Die neue elektronische Gesundheitskarte ist umstritten und dass viele Bürger sie nicht wollen, zeigen sie nun deutlich. Dabei geht es nur darum, ein Passbild an die Krankenkasse zu schicken. Seit Monaten schon mahnen diese deshalb ihre Kunden an, das kleine Foto endlich zu schicken. Nun erhöhen sie den Druck auf die fünf Prozent der mehr als 70 Millionen gesetzlich Versicherten, die sich bislang unkooperativ zeigen. Allerdings weiß niemand so genau, ob es aus Trödelei passiert oder weil sie dem System ablehnend gegenüber stehen.
Das Problem: Die Krankenkassen haben schon mehr als 700 Millionen Euro an Beitragsgeldern in die Karte investiert, wie die Welt schreibt.
Entscheidungshilfe: Gesetzlich oder privat versichern?
Ja: PKV geht
Nein: Sie dürfen aus gesetzlichen Gründen nicht in die PKV
Ja: spricht für die PKV,
Nein: überlegen Sie es sich zwei Mal - Drin gefangen, drin gehangen
Ja: in der GKV sind ihre Kinder kostenlos mitversichert, in der PKV kosten sie im Schnitt 120 Euro pro Kind und Monat extra
Nein: dann ist die PKV für Sie vermutlich günstiger als die GKV
Ja: GKV übernimmt sie unter Voraussetzungen
Nein: spricht für die PKV, in der Kinderbetreuung nicht als Standardleistung gilt
Ja: diese Leistung übernimmt nur die GKV
Nein: dann kann eine private Krankenversicherung günstiger sein
Ja: davon zahlt die GKV nichts, nur die PKV
Nein: spräche für GKV
Ja: die GKV spart daran, dort bräuchten Sie eine private Zahnzusatzversicherung, bei der PKV brauchen Sie diese in der Regel nicht
Nein: dann reichen die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung aus
Ja: achten Sie auf die Wahl des GKV-Anbieters, einige erstatten auch Akupunktur und andere Verfahren. Oft ist die PKV aber kulanter
Nein: GKV reicht aus
Ja: die GKV zahlt. Die PKV zahlt Krankentagegeld nur, wenn diese Leistung zusätzlich vereinbart und über höhere Beiträge bezahlt wird
Nein: dann spielt dieser Aspekt bei der Entscheidung GKV oder PKV keine Rolle
Ja: das spricht für eine Privatversicherung
Nein: dann genügen die Leistungen der gesetzlichen Krankenkasse
Ja: Dann ist die PKV kein Problem
Nein: dann ist der Abrechnungsmodus der GKV besser. Sie zahlt sofort.
Außerdem müssen sie derzeit mit zwei parallel-laufenden Systemen arbeiten - das soll sich irgendwann ändern. Deshalb setzen die Krankenkassen momentan eine Vielzahl ihrer Mitarbeiter frei, um den Hunderttausenden hinterher zu telefonieren oder ein Mahnschreiben nach dem anderen herauszuschicken.
Derweil kündigt sich von anderer Seite ein neues Problem an. Auch die Kassenärzte haben angekündigt, die Einführung der Gesundheitskarte zu boykottieren. Auch wollen die Ärzte niemanden stehen lassen, der im kommenden Jahr mit einem alten Ausweis in die Praxis kommt. Das ist aktuell die Angst vieler Versicherter, die in diesen Tagen Post bekommen, die aussagt, dass ihre Karte nur bis zum 31. Dezember 2013 ihre Gültigkeit behalte. Der GKV-Spitzenverband und die Kassenärztlichen Bundesvereinigung haben sich auf eine Übergangsfrist bis zum 30. September geeinigt.
Für diejenigen, die sich auch danach noch verweigern, wird es dann doch etwas unangenehm: Denn obwohl ein Patient immer medizinisch versorgt werden muss, kann der Arzt ihm die Kosten privat in Rechnung stellen, sofern es der Versicherte nicht schafft, innerhalb von 14 Tagen einen Versichertennachweis nachzureichen. Grundsätzlich ist als jeder Kassenpatient dazu verpflichtet, ein aktuelles Foto abzugeben - es muss allerdings nicht biometrisch sein. Ausnahmen gibt es für Kinder bis 15 Jahren, Menschen mit Pflegestufe, aber auch für Menschen, deren religiöse Überzeugung ein Foto verbietet.
Seit 1. Oktober 2011 werden die neuen elektronischen Gesundheitskarten ausgegeben, die die herkömmlichen Krankenkassenkarten nach und nach ablösen. Eigentlich sollte der Start schon 2006 über die Bühne gehen. Doch jahrelanger Streit um Kosten und Datenschutz sorgten dafür, dass die Ausgabe der Karten immer wieder verschoben wurde.