Ferienimmobilien Schnäppchen für Hauskäufer in Mittelmeerländern

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Ferienhaus auf Santorin Quelle: Foto: DPA

So sehr sich Immobilienkäufer über die Krisenpreise freuen dürfen, so sehr sollten sie die Risiken im Blick haben. In Griechenland rechnet Tobias Just, Leiter Immobilienanalyse bei der Deutschen Bank, wegen der Wirtschaftskrise künftig nur noch mit geringen Wertsteigerungen. Außerdem könnten die Regierungen verstärkt Immobilieneigentümer zur Kasse bitten. „Die öffentliche Hand wird in den kommenden Jahren bemüht sein, mehr Steuern einzunehmen“, sagt Just. Immobilieneigentümer zu schröpfen ist besonders einfach, da sie an das Land gebunden sind.

In Griechenland ersetzte die Regierung in diesem Jahr schon die bisherige Abgabe auf Immobilienvermögen (ETAK) durch eine neue Steuer, die vor allem Eigentümer größerer Immobilienbestände stärker belastet. „Bisher werden Immobilieneigentümer in Griechenland nur minimal besteuert“, sagt Aris Kapsalis, Rechtsanwalt in der Kanzlei Kosmidis & Partner in Thessaloniki.

Zwar bleibt die Ferienimmobilie eines Durchschnittsverdieners vorerst verschont. Die Regierung verdoppelte den Steuerfreibetrag 2010 sogar auf 400.000 Euro. Nur wenn der vom Finanzamt festgelegte Einheitswert – der noch bis zu 40 Prozent unter dem Marktwert liegen kann – höher ausfällt, zahlen die Eigentümer die jährliche Abgabe. Allerdings wolle die Regierung den Einheitswert schrittweise an den Marktwert anpassen, berichtet Anwalt Kapsalis. Immer mehr Eigentümer müssten dann zahlen.

Fiskus langt künftig stärker zu

Die jährliche Steuer berechnet sich nach einem festgelegten Prozentsatz des Einheitswerts, der über dem Freibetrag von 400.000 Euro liegt. Lag er früher bei 0,1 Prozent, steigt er nun mit dem Immobilienwert in Etappen – von 0,1 bis 2,0 Prozent. Ein Beispiel: Für eine Immobilie mit einem Einheitswert von 750.000 Euro zahlen Eigentümer 1450 Euro pro Jahr. Bei der alten ETAK wären für Verheiratete nur 550 Euro fällig gewesen.

Auch in Spanien langt der Fiskus bei Immobilien künftig kräftiger zu. Vom 1. Juli an zahlen Verkäufer auf einen möglichen Wertzuwachs 18 statt 19 Prozent Steuern. Liegt der Gewinn über 6000 Euro, müssen sie vom Mehrverdienst sogar 21 Prozent an den Fiskus abführen.

Wer sein Haus direkt vom Bauträger erwirbt, muss statt sieben Prozent nun acht Prozent Mehrwertsteuer zahlen. Nur auf den Kanaren sind es fünf Prozent. Zudem steigt die bei Privatverkäufen anfallende Vermögensübertragungssteuer, vergleichbar der deutschen Grunderwerbsteuer, in den meisten Regionen von sieben auf acht Prozent.

Krisenspekulanten warten noch ab

Nicht nur der Staat, auch die spanischen Gemeinden drehen an der Steuerschraube. Viele Kommunen haben in den vergangenen Jahren die veralteten Bodenwerte der Katasterämter, auf deren Basis die Grundsteuer berechnet wird, deutlich erhöht. In Teilen Mallorcas haben die Behörden die Bodenrichtwerte verdoppelt oder verdreifacht. Das liege vor allem daran, dass bisher brachliegendes Land in Bauland umgewidmet wurde, sagt Christoph Albeck, Chef der Finanzberatung Finanzkontor in Palma de Mallorca.

Das alles ist wohl nur der Anfang. Steuererhöhungen auf breiter Front könnten künftig mehr einheimische Eigentümer am Mittelmeer zum Verkauf ihrer Immobilie zwingen. Die echten Krisenspekulanten dürften mit dem Kauf daher noch warten.

Grundstückskäuferin Vera Stadler in Griechenland ficht das allerdings nicht an. Sie will schon bald morgens in ihren eigenen Pool tauchen und danach beim Frühstück die Aussicht aufs Meer von ihrer Terrasse genießen. Wie für die meisten Käufer eines Feriendomizils ist der Kauf für sie vor allem ein Lustkauf – jenseits aller Anlagestrategie.

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