bike. Gemeinsam mit einem Partner-Unternehmen aus Ghana stellt das Start-up Fahrräder aus Bambus vor, die nachhaltig und sozial verträglich vor Ort produziert werden. Ab dem kommenden Jahr ist nun das erste Bambuspedelec erhältlich: Ausgestattet mit einem SHIMANO-Mittelmotor und einem 418Wh-Akku, hat das E-Bike eine Reichweite von bis zu 120 Kilometern. Erhältlich ist das Bambus-E-Bike zum Preis von 3.999 Euro voraussichtlich ab Frühjahr 2017. (Foto: my Boo)
Clever gesichert …sind Räder mit der neuen „NutFix“-Technologie von Sicherheitsspezialist ABUS. An Laufrädern und Sattel werden die klassischen Muttern oder Schnellspanner einfach durch „NutFix“-Muttern ersetzt. Die Verschraubungen lassen sich mit normalen Maulschlüsseln öffnen – die Muttern werden allerdings von einer Kappe verdeckt, die nur heruntergezogen werden kann, wenn die Achse oder Schraube vertikal ausgerichtet ist, das Fahrrad also liegt. Wer sein Rad an einem festen Gegenstand wie einem Radparker anschließt, an dem es sich nicht auf die Seite legen lässt, kann die einzelnen Teile mit einfach und ohne aufwendiges Anschließen sichern. Die „NutFix“-Technologie ist ab Frühjahr 2017 ab 29,95 Euro erhältlich. (Foto: www.pd-f.de / abus)
Vom normalen Rad zum E-Rad …in nur 30 Minuten: Der E-Bike-Motor Pendix macht schnell und unkompliziert aus jedem konventionellen Fahrrad ein E-Bike. Das System besteht aus einem Akku, einem Ladegerät und einem Antrieb. Der Antrieb lässt sich in der Mitte des Fahrrads montieren, verschieden farbige Leuchten am Akku geben dem Fahrer Auskunft über die aktuelle Kapazität. Das Pendix-System kostet 1.490 Euro und ist mit dem Start der Eurobike erhältlich. (Foto: pendix.de)
Jeder neue Fahrstil …braucht eine neue Lösung. Deswegen stellt der Komponentenhersteller SRAM in diesem Jahr seine im Mountainbike-Segment bereits etablierten Schaltungstechnologien erstmals auch in einer speziellen E-Bike-Variante zur Verfügung: EX1 ist das weltweit erste Antriebssystem, das speziell für die Anforderungen von E-Mountainbikes entwickelt wurde. Es ermöglicht optimale Gangsprünge für gezieltere Schaltvorgänge und die beste Übersetzung für E-Mountainbikes mit Mittelmotor. Das Antriebssystem ist ab Herbst 2016 erhältlich, die einzelnen Komponenten kosten zwischen 20 Euro (SRAM X-SYNC™-Zahnkränze) und 450 Euro (E-BLOCK™-Kassette). (Foto: www.pd-f.de / Mathias Kutt)
Weniger VerschleißEin neues praktisches Zubehör kommt von SCHWALBE: Der „Nobby Nic Double Defense” ist ein Allround-Reifen, der speziell für elektrisch angetriebene Mountainbikes entwickelt wurde und besonders stabil ist. Zusätzlich zum normalen Schutzgewebe ist er mit einer zweiten Gewebeschicht unter der Lauffläche ausgestattet – das soll dem Reifen eine höhere Stabilität verleihen und besser vor Pannen schützen. Der Geländereifen ist ab Ende 2016 erhältlich und kostet etwa 40 Euro. (Foto: SCHWALBE)

Kaum gekauft und schon geklaut: Nicht nur Edelräder, teure Pedelecs und E-Bikes sind eine begehrte Beute. Rund 335.000 Diebstähle wurden 2016 bei der Polizei angezeigt. Der Verlust vieler rostiger Drahtesel dürfte aus Hoffnungslosigkeit gar nicht erst gemeldet worden sein.

