Geldanlage Das Risiko der Indexfonds

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So lassen sich mit ETFs günstig Anlagestrategien für verschiedene Anlegertypen umsetzen

Ihn erinnert die Entwicklung bei ETFs an den Verbriefungsmarkt mit US-Schrottpapieren. „Dort fing vor Jahrzehnten alles mit überschaubaren Konstruktionen an. Später verkomplizierte sich der Markt immer mehr“, sagt er. Die Folgen sind bekannt: Kredite, deren Schuldner nicht zahlungsfähig waren, wurden verbrieft und versteckt. Das Kredit-Drama der USA infizierte die Finanzmärkte.

Das Basler FSB weiß, wie Banker ticken: „Ein Grund, warum die ETFs so stark wachsen, steckt darin, dass sie Synergien für Bankengruppen schaffen, wenn der Derivate-Handel als Swap-Partner für den konzerneigenen ETF-Anbieter dient.“ Das lässt sich in Verkaufsprospekten von db x-trackers oder Comstage nachvollziehen. Deutsch- und Commerzbanker sind aktiv als Indexsponsor, Swap-Kontrahenten, Swap-Berechnungsstelle, Market Maker...

„Die europäische Regulierung beim Einsatz von Derivaten in Investmentfonds ist liberaler, die US-Aufseher haben hingegen einen konservativeren Ansatz, um die Entwicklung synthetischer ETFs zu begrenzen“, kritisiert das FSB. Während Swaps in Europa vor allem zwischen zwei Partnern geschlossen werden, verlangen die USA eine zentrale Abwicklung, die Meldung der Geschäfte und eine Registrierung der Beteiligten. Das verdirbt den US-Anbietern die Lust an Swap-ETFs.

Gerade noch mal gutgegangen

Bislang konnten sich die ETF-Anbieter bei Krisen unbeschadet aus der Affäre ziehen. Nach der Lehman-Pleite im September 2008 konnte die Investmentbank Verpflichtungen aus Derivate-Geschäften nicht mehr erfüllen. iShares hatte erst wenige Monate vor der Lehman-Pleite Zertifikate aus dem DJ Euro Stoxx 50 ETF geworfen – Glück für die Anleger.

Die Beinahe-Pleite des US-Versicherers AIG wiederum wäre um Haaresbreite für Kunden des Londoner Anbieters etfSecurities zum Debakel geworden. Der hatte Rohstoff-Indexfonds mit Derivaten aufgebaut, die von AIG ausgegeben worden waren. Schaden wurde nur vermieden, weil die US-Regierung AIG rettete.

Erneut auf die Fährte der ETFs gesetzt hat die Aufseher weltweit der Blitz-Crash vom 6. Mai 2010 an der Wall Street. Damals fiel der Dow-Jones-Index in wenigen Minuten um 1000 Punkte. 70 Prozent der Wertpapiere, die starke Kursverluste hatten und bei denen Transaktionen rückgängig gemacht wurden, waren ETFs. Die Aufsicht SEC warnte: „Das Wachstum und die Nutzung der ETFs als Absicherungsinstrumente müssen von den Aufsichtsbehörden besser verstanden werden.“ Besonders starke Kursausschläge haben ETFs, bei denen das eingesetzte Kapital über Kredite erweitert wird. Etwa ein Fünftel des gesamten ETF-Handelsumsatzes entfällt auf diese Kreditprodukte, weil vor allem Hedgefonds, die wenig Kapital einsetzen wollen, mit ihnen zocken.

Klassiker bevorzugen

Das FSB hat den Aufsehern Dampf gemacht, diese Entwicklungen genauer zu beobachten. Anleger können nur darauf hoffen, dass die Reports nicht in der Schublade verschwinden.

Im Depot sollten sie bei ETFs vor allem auf die klassischen Index-Nachbildungen setzen (siehe Grafik unten), auch wenn sie wegen höherer Kosten vielleicht einen Tick bei der Rendite einbüßen. Wer Swap-ETFs kauft, sollte Produkte verschiedener Anbieter mischen, um nicht nur von einer Swap-Gegenpartei abhängig zu sein.

Den aktiv gemanagten Fonds kommt die Kritik an den ETFs gelegen. Aber auch sie haben ihre Unschuld verloren. Einer der günstigsten Mischfonds, der Arero Weltfonds, der auf einer Anlagestrategie des Mannheimer Professors Martin Weber beruht, ist ein geswapptes Produkt. Was als Aktien-, Anleihen- und Rohstoffkorb verkauft wird, enthält vor allem Anleihen von Landesbanken – und einen Swap mit der US-Großbank JP Morgan. 

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