Früher in Ruhestand So schaffen Sie die Rente mit 60

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Einbußen bei der gesetzlichen Rente

Wer also mit 60 die Arbeit niederlegt und keine Beiträge zur Rentenversicherung einzahlt, bekommt auch keine Entgeltpunkte. Dementsprechend sinkt die Rente. Zusätzlich kommen noch Abschläge für den vorzeitigen Ruhestand hinzu. Der Durchschnittsverdiener, der statt regulär mit 67 schon mit 60 Jahren die Füße hoch legt, verliert also sieben Entgeltpunkte à 31,03 Euro (West) sowie für 48 Monate je 0,3 Prozent der Rente (vier Jahre bis zur Regelaltersgrenze mit 67), insgesamt also 14,4 Prozent der Rente. Zusammen mit den verlorenen Entgeltpunkten summieren sich die Abschläge bei der Rente beim Durchschnittsverdiener so auf mehr als 400 Euro, die Rente läge bei 960 Euro. Aber Achtung: Gezahlt wird sie frühestens ab dem 63. Geburtstag.

Diese Rechnungen sind allerdings nur überschlägig. Es gelten zahlreiche Sonderegeln für freiwillig Versicherte, bei Erreichen der Beitragsbemessungsgrenze, Schwerbehinderung, Arbeitslosigkeit und vielem mehr. Zudem spielen die Anrechnungszeiten eine wichtige Rolle. Wer es ganz genau wissen will, lässt sich bei der Deutschen Rentenversicherung beraten. Dort ist auch zu erfahren, wie gegebenenfalls fehlende Beitragszeiten oder Anrechnungszeiten gefüllt werden können. Weitere Informationen dazu gibt es unter deutsche-rentenversicherung.de.

Die Bundesregierung beglückt Deutschlands Rentner im Juli mit einem Rentenplus von über drei Prozent. Doch 54.000 Rentner müssen dann plötzlich Steuern zahlen. Wer betroffen ist, hängt nicht nur vom Einkommen ab.
von Kristina Antonia Schäfer

Sparen für die Frührente

Fest steht jedenfalls, dass Sparer, die mit 60 in Rente gehen wollen, ihre Alterseinkommen auf anderem Wege ansparen müssen. Berufstätigen rät Finanzberater Lange daher, möglichst früh mit dem Sparen zu beginnen, damit der Zinseszinseffekt möglichst stark zum Tragen kommt. „Spätestens nach fünf Berufsjahren sollte man mit dem Sparen beginnen. Das macht selbst dann Sinn, wenn das Geld nach Abzug der Inflation keine Rendite bringt, weil zumindest mal ein Kapitalstock aufgebaut wird“, so Lange. „Anstreben sollten Sparer jedoch mindestens eine Rendite von dreieinhalb bis vier Prozent.“

Dazu müssen Anleger allerdings ihr Risiko erhöhen – etwa indem sie festverzinsliche Anlagen um Wertpapiere wie Aktien ergänzen. „Dreieinhalb Prozent Rendite bringen allein die Dividenden im Dax“, weiß Lange. Auch Fondssparpläne hält er für geeignete Vehikel. „Dabei sollten Sparer aber die Produkte zunächst gründlich vergleichen und insbesondere auf die Gebühren achten, die oft sehr hoch sind. Aber im Internet finden sich oft die gleichen Fonds wie bei der Bank zu deutlich niedrigeren Gebühren.“ Diese Sparprodukte versprechen also eine ansehnliche Rendite bei vertretbaren Gebühren. Dafür gibt es später keine lebenslange Rente, sondern nur das angesparte und verzinste Kapital, dass der Ruheständler nach und nach aufzehren kann.

Ein Rechenbeispiel: Wer mit 60 Jahren seinen Ruhestand antreten will und 25 Jahre jeden Monat 1000 Euro zur Verfügung haben möchte, müsste 300.000 Euro angespart haben. Dann wäre das Kapital mit 85 Jahren aufgezehrt. Um so viel Kapital aufzubauen, müsste man 20 Jahre lang jeden Monat ungefähr 750 Euro auf die hohe Kante legen und damit eine Verzinsung von vier Prozent erzielen. Wer diese Summe über 30 Jahre ansparen will, braucht wegen des Zinseszinseffektes hingegen nur etwa 300 Euro monatlich zurücklegen. Langfristig sparen zahlt sich somit vor allem in den letzten Jahren vor Renteneintritt nochmal richtig aus.

Realisierbare jährliche Entnahme aus 100.000 Euro

Kapitalhaltedauer

25 Jahre

35 Jahre

Kapitalerhalt

Rendite netto
zwei Prozent 5.000 3.900 2.000
vier Prozent6.200 5.200 4.000
sechs Prozent7.4006.500 6.000


Wer nicht nur auf Festgeldkonto und Sparplan setzen will, kann sich auch den staatlich geförderten Produkten zur privaten Altersvorsorge wie Riester-Rente und Basisrente (auch Rürup-Rente genannt) zuwenden. Diese Verträge ermöglichen die Auszahlung der Rente bereits mit 60 Jahren. Der Staat fördert durch Zulagen und Steuervorteile. Die Riester-Rente muss allerdings in der Auszahlungsphase voll versteuert werden, bei der Rürup-Rente wächst in den kommenden Jahren der zu versteuernde Anteil. Die geförderten Modelle sind aber nicht nur kompliziert, sondern oft auch wenig rentabel, weil der Verwaltungsaufwand recht hoch ist. Dafür gibt es staatliche Garantien zum Kapitalerhalt, die ein Wertpapierdepot zum Beispiel nicht bietet.

Mit dem Sparplan-Rechner können Sie abhängig von der Sparrate, dem Sparziel, der Dauer des Ansparprozesses und abhängig vom Zins verschiedene Szenarien zum Aufbau eines Kapitalstocks aufbauen.

Sinnvoller ist da schon eher eine betriebliche Altersversorgung, bei der sich der Arbeitgeber an den Sparraten beteiligt. Da die Sparraten vom Bruttogehalt abgebucht werden, sind sie steuerlich begünstigt und senken die Sozialabgaben. Zwar kann der Sparer die erworbenen Rentenansprüche auch zu einem anderen Arbeitgeber mitnehmen, allerdings muss dieser den Vertrag nicht übernehmen, wenn er eine eigene Lösung anbietet. In keinem Fall kann der Sparer vor Erreichen des vereinbarten Rentenalters an das Geld heran. Dafür lässt sich aber ein Rentenbeginn mit 62 Jahren durchaus vereinbaren, vor 2012 abgeschlossene Verträge können sich Betriebsrentner auch schon mit 60 Jahren auszahlen lassen. Sowohl eine lebenslange Rente als auch eine einmalige Auszahlung des Kapitals ist möglich. In beiden Fällen müssen allerdings Steuern und Krankenversicherungsbeiträge in der Bezugsphase gezahlt werden.

Wer also früh in Rente gehen will, muss also enorme Sparanstrengungen unternehmen, wenn er nicht bereits über ein beträchtliches Vermögen oder die Aussicht darauf verfügt. Unmöglich ist es nicht.

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