Fondsgebühren Union Investment lässt Deka im Regen stehen

Der Fondsanbieter Union Investment schwenkt um und will Kosten für Wertpapieranalysen selbst bezahlen – und nicht Anlegern in Rechnung stellen. Die Sparkassengesellschaft Deka plant das zumindest noch nicht.

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Die Skyline von Frankfurt am Main: Die großen deutschen Fondsanbieter sind sich nicht einig darüber, wie sie Kosten für Wertpapierresearch künftig mit ihren Kunden abrechnen. Quelle: dpa

Frankfurt Offenbar ein Dominoeffekt: Immer mehr Fondsanbieter kündigen an, künftig die Kosten für Wertpapierresearch – also die Analyse von Aktien und anderen Papieren – aus eigener Tasche zu zahlen und nicht wie bisher damit das Fondsvermögen zu belasten. So schwenkt die Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken, Union Investment, auf den neuen Kurs. Am Freitag hatte Union Investment erklärt, ab 2018 die „Kosten für externes Research auf die eigenen Bücher zu nehmen“. Und Union-Chef Hans Joachim Reinke ergänzte: „Wir gehen nach unserer Entscheidung von einer Reduzierung der Gesamtkosten für unsere Kunden aus“.

Das ist interessant, denn erst vor einigen Wochen hieß es bei der Union wie auch beim Rivalen aus dem Sparkassen-Lager (Deka), dass man plane, die Researchkosten wie bisher dem Fondsvermögen anzulasten und damit dem Kunden indirekt in Rechnung zu stellen. Inzwischen haben aber immer mehr Fondshäuser angekündigt, die Rechnungen aus eigener Tasche zu bezahlen. Dazu gehören nicht nur die größten internationalen Spieler am Markt wie Blackrock oder Vanguard aus den USA, sondern auch die anderen beiden großen deutschen Fondshäuser: Zunächst legte sich die Allianz-Tochter Allianz Global Investors fest, dann auch die Deutsche-Bank-Tochter Deutsche Asset Management.

Der Grund dafür, dass die Kosten für Wertpapierresearch überhaupt diskutiert werden, sind neue EU-Regeln, „MIFID II“ genannt. Diese schreiben von Januar 2018 an vor, dass große Investoren wie Fondsanbieter etwa Banken für Marktanalysen extra bezahlen müssen. Bisher wird dieses Research mit dem Gebühren für den Aktienhandel mitgezahlt und die Gesamtkosten dem Fondsvermögen belastet. Die neue MIFID-II-Richtlinie soll für mehr Transparenz sorgen und verlangt, dass Anlegern alle Kosten sichtbar gemacht werden und nicht in anderen Buchungsposten versteckt. Die Researchkosten hätten also neben Management- und Kaufgebühren und weiteren Kosten wie denen für Handel ausgewiesen werden müssen.

Unterm Strich gehen große Fondsanbieter als Folge der neuen EU-Regeln davon aus, dass Kosten für Wertpapierresearch um etwa ein Drittel sinken werden. Weil sie Analysen von Brokern nun direkt bezahlen müssen, werden die Fondsanbieter wählerischer und schauen genau, wie viel Research von wie viel Händlern („Brokern“) sie wirklich brauchen. Um die Preise wird gerade mit Brokern verhandelt. Außerdem prüfen die Fondshäuser, was ihr internes Research abdecken kann.

Für Anleger könnten Fonds daher also etwas billiger werden. Allerdings ist diese Summe auf das einzelne Fondsprodukt bezogen überschaubar. Wenn es sich durchsetzt, dass Fondsfirmen das externe Research aus eigener Tasche bezahlen, würde das Fondsvermögen Branchenschätzungen zufolge um 0,01 bis 0,02 Prozentpunkte weniger belastet, die Rendite also um den Betrag steigen.

Privatanleger im Blick

Pro Anleger ist das ein kleiner Betrag, aber es sorgte für etwas mehr Gleichbehandlung unter den Anlegern: Denn hätten die Fondsanbieter die Researchkosten dem Fondsvermögen belastet, hätte das private Anleger voll belastet. Bei Großanlegern dagegen wären auch diese Kosten Verhandlungssache gewesen.

Das führen Fondshäuser hinter vorgehaltener Hand auch als Hauptgrund dafür an, dass sie diese Kosten selbst bezahlen wollen. In Zeiten, wo die EU mehr Transparenz für Anleger verlangt, macht es sich wohl weniger gut, private Anleger gegenüber Großinvestoren nachweisbar zu übervorteilen. Dies dürfte auch bei der Deka ein Thema sein – wie bei Union Investment zählen bei ihr ebenfalls die Kleinsparer zur Kernkundschaft.

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