Geldanlage-Rendite Wie Anleger die Vier-Prozent-Hürde schaffen

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Aufbau eines ausgewogenen Depots

Einen Prozentpunkt sollten Anleger aber einkalkulieren, der neben Inflation und Steuern von der Brutto-Rendite abgezogen werden muss. Beispiel: Ein Anleger kauft für je 5000 Euro verschiedene Einzelaktien und hält sie im Schnitt zwei Jahre im Depot. Danach realisiert er Gewinne oder schichtet um. Er muss in diesen beiden Jahren zwingend eine Gesamtrendite von 8,16 Prozent, oder eben eine Jahresrendite von 4,0 Prozent, erzielen, um nach Gebühren, Abgeltungsteuer und aktueller Inflationsrate sein Vermögen zu erhalten. Gleich zu Beginn werden, etwa bei einer Filialbank oder Sparkasse, 0,8 Prozent (40 Euro) Ordergebühren fällig; bleiben 4960 Euro. Beim Verkauf nach zwei Jahren ist das Aktienpaket 5365 Euro wert. Es fallen 43 Euro Verkaufsspesen an, die Depotgebühren liegen bei 42 Euro für zwei Jahre, bleiben ihm 5280. Davon geht die Abgeltungsteuer auf den steuerlichen Zugewinn (362 Euro) in Höhe von 102 Euro ab, bleiben also 5178 Euro. Die Gesamtrendite pro Jahr liegt damit bei 1,8 Prozent – genauso hoch ist die durchschnittliche deutsche Inflationsrate der letzten 20 Jahre. Aktuell ist sie auf 2,0 Prozent geklettert.

Greift der Anleger – wie die meisten – statt auf die Do-it-yourself-Methode auf Produkte der Banken und Versicherungen zurück, wie Fonds, Lebensversicherungen oder Zertifikate, wird es richtig teuer. Die Finanzindustrie weiß, wo man beim Anleger den Most holt: Bestandsprovisionen, hohe Differenzen zwischen An- und Verkaufskursen, Lagerkosten, Ausgabeaufschläge. Aktien- oder Mischfonds etwa kosten, alle Spesen eingerechnet, bei einer Haltedauer von drei Jahren pro Jahr schon vier Prozent Gebühren: 2,2 Prozent haben die Londoner Fondsanalysten von Lipper Fitzrovia im Schnitt an Gesamt-Bestandskosten ermittelt; der Rest sind auf die Haltedauer umgelegte Ausgabeaufschläge.

Ohne Aktien geht es nicht

Der Königsweg, um die Kosten zu drücken und die Renditechancen zu erhöhen, wäre ein Rückgriff auf jene Art der Geldanlage, wie sie bis in die Siebziger hinein üblich war: Ein Depot aus Aktien – mindestens zehn, um Risiken zu streuen – Zinspapieren, Bargeld und Edelmetallen. Doch ihren Kunden verkaufen die Geldhäuser nach wie vor , was ihnen selbst am meisten bringt: komplexe und daher teure Produkte statt einfacher Anleihen und Aktien.

Investitionen in Aktien aber sind – zumal in Zeiten drohender Geldentwertung – von fundamentaler Logik. Aktien sind eine Beteiligung am Produktivkapital der Volkswirtschaft. Indem sie Aktien erwerben, investieren Anleger in den mit Abstand produktivsten Teil der Gesellschaft, die Privatwirtschaft. Nur die Privatwirtschaft kann auf Dauer eine hinreichend hohe Rendite erwirtschaften, um Inflation, Steuern und Verwaltungskosten auszugleichen. Sie kann es, weil sie bewusst unternehmerische Risiken eingeht.

Der Staat und die Banken müssen das nicht. Sie leben gut als Trittbrettfahrer im Kapitalismus, von Steuern, Abgaben und Gebühren; sie schützen sich mit Gesetzen, Regularien und gegenseitigen Abhängigkeiten vor den Risiken.

Anleger, die ständig alle Risiken ausmerzen wollen, können nicht mehr erwarten, als das, was ihnen der Staat für kurz laufende Staatsanleihen oder die Finanzbranche für staatlich garantierte Tagesgelder gewährt. Und das ist zu wenig.

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