Geldanlage Welche Rendite nachhaltige Fonds abwerfen

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Schatten-Fondsmanager Reusch Quelle: Frank Beer für WirtschaftsWoche

 Diese Haltung vertritt jedenfalls eine der moralischen Instanzen des Landes: der Orden der Franziskaner, der sich bereits seit Jahrzehnten mit ethischen Geldanlagen beschäftigt und in mehreren Schriften ein moralisch-wissenschaftliches Fundament geliefert hat, auf dessen Grundlage sich die meisten nachhaltigen Investmentfonds nun bewegen. "Wir verfolgen einen didaktischen Ansatz und bekennen uns zum ,best-in-class‘-Prinzip", sagt David Reusch, der in der Missionszentrale des Ordens für den Bereich ethische Investments zuständig ist. "Es macht Sinn, Unternehmen zu belohnen, die sich durch besonders ethisches Handeln von der Konkurrenz abheben."

Reusch, ein junger Mann mit freundlichem Blick und eloquentem Auftreten, empfängt in einem unscheinbaren Backsteingebäude in einem beschaulichen Stadtteil von Bonn. Gegenüber ragt der Turm der benachbarten katholischen Kirche empor, nebenan steht das Pfarrhaus. Hier sieht es wahrlich nicht nach großem Geld aus. Doch der Eindruck täuscht.

Bibel für Manager

Die Franziskaner, deren reich geborener Ordensgründer Franz von Assisi ein Leben in Armut wählte, sind schließlich echte Profis in Sachen Investments. Bereits 1997 entwickelten der Moraltheologe Johannes Hoffmann und der Ex-Wirtschaftsweise Gerhard Scherhorn in Zusammenarbeit mit dem Orden den Frankfurt-Hohenheimer Leitfaden, der einen differenzierten Kriterienkatalog für ethische Investements enthält und zu einer Art Bibel für Manager nachhaltiger Fonds wurde. 

Doch der Orden hat es nicht dabei belassen, ein moralisches und wissenschaftliches Fundament zu liefern. Mit der Kölner Fondsgesellschaft ampegaGerling, ‧einer Tochter des Versicherungskonzerns Talanx, haben die Franziskaner auch zwei Fonds aufgelegt, die den Namen "terrAssisi" tragen: einen klassischen Aktienfonds und einen Rentenfonds, der in festverzinsliche Anleihen umweltfreundlicher Unternehmen und Staaten investiert.

Der studierte Betriebswirt Reusch, der auch als Wirtschaftsanwalt oder Unternehmensberater durchginge, fungiert dabei als eine Art Schatten-Fondsmanager: Er kontrolliert, ob sich die Investmentprofis von ampegaGerling an den Frankfurt-Hohenheimer Leitfaden halten. "Die darin aufgelisteten Kriterien sind noch immer die Basis für die Auswahl von Aktien und Anleihen für unsere Fonds", erklärt Reusch, der kein Ordensmitglied, sondern angestellter Manager ist. 

Die Liste der Kriterien ist lang. Von vorneherein nicht infrage kommen zum Beispiel Unternehmen, die ihr Geld mit Glücksspiel verdienen, Biozide produzieren oder von Korruptionsskandalen erschüttert werden. "Das sind Ausschlusskriterien, da gibt’s keine Kompromisse", sagt Reusch. 

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