Gehaltskonto Gebührenfrei ist nicht immer günstig

Immer mehr Banken schaffen das kostenlose Girokonto ab. Bei den verbliebenen Gratis-Konten lohnt es sich, Angebote genau zu prüfen und zu vergleichen, zeigt eine Auswertung der FMH-Finanzberatung.

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Überweisung per Formular: Bei vielen Banken fallen Gebühren an. Quelle: dpa

Wann darf ein Geldhaus ein Girokonto als „kostenlos“ bewerben? Das Landgericht Düsseldorf hat dazu eine klare Meinung: Die Bank muss nicht nur auf Kontoführungsgebühren verzichten, sondern auch auf Gebühren für die zugehörige Girokarte.

Anfang Januar erging ein entsprechendes Urteil an die Sparda-Bank West. Sie hatte mit einem „kostenlosen Girokonto“ geworben, Kunden aber eine Gebühr in Höhe von zehn Euro für die Ausstellung der Girokarte abgeknöpft. Das geht nicht zusammen, befanden die Richter. „Wer ein kostenloses Girokonto eröffnet, geht zu Recht davon aus, dass er auch eine kostenlose Girokarte bekommt, um am Automaten Geld abheben zu können“, kommentiert Max Herbst von der FMH-Finanzberatung das Urteil.

Viele Jahre lang hatten Institute mit Gratis-Konten um Neukunden geworben. Nun sehen sie sich durch die anhaltenden Niedrigzinsen gezwungen, neue Ertragsquellen zu erschließen. Viele Banken und Sparkassen schaffen deshalb das kostenlose Girokonto ab. Mitte vergangenen Jahres machte die Hypovereinsbank ihrem Gratis-Girokonto den Garaus, die Postbank zog Ende des Jahres nach. Wer nach wie vor nichts bezahlen will, muss heute oft bestimmte Bedingungen erfüllen, etwa ein reines Online-Konto führen. Viele Geldhäuser führen zudem Gebühren für Leistungen rund um das Girokonto ein, die zuvor kostenfrei waren.

Gratis-Konten werden seltener, sind aber nach wie vor zu finden. Bei den sogenannten Gehaltskonten können sich Bankkunden immer noch über eine einigermaßen üppige Auswahl freuen. Das sind Girokonten, auf die regelmäßig Lohn, Rente oder Sozialleistungen fließen. Viele Banken honorieren die Tatsache, dass regelmäßig Geld eingeht, mit besseren Konditionen. Die FMH-Finanzberatung hat kostenlose Gehaltskonten unter die Lupe genommen. Die meisten Konten sind nur dann gratis, wenn sich Kunden auf Onlinebanking beschränken und keine Leistungen der Filiale in Anspruch nehmen.


Dispozinsen unterscheiden sich deutlich

Vor allem bei den Dispozinsen der Gratis-Konten gibt es zwischen den Instituten erhebliche Unterschiede. Den günstigsten Dispozins bietet mit 6,9 Prozent die DKB Deutsche Kreditbank an. Weiterer Pluspunkt hier: Buchungen sind auch mit Beleg kostenlos. DKB-Kunden können zudem per Visakarte weltweit kostenfrei Bargeld am Automaten abheben.

Ein ähnliches Angebot gibt es von der ING-DiBa. Beim Gehaltskonto der Direktbank liegt der Dispozins bei 6,95 Prozent. Beleghafte Buchungen sind ebenfalls kostenlos. Kunden können mit ihrer Visakarte allerdings nur innerhalb des Euro-Raums kostenlos Geld abheben.

Bankkunden müssen sich also entscheiden, was ihnen wichtig ist: Gratis Geld abheben per Kreditkarte? Kostenlose Buchungsbelege? Oder besonders günstige Dispozinsen? Die wenigsten Geldhäuser bieten alles zusammen an. So müssen etwa Kunden der Norisbank zwar keine Gebühr für Buchungsbelege zahlen und können im Ausland per Mastercard kostenlos Geld abheben.

Andererseits zahlen sie satte 10,65 Prozent Zinsen, wenn sie in den Dispo rutschen. Die Consorsbank verlangt 7,75 Prozent Dispozins, Kunden können im Ausland mit der Visakarte gebührenfrei Geld abheben. Dagegen zahlen sie pro Buchungsbeleg 2,95 Euro.

Mit der Kreditkarte ist es so eine Sache: Viele Banken nehmen zwar keine Kontoführungsgebühren, langen aber bei den Kreditkarten zu. So zahlen Kunden der Commerzbank jährlich 39,90 Euro für ihre Kreditkarte, mehr als bei jeder anderen Bank im FMH-Ranking. Der Name des zugehörigen Girokontos lautet „0-Euro-Konto“. Bei anderen Instituten ist die Kreditkarte erst dann kostenfrei, wenn Kunden damit pro Jahr für einen bestimmten Betrag einkaufen gehen, zum Teil sind mehrere tausend Euro Umsatz gefordert. Und: Die Gratis-Regelung gilt mitunter nur für das erste Jahr, ist also als Lock-Angebot für Neukunden gedacht.