Die Angst ums schöne Rad ist ein nettes Zusatzgeschäft für Versicherungen. Das deutsche Durchschnittrad kostete 2016 rund 540 Euro - das macht ihre Policen immer attraktiver. Doch das Dickicht im Kleingedruckten ist für Radler so tückisch wie überfrierende Nässe. Die Gefahr erkennt man erst, wenn es zu spät ist.

Fahrräder in der Hausratversicherung

Drahtesel gehören zum Hausrat und folglich gilt für sie wie für Laptops, Uhren oder Handys: Kommen sie wegen Sturm, Hagel oder Einbruchsdiebstahl zu Schaden, ersetzt sie die Hausratversicherung. Bianca Boss, Sprecherin der Verbraucherorganisation Bund der Versicherten, warnt aber: „Wird das Rad vorm Einkaufszentrum statt aus dem eigenen Keller geklaut, haftet die Versicherung nicht.“

Wo die meisten Fahrräder geklaut werden
Fahrräder Quelle: Presse
Fahrräder Quelle: dpa
Der stereotypische Fahrraddieb Quelle: AP
Fahrradschloss Quelle: dpa
Oldenburg Quelle: dpa Picture-Alliance
Kieler Förde Quelle: dpa
Dessau-Roßlau Quelle: AP

Und das ist nur eine von vielen Ausnahmen. „Viele alte Tarife beinhalten zudem eine ärgerliche Nachtklausel.“ Dann wird ein gestohlenes Rad nur ersetzt, wenn es zwischen 22 Uhr und 6 Uhr erstens abgeschlossen und zweitens daheim stand oder in der Zeit benutzt statt vor der Kneipe abgestellt wurde. Das heißt: Wer mangels Platz oder Vermieterzustimmung sein Rad nachts draußen anschließen muss, hat schon verloren. Nächtliche Unternehmungslustige, die sich nicht an ihr Rad ketten, auch. Widerspruch ist selten sinnvoll, der Bundesgerichtshof hat die einschränkenden Klauseln für gültig erklärt. Zudem liegt die Beweislast, wann er das Rad wo wie gut gesichert abgestellt hat, beim Versicherten.

Deshalb lohnt sich erst Recht beim Neukauf der Blick in die Vertragsbedingungen der vorhandenen Hausratpolice. Hakt es dort, lässt sie sich binnen Jahresfrist kündigen. Neue Policen sind oft auch noch günstiger und enthalten meist keine Nachtklausel.

Juristisch heikel ist auch das Unterstellen in Gemeinschaftsräumen. Boss sagt: „Wird ein Rad dort geklaut, zahlt die Hausratpolice nur, wenn das Türschloss aufgebrochen wurde.“

Hat das ein Schussel unter den Nachbarn schlicht vergessen, bleiben die beklauten Radbesitzer zumindest bei ihrer Hausratversicherung auf ihrem Schaden sitzen.

Werden nur einzelne Teile des Rades geklaut, gilt: Ersetzt wird, was fest mit dem Rahmen verbunden war. Teure Satteltaschen oder transportable Lampen gehören nicht dazu.

Hausratversicherungen, die Fahrradklau absichern, setzen in der Regel einen Höchstbetrag fest, den sie ersetzen. Meist sind das ein bis zwei Prozent der Versicherungssumme. Da gilt es nachzurechnen. Bei einer Versicherungssumme von 50.000 Euro und dem Limit von einem  Prozent deckt das gerade einen Neuwert von 500 Euro – auch falls bei einem Paar oder einer Familie gleich mehrere Räder geklaut werden. Dann dürfte der Wiederbeschaffungswert in Windeseile darüber liegen.

Spezielle Fahrradversicherungen

Diverse Assekuranzen bieten spezielle Fahrradversicherungen an, die realitätsnäher als Hausratpolicen sind. Ihre Preise orientieren sich am Wiederbeschaffungspreis des versicherten Gefährts. Genau wie bei der Autoversicherung berechnen die Assekuranzen den Beitrag unter anderem nach der Wohnlage des Neukunden. Wo mehr geklaut wird, ist die Versicherung teurer.

