Girokonten leichter übertragen Konto, wechsle dich!

Der Name ist sperrig („Zahlungskontengesetz“), doch der Effekt soll großartig sein. Banken sind jetzt verpflichtet, beim Kontowechsel zur Konkurrenz zu helfen. Doch völlig digital ist der Prozess nicht immer möglich.

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Ob von Sparkasse zu Postbank oder umgekehrt: Der Kontowechsel wird für alle Bankkunden vereinfacht. Quelle: Imago

Berlin Die Dauerniedrigzinsen haben zu einem Umdenken bei vielen Banken geführt. Sie suchen neue Ertragsquellen und haben dabei die Gebühren entdeckt. Fast jede Bank ist dabei, ihre Gebührenpolitik zu überdenken. Für ein kostenloses Girokonto hat beispielsweise die Postbank die Hürden kürzlich kräftig angehoben. Mit dem Zahlungskontengesetz erleichtert die Bundesregierung den Wechsel der Bank, es tritt am 16. September in Kraft.

Das gemeinnützige Verbraucherportal für Finanzen, Finanztip, hat nachgeforscht, wie Banken das Gesetz konkret umsetzen wollen. In Zeitverzug gerät offenbar niemand. Finanztip-Geschäftsführer Hermann-Josef Tenhagen ermuntert Verbraucher, bei ihren Banken genauer hinzuschauen. „In vielen Fällen können Schätze gehoben werden“, so Tenhagen.

Einige Banken verlangen für ihre Girokontendienste mehr als 200 Euro im Jahr, weiß Finanztip-Bankenexpertin Josefine Lietzau zu berichten. Dagegen würden einige Online-Banken Girokonten fast kostenlos anbieten. Laut Bundesbank gibt es in Deutschland fast 102 Millionen Girokonten (Stand 2014), mehr als die Hälfte, rund 56 Millionen sind davon reine Online-Konten.

Aber viele Bundesbürger sind duldsam. Die Bankverbindung zu wechseln, ist mit vielen Unannehmlichkeiten verbunden. Häufig hängen noch Sparkonten, Kredite und eine Kreditkarte dran. Da überlegt man sich schon einen Wechsel. Eine frühere Umfrage des Digitalverbandes Bitkom ergab, dass im Schnitt knapp ein Viertel der Bundesbürger ihre Bankverbindung schon mal gewechselt haben.

Im Zuge steigender Gebühren dürfte die Wechselbereitschaft steigen. So gehen 86 Prozent der von Finanztip befragten Banken von einem moderaten Anstieg Wechselwilliger aus. Alle Angaben von Finanztip berufen auf einer Umfrage unter 27 Banken.42 wurden angeschrieben, 15 reagierten nicht. Die 27 Banken repräsentieren 18 Millionen Girokonten.


Digitale Wechselhilfen

Hat ein Kunde vor, die Bankverbindung zu wechseln, muss er das schriftlich anzeigen. Laut Zahlungskontengesetz haben die Banken dann zwölf Geschäftstage Zeit, dem Wunsch zu entsprechen. Die bisherige Bank ist verpflichtet, die Transaktionsdaten der letzten 13 Monate an die neue Bank zu übermitteln. Wesentlich schneller funktionieren die digitalen Wechselmöglichkeiten. Hier nimmt der Wechsel nur drei Tage in Anspruch – läuft aber nicht komplett online ab.

Digitale Wechselhilfen bieten fast alle Banken in Kooperation mit einem Fintech-Unternehmen an. Zu ihnen gehört beispielsweise Finreach. Finreach-Geschäftsführer Sascha Dewald bemängelt, dass ein Kontowechsel nach dem neuen Gesetz nicht so modern und digital sei, wie man annehmen könnte. „Der Kunde muss das Online-Formular ausdrucken, manuell unterschreiben und per Post an seine neue Bank senden“, beschreibt Dewald den Prozess.

Allerdings habe der Kunde die Wahl, andere Wechselservices der Bank zu nutzen. Bei einem komplett digital vollzogenen Kontowechsel könne der Prozess innerhalb von zehn Minuten abgeschlossen werden, meint Dewald. Finreach bietet derzeit 70 Banken und Sparkassen seine Dienste an.

Finanztip bewertet das Zahlungskontengesetz prinzipiell positiv, wenn auch die Fehleranfälligkeit durch die Schriftform relativ hoch sei. Zudem werden nicht alle Zahlungspartner wie beispielsweise Amazon automatisch berücksichtigt.

Sollte es im Rahmen eines Bankenwechsels zu Mahnungen kommen, da Verpflichtungen nicht rechtzeitig beglichen wurden, kann die Bank dafür haftbar gemacht werden.

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