Zahl der Kostenlos-Angebote schrumpft

Genaues Hinschauen lohnt sich. So sind manche Girokonten nur dann kostenlos, wenn Kunden einen monatlichen Geldeingang in bestimmter Höhe vorweisen können. Beim „Komfort-Konto“ der Targobank sind mindestens 2000 Euro pro Monat erforderlich, damit keine Kontoführungsgebühren anfallen. Andernfalls müssen Kunden 8,95 Euro pro Monat zahlen.

Ähnlich sieht es bei der Commerzbank, der PSD Bank Nord und der Berliner Volksbank aus. Das „GiroGehalt“-Konto der PSD Bank Berlin-Brandenburg ist überhaupt nur für Kunden zu haben, die einen monatlichen Geldeingang von mindestens 1000 Euro verzeichnen. Wer weniger verdient, muss sich einen anderen Anbieter oder ein anderes Konto suchen.

Das Angebot an kostenlosen Girokonten – mit oder ohne Gratis-Kreditkarte – dürfte weiter schrumpfen. Vor zwei Jahren hatte die FMH-Finanzberatung in ihrem Gehaltskonten-Ranking noch 44 Angebote aufgelistet. Nun sind es nur 33. Für elf Konten, die vormals kostenlos waren, sind mittlerweile also Gebühren fällig.

  Konto-


führung
Kontoführungs-


gebühr mtl.


in Euro
Preis pro Buchungsposten


in Euro
Gebühr p.a. in EuroDispozins


in Prozent
AnbieterKontonameGirocardKreditkarte
  Onl.Fil.beleglosbeleghaft

Kostenlose Kreditkarte inklusive

   
DKB Deutsche KreditbankDKB-CashX 0,000,000,000,000,006,90
ING-DiBaGirokontoX 0,000,000,000,000,006,95
norisbankTop-GirokontoX 0,000,000,000,000,0010,85
PSD Bank Nürnberg


(regional)
GiroDirektXX0,000,000,000,000,007,35
Sparda-Bank München


(regional)
SpardaGiro (Online)X 0,000,000,000,000,008,68
Santander Bank1|2|3 GirokontoXX0,000,001,500,000,007,49
Santander Consumer BankGirokonto KombiXX0,000,001,500,000,009,05
comdirect bank AGGirokontoX 0,000,001,900,000,008,95
ConsorsbankGirokontoX 0,000,002,950,000,007,75
TargobankOnline-KontoX 0,00 *


(mind. 600 € p.m.)
0,003,500,000,007,47
Volkswagen BankGirokontoX 0,00 *


(mind. 1.000 € p.m.)
0,002,000,000,008,99

Die besten "kostenlosen Gehaltskonten" mit Kosten für die Kreditkarte

  Konto-


führung
Kontoführungs-


gebühr mtl.


in Euro
Preis pro Buchungsposten


in Euro
Gebühr p.a. in EuroDispozins


in Prozent
AnbieterKontonameGirocardKreditkarte


1.Jahr / ab 2. Jahr
  Onl.Fil.beleglosbeleghaft

Bundesweite Banken

      
Wüstenrot directTop GiroX 0,000,003,000,000,00 / 19,0010,87
netbankGirokontoX 0,000,0010,000,000,00  / 20,00 8,00
BBBank eGBBBank-GehaltskontoXX0,000,000,000,0025,009,90
1822direktGirokontoX 0,000,001,500,0029,907,43
Ziraat Bank InternationalKombikontoXX0,000,001,000,0025,009,50
Commerzbank 0-Euro-KontoXX0,00 *


(mind. 1.200 € p.m.)
0,001,500,0039,9010,25
TargobankKomfort-KontoXX0,00 *


(mind. 2.000 € p.m.)
0,000,000,0039,007,47

Regionale Angebote

         
PSD Bank Koblenz GiroDirektX 0,000,001,500,0015,007,50
PSD Bank Rhein-RuhrGiroDirekt X 0,000,001,000,000,00  / 20,00 7,77
PSD Bank Westfalen-LippeGiroDirekt PremiumX 0,000,001,500,000,00 / 20,006,50
PSD Bank RheinNeckarSaarGiroDirektXX0,000,000,000,000,00 / 25,006,99
PSD Bank Kiel GiroDirektX 0,000,001,000,0015,007,21
PSD Bank Niederbayern-Oberpfalz GiroDirektX 0,000,000,000,0020,006,84
Sparda-Bank HessenSpardaGiroX 0,000,000,950,0020,009,50
Volksbank GöppingenVR-GiroOnlineX 0,000,000,500,0025,006,45
PSD Bank Hessen-Thüringen GiroOnlineX 0,000,002,500,0025,007,25
PSD Bank Köln GiroDirektX 0,000,001,000,0029,007,45
PSD Bank München GiroDirektX 0,000,001,00 ab 6. B.0,0030,007,50
PSD Bank Braunschweig GiroDirektX 0,000,001,000,0035,006,95
Berliner VolksbankVR-PrivatGiro AktivX 0,00 *


(mind. 1.250 € p.m.)
0,001,000,0024,009,97
PSD Bank Berlin-Brandenburg GiroGehaltX 0,00 *


(mind. 1.000 € p.m.)
0,000,000,0025,006,09
PSD Bank NordGiroDirekt OnlineX 0,00 *


(mind. 1.000 € p.m.)
0,000,500,0025,008,40
Quelle: FMH-Finanzberatung; Stand: 30.01.2017
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