Früher in Rente Ihr Sparplan für den Ruhestand ab 60

Kaum jemand will bis zum regulären Rentenalter arbeiten. Wer ernsthaft die Rente mit 60 schaffen will, muss daher früh mit dem Sparen anfangen. Wir verraten, wie hoch die Ersparnisse sein müssen und wie Sie auf dem Weg dorthin die optimale Rendite einfahren.

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Wer ernsthaft die Rente mit 60 schaffen will, muss früh und mit der richtigen Strategie sparen Quelle: dpa

Der Blick nach Frankreich treibt deutschen Angestellten die Tränen in die Augen. Denn dort hat die Regierung Hollande gerade eine Rentenreform beschlossen, die Kommentatoren gleich als "Rentenreförmchen" verspotteten. Um die Löcher in der Rentenkasse zu schließen, sollen Franzosen künftig 43 Jahre lang Rentenbeiträge zahlen, bevor sie dann wie bisher schon mit 62 die volle Rente beziehen können. In Deutschland müssen Arbeitnehmer 45 Versicherungsjahre erreichen, die volle Rente gibt es erst mit 67.

Wann die Europäer in Rente gehen
DeutschlandDie Arbeitnehmer in Deutschland sind nach Informationen der „Bild-Zeitung“ im vergangenen Jahr so spät in Rente gegangen wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Gleichzeitig sanken die Abschläge wegen vorgezogenen Renteneintritts auf den niedrigsten Wert seit 2003, berichtet die Zeitung unter Berufung auf die neueste Rentenzugangsstatistik der Deutschen Rentenversicherung. Danach stieg das durchschnittliche Renteneintrittsalter der Männer 2012 von 60,9 auf 61,2 Jahre. Frauen gingen mit 61 (2011: 60,8) Jahren in Rente. Das waren die höchsten Werte seit mehr als 20 Jahren. Im Jahr 2000 wechselten Männer noch im Schnitt mit 59,8 Jahren aufs Altenteil, Frauen mit 60,5 Jahren. Quelle: dpa
FrankreichAuch in Frankreich ist das Renteneintrittsalter gestiegen: 2009 - vor der Anhebung der Altersgrenze - gingen die Franzosen noch mit durchschnittlich 59,3 Jahren in Pension, 2012 waren sie im Schnitt 62 Jahre und 2 Monate alt (2011: 61 Jahre und 11 Monate). Wer vor seinem 20 Lebensjahr angefangen hat zu arbeiten und in die Rentenkasse einzuzahlen, darf bereits mit 60 Jahren aufs Altenteil wechseln, ohne Abschläge befürchten zu müssen. Quelle: AP
Griechenland2012 haben sich die griechische Regierung und die Troika aus Europäischer Zentralbank, Europäischer Union und Internationalem Währungsfondsdarauf geeinigt, das Renteneintrittsalter in dem Schuldenstaat anzuheben. Seit dem gehen die Griechen - zumindest nach Plan - mit 67 statt wie zuvor mit 65 Jahren in den Ruhestand. 2011 betrug das durchschnittliche Renteneintrittsalter in Griechenland 61,4 Jahre. Quelle: dpa
ItalienItalienische Frauen verbringen inzwischen durchschnittlich 27,3 Jahre im Ruhestand, Männer knapp 23. In Rente gehen die Italiener im Schnitt mit 60,8 Jahren. Wenn sie keine Abschläge hinnehmen wollen, müssten sie eigentlich bis 62 arbeiten. Quelle: AP
Spanien2011 hat sich auch die spanische Regierung angesichts eines gigantischen Schuldenberges dazu entschlossen, die Altersgrenze anzuheben: Wie auch in Deutschland und Griechenland soll das Renteneintrittsalter schrittweise auf 67 Jahre angehoben werden. Zuvor gingen die Spanier im Schnitt mit 62,6 statt 65 Jahren in Rente. Beschäftigte, die bereits 38,5 Jahre gearbeitet haben, haben allerdings weiterhin ab dem 65 Lebensjahr einen Anspruch auf volle Rentenbezüge. Quelle: dapd
GroßbritannienSeit 2011 gibt es in Großbritannien kein offizielles Rentenalter mehr. Die Briten können also selbst entscheiden, wann sie in den Ruhestand gehen. Zuvor konnten die Briten mit 60 Jahren (Frauen) beziehungsweise 65 Jahren (Männer) die Arbeit Arbeit sein lassen. Das tatsächliche Eintrittsalter lag vor der Abschaffung des Rentenalters bei 63,1 Jahren. Quelle: AP
IrlandDie Iren arbeiten am längsten: So müssen auf der grünen Insel Männer und Frauen noch bis 65 arbeiten und tun es auch - zumindest bis sie (im Durchschnitt) 64,1 Jahre alt werden. Wegen des Schuldenberges der grünen Insel erhöht die irische Regierung nun schrittweise das Rentenalter von 65 auf 68 Jahre. Quelle: AP

Kritiker der komfortablen Rentenregelung in Frankreich dürfen jedoch nicht vergessen, dass weder in Frankreich noch in Deutschland die für die Vollrente geforderten Beitragsjahre erreicht werden. Faktisch gehen hierzulande viele deutlich früher in Ruhestand und müssen damit schmerzhafte Einbußen bei der gesetzlichen Rente in Kauf nehmen. Wer das nicht will, muss die Initiative ergreifen und mit privaten Ersparnissen die Einkommenslücken schließen. Mit welchen Einbußen und Rentenlücken Arbeitnehmer heute rechnen müssen, hat WirtschaftsWoche Online in Teil 1 (So schaffen Sie die Rente mit 60 bereits ausführlich erläutert. Im zweiten Teil schildern wir, wie Sparer die Rente mit 60 richtig planen, welche Ersparnisse im Alter vorhanden sein müssen, damit die Einkommenseinbußen erträglich bleiben und mit welcher Sparstrategie das gebildete Vorsorgevermögen bei vertretbarem Risiko eine optimale Rendite erwirtschaftet.

Michael Huber, Geschäftsleitungsmitglied der unabhängigen Vermögensverwaltung VZ Vermögenszentrum, kennt viele Kunden, die lieber schon mit 55 oder 60 Jahren in den Ruhestand wechseln würden. “Nach dem Studium wünschen sich das noch viele ambitionierte Angestellte. Dieser Traum weicht aber bei einem großen Teil bis zum Alter von etwa 40 Jahren der Realität. Denn viele – auch leitende Angestellte sind erst in diesem Alter finanziell in der Lage, nennenswert auf die vorzeitige Rente hin zu sparen“, sagt der Honorarberater. Die Gründe dafür sind meist plausibel. Zunächst hat die Absicherung der existenziellen Risiken mit Lebensversicherung, Berufsunfähigkeitsversicherung, Haftpflicht und ähnlichem Vorrang. "Das ist unbedingt sinnvoll", so Huber. "Zudem hängt es oft an den Lebensumständen. Wer jung ist und gut verdient, will erst einmal etwas von der Welt sehen und sich modern einrichten und ausstatten. Auch die Familiengründung erfolgt heute oft erst später."

Da viele erst in ihren Vierzigern das Thema Altersvorsorge ernsthaft angehen, hat Huber für WirtschaftsWoche Online zunächst den Kapitalbedarf für zwei Musterfälle berechnet. In beiden Fällen wurde unterstellt, dass in den 20 Jahren der Ansparphase, die bis zum vorzeitigen Renteneintritt mit 60 Jahren bleiben, die Inflationsrate bei durchschnittlich zwei Prozent pro Jahr liegt und das Nettoeinkommen bis dahin um jährlich ein Prozent steigt.

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