Geldanlage und Vermögen Weltgeld Gold

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Goldschmuckverkäuferin in China. Das Quelle: AP

„Die Disziplin im US-Finanzsektor ging den Bach runter, seit Richard Nixon 1971 den Gold-Dollar-Standard gebrochen hat“, sagt Christopher Wood, Chefstratege der asiatischen Investmentgruppe CLSA. 1971 kündigten die USA ihre im Währungsabkommen von Bretton Woods eingegangene Verpflichtung, Dollar gegen Gold einzulösen. Wegen der laxen Geldpolitik der US-Notenbank Fed stieg der Anteil aller Kredite am US-Bruttoinlandsprodukt seither von 150 auf 370 Prozent. Für Wood ist es ein Wunder, dass der Dollar nicht schon eher an Wert verloren hat. „Der einzige Grund dafür, dass das nicht passiert ist, war ein informelles Abkommen: Asien leiht Amerika Geld, damit die Amerikaner einkaufen gehen können.“

Doch der Boom ist vorbei, die Amerikaner sparen, Asiens Exporte leiden. Das limitiert bei den Asiaten den Aufbau weiterer Währungsreserven. Dabei brauchen die USA das Ausland mehr denn je zur Finanzierung ihrer gigantischen Defizite. Doch zum Ausgleich für das gestiegene Risiko eines US-Staatsbankrotts dürften die Gläubiger immer höhere Zinsen verlangen. Die Renditen von US-Staatsanleihen sind zuletzt steil gestiegen, von 2,2 Prozent im Januar auf heute 3,7 Prozent bei zehnjährigen Bonds. Zuletzt zogen sogar die Renditen kürzer laufender Staatspapiere nach.

China löst sich vom Dollar

Die Dollar-Anlagen der Chinesen seien absolut sicher, beteuerte US-Finanzminister Timothy Geithner vor ein paar Wochen vor Studenten in Peking. Aus dem Auditorium schlug ihm daraufhin schallendes Gelächter entgegen. Chinas Politiker waren über den Vorfall nicht begeistert – das Land hat kein Interesse an einem schnellen Dollar-Verfall. Im Boom hat China Währungsreserven im Gegenwert von rund zwei Billionen Dollar angehäuft – gut 70 Prozent davon in US-Papieren. Jetzt sorgt sich China um die Werthaltigkeit seiner Dollar-Anlagen. Mit Rücksicht auf die eigenen hohen Dollar-Bestände versucht China, still aus dem Greenback zu fliehen. So löst sich das Land in bilateralen Handelsabkommen allmählich vom Dollar. Solange dem Greenback noch Wert beigemessen wird, tauscht China ihn gegen Rohstoffe.

China stockt auf

Auch seine Goldreserven hat China heimlich aufgestockt – seit 2003 um 454 auf 1054 Tonnen, wie Peking überraschend Ende April meldete. China stieg damit zum weltweit fünftgrößten Goldbesitzer auf. Jochen Hitzfeld, Rohstoffexperte bei Uni-Credit, sieht einen direkten Zusammenhang mit der chinesischen Forderung nach Einführung einer internationalen Referenzwährung. Hitzfeld: „Bei dieser Währung könnte es sich um eine Korbwährung handeln, die auch einen Anteil an Gold aufweist.“ China wolle mit der Meldung anderen Zentralbanken signalisieren, sich entsprechend vorzubereiten. Dass Gold Teil eines aus verschiedenen Währungen zusammengesetzten Weltgeldes sein müsste, haben chinesische und auch russische Offizielle mehrfach betont, zuletzt auf dem Schwellenländer-Gipfel in Jekaterinenburg am vergangenen Dienstag.

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