Flexi-Rente Warum die Flexi-Rente ein Schuss ins Blaue ist

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Trotz Rentenalter weiterarbeiten soll sich lohnen

Nach einer Umfrage aus dem Jahr 2014 sind immerhin 19 Prozent der Arbeitnehmer bereit und willens, auch nach Erreichen des Rentenalters – derzeit liegt es bei 65 Jahren und fünf Monaten – einfach weiter zu arbeiten und die Rente auf später zu verschieben. Einen gesetzlichen Anspruch darauf gibt es jedoch nicht und wird es auch nach den Plänen des Gesetzgebers in Zukunft nicht geben.

Attraktiver soll die Arbeit im Rentenalter durch Belohnungen bei den Rentenansprüchen werden. Wer dann noch arbeitet, soll freiwillig weiter Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen dürfen. Zusammen mit dem Beitrag des Arbeitgebers – der schon in der bisherigen Regelung anfällt, aber für den einzelnen Arbeitnehmer wirkungslos blieb und nur der Rentenkasse zugutekommt – erhöht sich dadurch der Rentenanspruch beim Wechsel in den Ruhestand.

Rentenprognosen für 2040

Schon jetzt erhalten Arbeitnehmer jenseits der Regelaltersgrenze pro Monat, den sie länger arbeiten, einen Rentenaufschlag von 0,5 Prozent, also sechs Prozent pro Jahr der Weiterbeschäftigung, wenn sie dafür zunächst auf ihre Rente verzichten. Das macht die Rentenversicherung, weil diese Arbeitnehmer gemessen an ihrer Lebenserwartung auch entsprechend kürzer Rente beziehen. Allerdings bleiben die Oldies dabei von weiteren Beiträgen zur Rentenversicherung verschont. Nach der neuen Regelung wären Rentenbeiträge von Arbeitgeber und Arbeitnehmer zusätzlich rentensteigernd wirksam.

Flexi-Rente bringt kaum was für Beschäftigung Älterer

Die Arbeitgeber sollen für die Weiterbeschäftigung der Älteren belohnt werden, indem sie bis zu fünf Jahre lang keine Beiträge zur Arbeitslosenversicherung zahlen müssen. Dafür entrichten sie bislang 1,5 Prozent des Bruttolohnes. Der Deutsche Gewerkschaftsbund, der sich zuvor für höhere Hinzuverdienstgrenzen und eine Teilrente schon ab 60 stark gemacht hatte, verurteilte das Vorhaben prompt als „Verbilligung der Arbeitskraft älterer Menschen“. Der Arbeitgeberverband BDA hingegen warnt vor zu hohen Erwartungen. Die Flexi-Rente werde nur sehr begrenzte Wirkung auf die Beschäftigung Älterer haben.

Auch die so erhöhte Rente dürfte wenig Arbeitnehmer tatsächlich locken. Wer etwa ein Jahr länger arbeitet und dafür 1500 Euro pro Monat erhält, erhöht seine monatliche Rente um 15 Euro. Diese Berechnung gilt unabhängig davon, ob er schon Rente bezieht oder weiter darauf verzichtet.

Angesichts der Tatsache, dass jeder vierte Neurentner vorzeitig in den Ruhestand eintritt und dafür Abzüge in Kauf nimmt, dürfte das Arbeiten über das Rentenalter hinaus nur für wenige attraktiv genug sein. „Die freiwilligen Rentenversicherungsbeiträge der Arbeitnehmer sind dennoch eine gute Idee“, mein Voss vom Verband der Rentenberater.

Wie groß der Einkommenseffekt durch die zusätzlichen Rentenkassenbeiträge oder eine Teilrente ist, muss jeder Betroffene individuell berechnen lassen. Vor allem mit Blick auf den Gesundheitszustand, die Einkommenshöhe, den individuellem Steuersatz und Beiträge zur Krankenversicherung muss er selbst entscheiden, ob es sich für ihn netto lohnt, länger zu arbeiten.

Sinnvoll erscheinen zwei weitere kleine Neuerungen: Und um die Arbeitskraft der Älteren zu erhalten, sollen außerdem gesundheitliche Präventions- und Rehabilitationsmaßnahmen der Rentenversicherung ausgebaut werden. Dadurch soll die Arbeitskraft auch im Alter erhalten werden.

Außerdem ist vorgesehen: Wer Rentenabzüge im Alter vermeiden oder kompensieren möchte, darf laut Gesetzentwurf ab 2017 schon ab 50 Jahren freiwillig höhere Beiträge in die Rentenkasse einzahlen und so seinen Rentenanspruch vorsorglich erhöhen. Bislang war dies erst ab dem 55. Lebensjahr erlaubt. Aber je mehr Arbeitnehmer diese Möglichkeit nutzen, umso weniger dürften sie sich für längeres Arbeiten im Alter begeistern.

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