Fluchtwährungen Rettung für Euro-Anleger

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UBS in Zürich Quelle: dpa

Theoretisch ist der Franken heillos überbewertet. Auf Basis der Kaufkraftparitäten-Theorie – hier vergleichen Ökonomen, wie viele Einheiten einer Währung notwendig sind, um einen Korb von Gütern zu kaufen – hält die Schweizer Bank Sarasin einen Wechselkurs von 1,35 Franken pro Euro für angemessen. Der Franken müsste also um rund 20 Prozent gegen den Euro fallen.

Nach dem Big-Mac-Index, den der britische „Economist“ auf Basis des weltweit verkauften Hamburgers berechnet, ist der Franken rund 60 Prozent gegen den Euro überbewertet. Kurz: Wer jetzt noch auf eine Aufwertung des Franken hofft, geht eine gewagte Wette ein. Mittelfristig werde sich der Wechselkurs laut Alexander Koch von UniCredit bei 1,30 Franken, anstatt aktuell 1,15 pro Euro einpendeln. Zwar könnte eine Eskalation der Euro-Krise den Franken weiter nach oben katapultieren. Doch dann, meint Devisenexpertin Ulrike Rondorf von der Commerzbank, würde die Schweizer Notenbank „sofort intervenieren“. Schon heute stabilisiert sie den Kurs, indem sie Franken gegen Euro tauscht und den Zinssatz nahe null hält. Die Schweizer drohten schon mit Kapitalverkehrskontrollen und einer Anbindung des Franken an den Euro.

Doch all dies dürfte allenfalls eine weitere Aufwertung bremsen: „Solange die Risikoaversion der Investoren auf hohem Niveau bleibt, wird sich der Franken kaum dauerhaft schwächen“, sagt Veronika Schachenmayr-Schlick von der Schweizer Privatbank Pictet.

Überschussland Norwegen

Fremdwährungen und Gold

Der Schweizer Franken wird von der Kapitalflucht der Anleger getrieben. Doch für die Chancen einer Währung auf Aufwertung ist auch der Leistungsbilanzsaldo eines Landes wichtig. Er gibt an, ob das Land über seine Verhältnisse lebt oder ob es über Exporte Devisen anhäuft. Ein Überschuss signalisiert stärkere Nachfrage nach der Währung, wie im öl- und gasreichen Norwegen. Die Krone hängt am Ölpreis.

Fällt der stark, verliert sie. So stark, dass Norwegen Staatsanleihen nicht bedient, kann Öl aber nicht fallen – der norwegische Staatsfonds verwaltet mehr als 350 Milliarden Euro. „In Norwegen gibt es keine großen Wechselkursrisiken nach unten“, meint Helaba-Devisenstratege Christian Apelt.

Zehnjährige norwegische Staatsanleihen bringen aktuell rund 0,3 Prozentpunkte mehr als Bunds. „Der Zinsvorteil der Krone gegenüber dem Euro wird sich vermutlich ausweiten“, so Apelt. Die Notenbank werde  wohl die Zinsen noch mal erhöhen, so könnten die Renditen der Staatsanleihen steigen.

Gut beimischen

„Die weltweite Flucht in sichere Geldanlagen kann diesen Effekt allerdings konterkarieren“, sagt Apelt: Kaufen Anleger massenhaft norwegische Staatsanleihen, steigen deren Kurse, und die Renditen sinken entsprechend. Fazit: „Obwohl die norwegische Krone bereits sehr teuer ist, bietet sie sich aufgrund der gesunden Staatsfinanzen Norwegens und der nachhaltigen Erträge aus der Erdölförderung aus Sicherheitsüberlegungen als Beimischung an“, sagt Währungsexperte Andreas Hahner von Allianz Global Investors (AGI).

Wachstumsstarkes Schweden

Norwegens Nachbarland Schweden weist zwar ein steigendes Haushaltsdefizit auf, aber von einer Schuldenkrise ist das Land weit entfernt. So setzt Deutschbanker Stephan auf die Schweden-Krone. „Schweden hat das höchste Wachstum in Europa, für 2011 erwarte ich zurzeit 4,6 Prozent“, sagt er. Eine boomende Wirtschaft treibt den Wechselkurs, denn Wachstum signalisiert höhere Produktivität und damit hohe internationale Wettbewerbsfähigkeit. Zwar mehrten sich die Hinweise auf einen Wachstumsrückgang, schreiben die Strategen der SEB.

„Trotzdem sind die Fundamentaldaten Schwedens viel solider als die der Euro-Zone“, sagt SEB-Analyst Thomas Köbel. Deutschbanker Stephan erwartet, dass die Zentralbank, wie in Norwegen, auch hier bald die Zinsen erhöhen werde. Generell gilt: Steigen die Zinsen, sinkt die Nachfrage nach niedriger verzinsten Papieren – deren Kurse fallen. Anleger sollten deshalb, wenn Zinserhöhungen drohen, eher kurz laufende Papiere kaufen.

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