Grüne Kapitalanlage Geld verdienen mit Öko-Investments

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Wachsende Nische

Mit Fonds Risiken streuen. Wer in schwierigem Börsenumfeld nicht auf Einzelwerte setzen, sondern Risiko streuen möchte, sollte einen der über 100 in Deutschland angebotenen Nachhaltigkeits-Fonds kaufen.

Bei als „nachhaltig“ verkauften Investmentfonds stößt allerdings auf, dass sie meist zu wenig in Unternehmen investieren, die direkt am Umwelt- oder Klimaschutz verdienen. „Die meisten Fondsmanager verstehen ihren Job so, dass sie sich von eingekauften oder hauseigenen Datenbanken nach ethischen oder ökologischen Kriterien die Branchenbesten aus konventionellen Branchen herausfiltern lassen, mehr nicht“, kritisiert Werner Hedrich, Researchleiter bei Morningstar.

Dass das Branchenbesten-Prinzip bei Investmentfonds so verbreitet ist, liegt daran, dass Unternehmen, die zu den Ökobranchen im engeren Sinne gehören, sich eher im kleineren bis mittleren Aktiensegment tummeln. Mit solchen Werten lässt sich nur schwer ein milliardenschweres Portfolio bestücken. „Anleger, die in die großen nachhaltigen Fonds investieren, sollten sich daher bewusst sein, dass sie in puncto Umweltschutz Abstriche machen müssen“, sagt Silke Riedel vom Imug.

Einige Fonds, wie etwa der 1,5 Milliarden Euro schwere Pioneer Global Ecology, suchen den Kompromiss: möglichst viel Umwelttechnik mit Unternehmen wie Schmack Biogas oder Repower, gepaart mit einer Reihe von Branchenbesten wie Hewlett-Packard oder Henkel (siehe Tabelle unten). Als eines von wenigen nachhaltigen Portfolios schaffte Pioneer diesen Spagat recht erfolgreich. In den vergangenen drei Jahren schaffte er einen Wertzuwachs von durchschnittlich 19 Prozent pro Jahr.

Bei Öko-Puristen wie Hans Leitner, der den Espa Stock Umwelt WWF managt, haben konventionelle Unternehmen wie Henkel dagegen keine Chance – selbst wenn sie Branchenbeste sind. Leitner mag auch vermeintlich grüne Aktien wie die des Biotreibstoffherstellers Verbio nicht. „Sprit aus Nahrungsmitteln herzustellen erzeugt mehr Kohlendioxid als herkömmlicher Treibstoff“, sagt er. Bisher hat sich die orthodoxe Auswahl für die Anleger ausgezahlt. Das Espa-Produkt konnte, unter anderem mit Shimano und Wasser-Aktien, in zwölf Monaten mit plus 9,0 Prozent noch ein vorzeigbares Ergebnis erzielen.

Zu eng gestrickt. Bei Zertifikaten gibt es viele hoch spezialisierte Produkte auf von Banken entworfene Biotreibstoff-, Brennstoffzellen- oder Solarindizes. Solche » meist von Marketingstrategen nach Modetrends zusammengestellten Aktienkörbe sind zu einseitig ausgerichtet und daher riskant. Das Gros der Papiere hat nur eine befristete Laufzeit. Verluste können deshalb nicht ausgesessen werden. Weil viele Zertifikate erst seit Kurzem angeboten werden, fehlen auch noch Erfahrungswerte dazu, ob das Anlagekonzept tatsächlich funktioniert. Dritter Nachteil: Aktienkörbe bestehen meist nur aus zehn bis zwölf Titeln, von denen die größten drei mehr als die Hälfte des Portfolios ausmachen. Mit einem gut gestreuten Investment hat dies wenig zu tun.

Zu den wenigen Produkten, die diese Konstruktionsfehler nicht aufweisen, zählt das Zertifikat World Alternative Energy Index von Société Générale. Es läuft endlos und setzt sich aus 20 nahezu gleich gewichteten Aktien zusammen, darunter Werte wie der Windkraftanlagenbauer Vestas und Ballard Power.

Anleger sollten das Zertifikat dennoch erst mal auf die Beobachtungsliste setzen. Alternative Energieanbieter leiden derzeit überdurchschnittlich unter der Korrektur, das Zertifikat dürfte es in den kommenden Monaten noch billiger geben.

Anleihen beimischen. Wem Aktien allein ohnehin zu heiß sind, der hat die Möglichkeit, sein Geld in einen grünen Mischfonds wie den Swisscanto Green Invest Balanced zu investieren. Anleger müssen sich dann allerdings mit Renditen von fünf bis sechs Prozent pro Jahr begnügen.

Recht attraktiv ist auch die Anleihe des französischen Wasserkonzerns Veolia, die bis 2022 läuft. Bei einem Zinskupon von 5,12 Prozent und einem Kurs von 90,72 bleiben derzeit 6,1 Prozent Rendite hängen.

Noch sicherer, aber auch noch weniger rentabel, sind grüne Rentenfonds wie der Oppenheim Ethik Bond Opportunities. Mehr als 2,5 bis 3,0 Prozent sind damit momentan nicht drin. Etwa 70 Prozent des Portfolios besteht aus Staats- und Unternehmensanleihen aus dem Euro-Raum. Um die Wertentwicklung des Rentenfonds auch bei steigenden Zinsen zu stabilisieren, arbeiten die Fondsmanager mit Zinstermingeschäften.

So wie SAM und das Imug-Institut Unternehmen bewerten, prüfen die Zürcher Kantonalbank und die Schweizer Bank Sarasin regelmäßig, wie nachhaltig Staaten handeln. Finnland schneidet bei solchen Vergleichen regelmäßig gut ab. „Ein gutes Bildungs- und Gesundheitssystem und geringe Umweltschäden ersparen der Volkswirtschaft zukünftige Kosten, entlasten damit die öffentlichen Haushalte und verbessern so ihre Bonität“, sagt Michaela Collins, Senior-Analystin im Nachhaltigkeits-Research bei der Bank Sarasin.

Eine Überlegung ist das wert: Finnische Staatsanleihen mit fünfjähriger Laufzeit bieten zurzeit zwar nur 0,13 Prozent mehr Rendite pro Jahr als vergleichbare deutsche Staatspapiere. Das gute Gefühl, in ein Land zu investieren, das in Sachen Umweltschutz und Pisa-Bildung für die Zukunft besser gerüstet ist als Deutschland, gibt es dafür gratis dazu.

Musterknaben

Die Schweizer Vermögensverwaltung SAM wählte aus den weltweit 2500 größten Unternehmen nach wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Kriterien die Konzerne aus, die in ihren Branchen am nachhaltigsten arbeiten. Die Besten aus den 25 wichtigsten Sektoren im Überblick.

Quelle: SAM Group Unternehmen Branche Adidas Bekleidung Air France-KLM Fluglinien Akzo Nobel Chemie Allianz Versicherungen Australia & New Zealand Banking Banken BAT Tabak BMW Automobil Caterpillar Maschinenbau Electrolux Haushaltsgeräte Heineken Getränke Henkel Konsumgüter Hewlett-Packard Computer Holcim Bau Iberdrola Stromversorger Intel Halbleiter Marks & Spencer Einzelhandel Novo Nordisk Pharma Philips Unterhaltungselektronik Pirelli Automobilzulieferer Samsung Elektronikausrüster SAP Software Statoil Öl- und Gasproduktion Telenor Mobilfunk TNT Logistik Unilever Nahrungsmittelhersteller

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