Gesetzliche Krankenkassen Wann sich der Wechsel lohnt

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Beitragserhöhungen blumig verpackt

Dieses Jahr ist die Lage etwas anders. Zum einen wird der Beitrag nicht mehr vom Versicherten gesondert überwiesen, sondern direkt mit dem Grundbeitragssatz eingezogen. Zum anderen ist die DAK mit dem Zusatzbeitrag ja mittlerweile in illustrer Gesellschaft. Vor allem von Ersterem könnten die teuren Kassen profitieren: laut Umfrage des AOK-Instituts sorgt der pauschale Einzug dafür, dass überhaupt nur 17 Prozent der Befragten wussten, dass ihre Kasse einen Zusatzbeitrag erhebt. Auch die Tatsache, dass es seit Anfang 2015 einen allgemeinen Satz von 14,6 Prozent des Bruttolohns gibt, auf den jede Kasse einen individuellen Zusatzbeitrag draufschlagen kann, ist vielen nicht bekannt. Nur 18 Prozent der Befragten konnten aussagen, was sich geändert hat.

Kassen informieren nicht transparent

Das Unwissen der Versicherten mag auch an der unklaren Informationspolitik der Krankenkassen liegen. Grundsätzlich sind die Kassen gezwungen, ihre Versicherten rechtzeitig und schriftlich über die Zusatzbeiträge zu informieren. Auf diese Weise sollen die Kunden auch an ihr Sonderkündigungsrecht erinnert werden. Die Verbraucherzentrale Hamburg hat derartige ihr vorliegende Schreiben von einigen Kassen analysiert und festgestellt, dass viele die höheren Beiträge recht blumig verpacken.

Besonders negativ aufgefallen ist demzufolge die Hanseatische Ersatzkasse (HEK). Unter der Überschrift "HEK auch 2016 mit TOP Preis-Leistungsverhältnis" liest der Versicherte, dass sein Zusatzbeitrag mit einem Prozent weiterhin unter dem bundesweiten Durchschnitt von 1,1 Prozent liegt. Dass der Beitrag aber dennoch erhöht wurde, liest er dagegen nicht. Das mit der Änderung verbundene Sonderkündigungsrecht wird von der HEK zwar erwähnt, allerdings nicht auf den Kunden bezogen. Vielmehr soll er die Kasse kündigungswilligen Freunden oder Familienmitgliedern empfehlen.

Das Bundesversicherungsamt, die Aufsichtsbehörde der Kassen, teilte der Verbraucherzentrale dazu mit, die Ausführungen der HEK zum Sonderkündigungsrecht könnten vom Versicherten missverstanden werden. Grundsätzlich sei aber gegen derartige Schreiben nichts einzuwenden. So müssen viele Versicherte genau lesen, um zu verstehen, was die Kasse ihnen sagen will. Auch im Schreiben der DAK wird zunächst über neue Leistungen und Angebote berichtet. Erst im zweiten Teil des Briefes berichtet die Kasse von ihrem hohen Beitrag. Im Gegensatz zur HEK weist sie aber transparent auf das Sonderkündigungsrecht des Mitglieds hin, mit dem 31. Januar wird auch das relevante Datum dafür genannt.

Aus Sicht der Kassen ist dieses Verhalten zwar verständlich - laufen ihnen zu viele Mitglieder weg, könnte das einige ins Schlingern bringen, - langfristig hält intransparente Informationspolitik aber auch keine Mitglieder. Grundsätzlich müssen sich sowohl die Kassen als auch die Politik überlegen, wie sie das System langfristig stabilisieren können. Denn eins darf nicht vergessen werden: zuletzt sind aufgrund der hohen Beschäftigung in Deutschland und der steigenden Löhne die Beitragseinnahmen der Kassen wieder gestiegen. Kein Versicherter möchte sich da ausmalen, wie hoch die Zusatzbeiträge werden, wenn nicht nur die Zahl der Rentner steigt, sondern auch noch die Löhne einbrechen und die Arbeitslosigkeit zunimmt.

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