Achtung: Einige Versicherer fordern zusätzlich eine hohe Selbstbeteiligung, bei einer Axa-Police liegt sie beispielsweise bei 500 Euro.

In der Regel muss das Diebstahlsopfer nachweisen, dass er sein verschwundenes Rad mit einem hochwertigen Schloss gesichert hatte. Also Quittung und am besten auch ein Handyfoto davon gut verwahren.

Wie ein Trend die Wirtschaft fördert
Im Trend: Radfahren Quelle: dpa
Wie gut ist es eigentlich um die Radwege in Deutschland bestellt? Quelle: dpa
Wie sicher ist das Fahrradfahren? Quelle: dpa
Reisen mit dem Rad - ist das noch zeitgemäß? Quelle: dpa
Unterstützen Radler die lokale Wirtschaft? Quelle: dpa

Aber welche Schlösser sind sicher?

Roland Huhn, Rechtsreferent beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC), rät: „Entscheidend ist viel Stahl. Wir empfehlen entweder ein festes U-förmiges Schloss oder ein Faltschloss mit starren Stäben. Bei einer sehr dicken Kette ist wichtig, dass der Stahlanteil und nicht der Plastikanteil der Ummantelung hoch ist.“

Schlösser unter 30 Euro Kaufpreis sind dem Experten suspekt, ein gutes sieht er bei 100 Euro. Die Polizei empfiehlt zehn Prozent des Kaufpreises in diesen Diebstahlsschutz zu investieren.

Hilfreich kann auch eine Codierung des Rades sein. Profi-Diebe schreckt sie leider oft nicht ab.

Vor- und Nachteile einer Fahrradcodierung

 

Was gilt für Räder mit Motorkraft?

Im Sprachgebrauch geraten Pedelecs und E-Bikes häufig durcheinander. Versicherungen unterscheiden klar und fordern entsprechend unterschiedlich hohe Beiträge.

Günstiger ist das Pedelec. Das gilt in der Straßenverkehrsordnung immer noch als Fahrrad, wenn auch mit Elektromotor. Vorausgesetzt, die freundliche Tritthilfe schafft nicht mehr als 25 PS, schaltet sich ab, wenn der Fahrer nicht mehr strampelt und leistet Anschubhilfe nur bis sechs Stundenkilometer.

Deshalb ersetzt die Hausratversicherung Pedelecs - aber auch sie, wie schon beschrieben, in engen Grenzen. Einige Assekuranzen bieten gegen Aufschlag Zusatzleistungen wie Reparatur- oder Rückholservice an. Das ist oft nur wenig teurer.

So genannte E-Bikes, S-Pedelecs oder Speed-Pedelecs sind dagegen ähnlich wie Mofas klassische Kleinkrafträder mit Helm- und Versicherungspflicht.

Elektro-Fahrräder: Was ist was?

Wie können sich Amateur-Rennradfahrer versichern?

Das Diebstahlrisiko bei Rennradtouren ist geringer als bei jeder Einkaufstour zum Wochenmarkt. Radverrückte lassen ihre tausende Euro teuren Schätzchen in der Regel nicht aus den Augen.

Für Sportler ist eine andere Gefahr relevant, nämlich mit hohem Tempo in durchaus ruppigem Umfeld Dritte über den Haufen zu fahren. Das ist dann ein Fall für die Haftpflichtversicherung, weil wegen ihnen jemand zu Schaden kam.

ADFC-Experte Huhn rät deshalb: „Radsportler sollten alte Policen checken, denn manche schließen Unfälle aus, sobald der Radler nicht hobbymäßig sondern auf hohem sportlichen Niveau unterwegs ist.“ 

Neue Verträge sind kulanter, ohne automatisch teurer zu sein. Für besonders ehrgeizige Radfahrer, die an Rennen teilnehmen, kann sich eine Vertragserweiterung lohnen.

Immer aber gilt: Nur wenn der Versicherte Schuld trägt, trifft der Schadensfall ein. Unfälle bei zügigen, aber üblichen Trainingsfahrten gelten noch nicht als extra zu versicherndes Risiko, sie deckt die normale Haftpflicht ab.

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