Gesetzliche Krankenkassen Wann sich der Wechsel lohnt

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Leistungen vor Beiträgen

"Wer zufrieden ist, sollte ruhig bei seiner Krankenkasse bleiben", sagt Kranich. Gerade für Versicherte, die viele Leistungen in Anspruch nehmen müssen, wie chronisch Kranke, ist der Service der Kasse oft wichtiger als ein etwas höherer oder niedrigerer Beitrag. Zudem sollten sich Wechsler über die Folgen im Klaren sein: "Schnäppchenjäger verbessern das System nicht", sagt Kranich. Solange die Branche nicht digitaler wird, steigen durch häufige Wechsel die Verwaltungskosten, etwa durch die Ausgabe von neuen Gesundheitskarten. Versicherte sollten bei ihrer Wechselentscheidung also langfristig denken und genau überlegen, ob sich der Aufwand lohnt. Dazu gehört auch die Überlegung, dass eine Kasse, die heute vergleichsweise günstig ist, im kommenden Jahr schon über dem Durchschnitt liegen kann.

Wer wechseln möchte, sollte das aufgrund der Leistungen machen und weniger nach dem Beitrag gehen. "Die Leistungen der gesetzlichen Kassen sind zu 95 Prozent gleich", erklärt das gemeinnützige Verbraucherportal Finanztip. Mit den restlichen Zusatzleistungen aber kämpften die Versicherungen um die Mitglieder. Kassenvergleiche geben Verbrauchern Orientierung, auch Hinweise aus dem Freundeskreis sind hilfreich. Welche Vorsorgeleistungen zahlt die Kasse? Werden alle Impfungen übernommen, also auch exotische Reiseimpfungen? Gibt es ein Bonusprogramm, mit dem ich für ein gesundes Leben belohnt werde? Wie viel zahlt die Kasse für zahnärztliche Untersuchungen? Unterstützt die Versicherung alternative Medizin? Wie viele Leistungen bietet die Kasse im Fall einer Schwangerschaft? Sind meine Kinder genauso gut versichert wie ich? All diese Fragen können für Versicherte eine Rolle spielen und sollten vor einem Wechsel individuell beantwortet und gewichtet werden.

Leistungen im Fokus

Zumindest bisher scheint es, als würden Versicherte bei einem Wechsel tatsächlich stärker auf die verbesserten Leistungen achten, also auf höhere Beiträge. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine aktuelle Umfrage des wissenschaftlichen Instituts der AOK. Demnach legen 36,8 Prozent der Versicherten Wert auf "gute und ergänzende Leistungen" sowie die Frage, welche Kosten von der Krankenkasse übernommen werden. Für die Umfrage wurden im dritten Quartal 2015 rund 2000 Versicherte befragt. Serviceorientierung und gute Betreuung sind dagegen nur für 23,8 Prozent ausschlaggebend. Lediglich für 3,4 Prozent der Befragten ist der Preis allein ausschlaggebend für einen Wechsel.

Das ist zunächst eine gute Nachricht für die teuren Kassen, wie die Viactiv, und die zweitteuerste Kasse, die DAK. Die Hamburger verlangen immerhin 16,1 Prozent und drohen erneut, zahlreiche Mitglieder zu verlieren. Schon 2011 kündigten rund 500.000 Versicherte ihre DAK-Mitgliedschaft. Damals erhob die Kasse einen Zusatzbeitrag von acht Euro pro Monat, welchen die Mitglieder gesondert an die Versicherung überweisen mussten. Die DAK war zu der Zeit die einzige große Kasse, bei der es so einen Zusatzbeitrag gab.

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