Giro- und Sparkonten 2017 Flucht vor dem Strafzins

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ING-Diba gewinnt Postbank-Kunden

Auch die ING-Diba registriert, dass sich mehr Kunden mit dem Thema Niedrigzinsen beschäftigen. Trotz der scheinbaren Ruhe brodle es etwas, sagte Martin Schmidberger, Leiter Gruppen- und Zielgruppenmanagement der Bank. Die ING-Diba selbst denkt derzeit nicht an die Einführung von Strafzinsen.

Schmidberger rechnet auch vielmehr damit, dass zahlreiche Banken weiter an der Gebührenschraube drehen. Das sei die „erste Option“ für die Geldhäuser. Zahlreiche private Banken, Sparkassen und Volksbanken haben in den vergangenen Monaten bereits Girokonten verteuert.

Zählt man die aus einer Landesbank hervorgegangene Berliner Sparkasse mit, haben acht der zehn größten Sparkassen dieses Jahr Gebührenerhöhungen angekündigt und weitgehend auch schon umgesetzt. Dazu kommt die Sparkasse Köln-Bonn, die bereits 2015 gehandelt hat.

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Auch kostenlose Girokonten gibt es immer seltener. Die Postbank, die 1998 ein Gratiskonto eingeführt hatte und damit als Vorreiter in Deutschland galt, verabschiedet sich weitgehend von der Gratisvariante. Für das klassische Konto Giro plus verlangt sie seit November 3,90 Euro monatlich. Gratis bleibt es nur ab einem Geldeingang von 3.000 Euro, bislang liegt die Grenze bei 1.000 Euro pro Monat.

Davon wiederum profitiert die ING-Diba nach eigenen Angaben, die nach wie vor ein kostenloses Girokonto anbietet. Zwar kann sie nicht angeben, wie viele Kunden von der Postbank zu ihr gewechselt sind. Aber eine Indikation nennt Schmidberger: Von August bis Oktober habe man rund 150.000 Neukunden für Girokonten gewonnen.

Die Postbank hatte das neue Gebührenmodell im August vorgestellt. Normalerweise eröffnet die ING-Diba täglich 800 bis 1000 neue Girokonten, im Herbst waren es in der Spitze 3000 bis 4000 pro Tag. In der Zeit hatten allerdings auch viele andere Geldhäuser die Preise angehoben, so dass ING-Diba auch Kunden anderer Banken angezogen haben dürfte.

Die Postbank selbst teilt mit, dass sich die Anzahl der Kündigungen unterhalb ihrer Erwartungen bewege. Zahlreiche Kunden würden in andere Postbank-Konten wechseln. So kostet das Onlinekonto unabhängig vom Gehaltseingang 1,90 Euro pro Monat. Zugleich verzeichne die Bank ein „durchaus signifikantes Neugeschäft durch Kunden anderer Banken“, so ein Sprecher der Postbank.

In der Tat akzeptieren Bankkunden höhere Gebühren für das Girokonto weitaus besser als einen Negativzins, wie die ZEW-Umfrage zeigt. So betrachten 75 Prozent der Befragten einen Strafzins als reine Kosten für sie – ohne Gegenleistung der Bank. Bei Kontoführungsgebühren liegt der Wert bei gut 50 Prozent.

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